Schlitteln am Zugerberg: Der Selbstversuch

zentralplus fordert zum Duell: Wer schlittelt schneller als wir?

Die nächste Haarnadelkurve kommt. Ob man vielleicht doch etwas bremsen sollte?

(Bild: wia)

Ach, endlich wieder einmal auf die Schlittelpiste! Im Powerslide um Kurven brettern und dabei den anderen Lamaschis um die Ohren fahren. Das Zuger zentralplus-Team hat sich den Winter zum Freund gemacht und ist den Zugerberg runtergerodelt. Ob Sie unser Rekordtempo toppen können?

Ja ja, alles klar, der Winter ist garstig und neblig und kalt und weiss. Na und? In der Kälte lässt sich auch ganz Ulkiges tun. Wir reden hier nicht von anstrengenen Skitouren und furchtbarem Hölle-Hölle-Aprés-Ski-Mist. Wir reden vom unangestrengten Dahingleiten im Halbliegen, vom Adrenalinschub in Haarnadelkurven und bei unverhofften Bodenwellen, vom Wettkampfgeist, der da plötzlich wach wird, wenn man links vom 10-Jährigen auf dem Bob und rechts vom bärtigen Opa auf dem Davoser überholt wird. Schlitteln ist paradiesisch, finden zumindest wir. Und darum nutzen wir die Gunst der Mittagsstunde, fahren hinauf in die Schönegg, setzen uns mit unseren Holzschlitten ins Bähnli, und rauf gehts in den Nebel.

Kurz nach dem Start auf dem Zugerberg. Die Sicht ist mässig, dafür ist's lässig.

Kurz nach dem Start auf dem Zugerberg. Die Sicht ist mässig, dafür ist’s lässig.

(Bild: wia)

Es ist Donnerstag, die Bahn ist halb leer, und wir sind gespannt auf die eisigen Kurven, die uns ein Schild an der Talstation angedroht hat. Hurra! Nun gut, ein wenig fürchten wir uns auch.

Warum in die Ferne schweifen?

Die Schlittelpiste auf dem Zugerberg ist 2,5 Kilometer lang und einfach mit den öV zu erreichen. Mit dem Bus Nummer 11 erreicht man die Endhaltestation Schönegg, von dort bringt einen das Zugerbergbähnli hinauf auf den Zugerberg, von wo aus man direkt losschlitteln kann. Die Bahn verkehrt unter der Woche im Halbstundentakt und am Wochenende, wenn viel Betrieb ist, häufiger.

Powerslides sind gut und recht und durchaus erwünscht, aber wenn es änen an der Kurve die Böschung runter geht, dann findet das zwar die GoPro-Kamera super, die alles ungeschönt vom Kopf aus mitfilmt, nicht aber die alternden Gliedmassen. Nun, egal. Wir sind schon oben. Montieren Mütze, Handschuhe und besagte Kamera, die uns mit dem Slogan «Be a HERO» dazu animiert, doch bitte etwas seltener zu bremsen.

Eis? Hier ist doch alles butterweich!

Wir sind bereit. Kamera an, 3, 2, 1, los! In einer langen Geraden geht’s zuerst durchs kalte Weiss, die Nase friert bereits nach wenigen Metern, so auch die Hände. Bei der ersten Rechtskurve ist jedoch alles vergessen. Mittlerweile haben unsere Schlitten an Tempo gewonnen, doch, wir kriegen die Kurve, alles bestens, von wegen Eis, pah!, alles ist hier oben butterweich. Die Piste ist perfekt, hat kaum Dellen und ist ziemlich schnell. Auch die nächsten Kurven bodigen wir anstandslos, langsam kommt Euphorie auf. Das Arbeitsgschpändli vor uns lässt einen Juchzer verlauten.

Und nun geht’s in den Wald hinein, hoppla, das war also mit Eis gemeint. Doch das Eis ist uns wohlgesinnt, wir lassen die ersten Konkurrenten hinter uns. Weiterbrettern auf der ebenfalls etwas eisigen Geraden. Und nun kommt das Pièce de Resistance, die Haarnadelkurve, wo bestimmt schon den einen oder die andere die Bretterwand geküsst hat. Machen wir aber nicht. Sondern lassen weitere Konkurrenten hinter uns und liefern uns ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem übermütigen jungen Herrn. Der hätte aber früher aufstehen sollen, denn schwupps sind wir an ihm vorbei. Werden etwas übermütig, wittern einen Rekord! Ob eine Bobfahrer-Karriere auch nach dreissig noch möglich ist? Eine Steilwandkurve kommt, wir nehmen sie, das war jetzt relativ just.

Ein Ende im braunen Sulzschnee

Im Hinterkopf taucht plötzlich der Soundtrack von Mario Kart auf, yippie! Wenn es doch nur Münzen zu holen gäb. Je weiter wir gen Tal brettern, desto brauner wird auch die Piste. bis wir letztlich im Sulzschnee in gemächlichem Tempo über die Bodenwellen holpern, und dann, traurig aber wahr, kurz über der Bahnstation stehen bleiben. Die Stoppuhr sagt, wir hätten für die 2,5 Kilometer 6 Minuten und 9 Sekunden gebraucht. Ordentlich, finden wir einstimmig, und nicken uns anerkennend zu.

Am Ende der Strecke wird die Angelegenheit etwas schmutzig.

Am Ende der Strecke wird die Angelegenheit etwas schmutzig.

(Bild: wia)

Der Schweizer mag den Zugerberg zwar belächeln, böse Zungen behaupten, er hätte die Bezeichnung Berg nicht verdient. Doch kurz fühlt sie sich nicht an, die Piste. Schnell ist sie noch dazu. Und mit gültigem GA oder Zuger Pass auch kostenlos.

Alles ist nun kalt. Die Hände, die in viel zu dünnen Handschuhen stecken. Der Hintern, der, wer weiss warum, einiges an Schnee abgekriegt hat. Und erst die Füsse! Es tut alles schrecklich weh. Wir sehen uns an und befinden einstimmig: «Komm, wir gehen nochmal hoch.»

 

Und so sieht die Strecke von oben aus.

Und so sieht die Strecke von oben aus.

(Bild: google Maps)

Wie stets um Ihre Schlittelkünste? Wie schnell schaffen Sie den Zugerberg? Wir rufen auf zum Wettkampf: zu toppen sind 6 Minuten und 10 Sekunden. Beweisvideos gerne an [email protected]

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