100 Tiere weniger in Zug vor Ort

Zertifikats-Ärger trübt am Stierenmarkt die Stimmung

Der Stierenmarkt in Zug 2021: Ganze 100 Tiere weniger sind diesmal im Angebot. (Bild: Jan Rucki)

Der Zuger Stierenmarkt findet dieser Tage wie jedes Jahr statt. Diesmal aber in etwas reduzierter Form. Rund 100 Stiere weniger stehen nämlich auf dem Platz – wegen Corona. Nicht aber etwa weil es der Veranstalter so wollte, sondern vielmehr wegen der Züchter selbst. Die Stimmung vor Ort ist zwar gut, aber etwas getrübt.

Donnerstagmorgen auf dem Zuger Stierenmarkt: Kurz nach Eröffnung steht zentralplus vor dem Einlass des Geländes, es riecht nach Zuckerwatte, Magenbrot und Bratwurst. Wer seinen Magen bereits voll hat, kann auch Plastiktraktoren im Miniformat kaufen.

Zackig geht es voran. Nach dem Covid-Zertifikat-Check, der dieses Jahr auf dem Stierenmarkt für alle Pflicht ist, gelangen wir mitten aufs Gelände. Ländlermusik dröhnt aus den Lautsprechern eines Zelts, wo einige Besucherinnen bereits ihr erstes Bier trinken. Die Stimmung scheint erst einmal gut zu sein, die ersten Gäste sind bereits vor Ort.

«Die Stimmung ist ganz gut, auch wenn dieses Jahr viel weniger los ist als sonst.»

Stierbesitzer

Von Frust und Kaufeslust

Einer der Viehzüchter kommt auf uns zu. zentralplus fragt ihn, wie er die diesjährige Ausgabe des Stierenmarkts findet. «Die Stimmung ist ganz gut, auch wenn dieses Jahr viel weniger los ist als sonst», meint er denn. Der um die 35 Jahre alte Bauer ist mit seinen Tieren vom Appenzell angereist und findet es wichtig, auch unter diesen etwas spezielleren Umständen an der Messe teilnehmen zu können. «Gleichzeitig kann ich es aber auch gut verstehen, dass dies viele der Bauern nicht mitmachen», erklärt er weiter und gibt dabei zu verstehen, wie überflüssig er eine Zertifikatspflicht an einer Veranstaltung wie dieser findet.

«Wir finden die ganze Sache mit Corona langsam aber sicher einen grossen Zirkus.»

Stierbesitzer

Wir fragen nach, ob Corona unter den Viehzüchtern auf dem Markt ein Thema ist. «Ja, sehr sogar. Und wir finden die ganze Sache mit Corona langsam aber sicher einen grossen Zirkus.» Die Frage, ob man denn den Sinn hinter der Zertifikatspflicht nicht sehe, lässt er unbeantwortet. Gekonnt wird vom Thema abgelenkt. Der Wolf in den Bergen scheint die zweitgrösste Sorge vieler Schweizer Bauern zu sein.

Wir ziehen weiter. Mitten durch die kräftigen und teilweise aufgetakelt aussehenden Tiere, bis wir ein junges Besucherpaar antreffen: «Wir sind hier, um uns das Vieh anzuschauen.» Ihre beiden Familien betreiben je einen Bauernhof. «Vielleicht machen wir auch bei der Versteigerung eines Tiers mit. Wir sind uns da aber noch nicht sicher», so der junge Mann. Schliesslich koste ein solches Tier schnell einmal mehrere tausend Franken.

Von Stammgästen und Pandemiebekämpfung

Ein paar Schritte weiter stehen zwei ältere Männer. «Seit dreissig Jahren kommen wir jedes Jahr an den Stierenmarkt. Wir drehen hier jeweils unsere Runde, treffen alte Freunde und geniessen die Atmosphäre.» Die Stimmung empfinden sie auch in diesem Jahr als positiv, auch wenn viel weniger los ist als sonst. «Natürlich füllt sich das Gelände gegen Nachmittag mehr, dennoch dürfte gerade für die Verkäufer an den Ständen dieses Jahr der Umsatz etwas schmaler ausfallen», führt einer der beiden aus.

«Corona ist eine Sache, durch die wir alle gemeinsam müssen.»

Stierenmarkt-Besucher

Dass es Bauern gibt, die sich der Erstellung eines Covid-Zertifikats verweigerten und nicht zur Messe gefahren sind, können die beiden nicht verstehen. Sie meinen: «Klar ist das etwas mühsam, doch Corona ist eine Sache, durch die wir alle gemeinsam gehen müssen.» Die beiden sind selbst Bauern aus dem Kanton Aargau – Kaufinteresse an den Tieren haben sie aber keines. Es fängt an zu nieseln. Wir suchen langsam den Ausgang des Geländes – gehen dabei vorbei an einem Stand, an dem Traktoren aus Metall – so richtige eben – gekauft werden können.

Die Stimmung auf dem Markt ist zwar grundsätzlich gut, wird aber durch die fehlenden Stiere etwas getrübt. Es ist ruhiger, als er in vergangenen Ausgaben gewesen sein soll. Und dann bleibt eben Corona das grosse Thema auf dem Platz, welches die Meinungen spaltet. Und dies, obwohl es beim Zuger Stierenmarkt doch eigentlich um etwas ganz anderes gehen soll.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 09.09.2021, 18:13 Uhr

    Es ist nicht der Erste und nicht der Letzte Virus auf dieser der Erde.
    Die nächsten aufgetauten Virusse, verwachen vom zig tausend Jahre alten thermofrost Schlaf in Sibirien und Alaska
    Auch der Klimawandel besteht,seit die Erde lebt.Natur PUR.
    «Häb Sorg»

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon