«Träumereien» in Zeiten der Pandemie

Zentralschweizer Jugendsinfonieorchester spielt Musik zum Träumen

Als wäre das Publikum vor Ort spielt das ZJSO mit beeindruckender Hingabe (Bild: ZJSO)

Den Alltag hinter sich lassen und in andere Welten eintauchen – das scheint gerade während der manchmal eintönigen Zeit der Pandemie ein Bedürfnis der Menschen zu sein. Das Zentralschweizer Jugendsinfonieorchester (ZJSO) nimmt die Zuhörerinnen in ihrem aktuellen Projekt «Träumereien» mit auf eine Traumreise.

Das ZJSO schafft ausgehend von der aktuellen Situation ein ganz neues Konzerterlebnis. Für «Träumereien» reist man nicht so, wie es geplant war, ins KKL oder ins Theater Uri Altdorf, sondern macht es sich zu Hause auf dem Sofa bequem. Mit einem Livestream wird das ZJSO direkt ins Wohnzimmer gebracht. Das Orchester kann auf diese Weise trotz den Einschränkungen für kulturelle Veranstaltungen ihr neues Projekt aufführen.

Plattform für junge Musiker aus der Zentralschweiz

Das ZJSO wurde im Frühling 2012 gegründet. Die Plattform für motivierte, junge Musikerinnen entwickelte sich schnell zu einem Orchester mit professionellem Charakter. In 24 Projekten bewiesen die insgesamt über 500 Beteiligten grosse Ambitionen, viel Engagement und vor allem Leidenschaft für die Musik. Während die klassische Musik im Vordergrund steht, zeigt sich das ZJSO sehr innovativ und wandlungsfähig, indem es sich auf andere Musikstile und Aufführungskonzepte – wie einen Livestream – einlässt.

Zuerst nur Proben im Kleinen

Besonders am Projekt «Träumereien» ist nicht nur die digitale Austragung. Vorbereitung und Planung erforderten nebst Spontanität und Kreativität vor allem auch Zuversicht. Im März begannen die Musiker mit Proben in kleinen Gruppen von 3 bis 5 Personen. Dadurch konnte zwar an Finessen geschliffen werden. Als ganzes Orchester konnten sie nicht zusammen üben.

Eine Sonderbewilligung des Kantons Uri erlaubte den Musikerinnen schliesslich Anfang Mai die erste Tuttiprobe. Das Orchester nahm die damit verbundenen Bedingungen, nämlich das regelmässige Durchführen von Coronatests und das Einhalten von Abständen, auf sich, um endlich wieder als komplettes Orchester zusammen zu spielen.

Live aus dem Theater Altdorf Uri

Am zusätzlichen organisatorischen Aufwand, den die Mitglieder des Orchesters zu tragen bereit sind, und der Flexibilität, die sie zeigen mussten, wird bereits deutlich, wie gross die Motivation für das gemeinsame Spielen ist. Diese Motivation und die Freude an der Musik kommen am Konzert zum Ausdruck. Eine gewaltige Ballung junge Energie springt den Zuhörenden zu Hause aus dem Bildschirm entgegen, wenn sie dem ZJSO, welches im Theater Altdorf Uri live spielt, zuhören und zuschauen.

Im Vorspann des Livestreams lässt das ZJSO die Menschen, die von zu Hause zuschauen, mit Fotos einen Einblick in die Probezeit gewinnen. Durch die eingeblendeten Zitate der Musizierenden, die auf die Eindrücke aus den Proben folgen, kommt man den Jugendlichen im Orchester trotz Distanz etwas näher.

Tschaikowski und Schumann

Das Konzert wird eröffnet mit der Suite op. 20 aus «Schwanensee». In der Suite von Pjotr Iljitsch Tschaikowksi werden verschiedene Nummern aus «Schwanensee» zusammengetragen. Das Ballett um das Märchen «Schwanensee», welches 1895 in Sankt Petersburg uraufgeführt wurde und heute weltberühmt ist, erzählt von Liebe und Freude, aber auch von Verführung, Leid und Betrug. Mit Musik alleine und ohne Inszenierung versucht die Suite, Inhalt, Spannung und Emotionen des Märchens zu vermitteln. Das ZJSO trägt eine Auswahl der Suite vor.

Während man bei der Suite aus «Schwanensee» in einen turbulenten und emotionsgeladenen Traum gerät, lässt die darauffolgende 3. Sinfonie Es-Dur op. 97 von Robert Schumann in eine heitere und fröhliche Welt eintauchen. Der Titel von Schumanns Sinfonie «Die Rheinische» entstand kurz nachdem Schumann von Dresden nach Düsseldorf zog. Schumann führt in seiner Sinfonie auf eine Reise entlang des Rheins, die voller Entdeckungen und Überraschungen steckt.

Professionalität auf vielen Ebenen

Die Auflösung der Bilder, die Kameraführung und der Ton vermögen zwar nicht mit den visuellen Eindrücken und vor allem der Akustik eines Konzertsaals mithalten, führen jedoch kaum zu Qualitätseinbussen. Dies ist nicht nur den für die Technik Zuständigen zu verdanken, sondern besonders dem Dirigenten Jonas Bürgin, dem künstlerischen Leiter Omar Barone und dem Orchester, die mit hoher Professionalität überzeugen. Sie lassen sich durch die besonderen Umstände nicht beirren, auch wenn sie zum Teil mit Plexiglasscheiben voneinander getrennt sind, Masken tragen müssen und das Publikum und dessen Reaktionen nicht sehen können.

Die Jugendlichen beweisen ihre musikalischen Fähigkeiten mit enormer Leidenschaft. Die physische Distanz zwischen dem Orchester und den Zuhörenden schaffen sie mit ihrer Musik zu überwinden. In Gedanken sitzt man für die kurze Dauer des Konzerts nicht mehr in der eigenen Stube, sondern reist mit dem Orchester durch eine farbige und vielfältige Traumwelt.

Unterstützung und Förderung junger Musikerinnen und Musiker lohnt sich

Die Aufzeichnung des Livestreams kann jederzeit angeschaut werden. Das ZJSO bietet das musikalische Erlebnis kostenfrei an. Sie weisen jedoch darauf hin, dass sie für die Deckung der Unkosten auf Spenden angewiesen sind. Die Angaben für Spenden auf das Vereinskonto finden sich in der Beschreibung des Streams. Mit einer Spende wird nicht nur die Finanzierung des aktuellen Projekts unterstützt, sondern auch das Fortbestehen des Orchesters und die Finanzierung zukünftiger Projekte wie dem Nachwuchsprogramm «Auftakt» für junge, noch wenig erfahrene Musikerinnen und Musiker. Dass die Unterstützung und Förderung von jungen Musizierenden wertvoll und gewinnbringend ist, hat das ZJSO mit ihrem Projekt «Träumereien» bewiesen.

Schaue hier das Konzert.

Weitere Events findest du in unserem Eventkalender.

Das neue Projekt des ZJSO verführt zu Träumereien (Bild: ZJSO)
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