Linke findet: Das geht günstiger – und grüner

Zank um Steuergelder fürs Zuger Seefest

Am Samstag fand in Zug die 50. Ausgabe des Zuger Seefests statt. Im Voraus wurde der Anlass jedoch kritisiert.

(Bild: Tobias Lackner)

Weil das Zuger Seefest heuer nur an einem Tag durchgeführt wurde, wäre es nicht nötig gewesen, ganze 119’000 Franken dafür zu sprechen, findet die städtische Alternative/CSP-Fraktion. Dem widerspricht der Stadtrat und der Veranstalter. Dieser verteidigt überdies den Auftritt der Patrouille Suisse.

Vor einem Jahr hatte das neue Seefest-OK, der Verein Zug Sports, einige Neuerungen angekündigt. Nicht nur das Gastrokonzept und die Prozesse sollten verbessert werden, auch sollte das Fest von einem auf zwei Tage erweitert werden. Nicht zuletzt mit der Aussicht auf finanzielle Entlastung, da etwa das Feuerwerk um einen Tag verschoben werden könnte bei schlechtem Wetter.

Ein Jahr später ist alles wieder beim Alten. Die 50. Ausgabe des Seefests dauerte wieder einen Tag (zentralplus berichtete). Dies, obwohl die Veranstalter gegenüber den Medien erklärten, dass der zusätzliche Sonntag gut angekommen sei. Grund für die Rückkehr zu nur einem Festtag: Man könne die zusätzlichen Programmpunkte am Sonntag ohne zusätzliche Mittel nicht stemmen.

CSP-Gemeinderätin Monika Mathers stösst diese Entwicklung sauer auf. «Die Organisatoren hatten die Änderung letztes Jahr gross angekündigt, auch in der Geschäftsprüfungskommission wurde sie besprochen und vom Stadtrat gutgeheissen.» So sei es irritierend gewesen, vor wenigen Monaten in der Zeitung davon zu erfahren, dass das Fest dieses Jahr schon nicht mehr an zwei Tagen durchgeführt werde.

Auch die Stadt ging von mehrtägigem Fest aus

Aus diesem Grund reichte die Fraktion Alternative/CSP eine Interpellation ein mit dem Titel «Halbierung Seefest, Halbierung der Kosten?». Der Antwort ist zu entnehmen, dass auch der Stadtrat davon ausgegangen war, dass das Seefest in Zukunft auf zwei Tage erweitert werden soll. Doch sei dies nicht ausdrücklich so festgehalten worden.

Zum Zeitpunkt des eingereichten Konzeptes hätte jedoch erst eine einzige Austragung des Sonntagsprogramms stattgefunden. «Aufgrund dessen konnten keine definitiven Rückschlüsse über den Erfolg dieses Programmteils gezogen werden», so der Stadtrat.

Sponsorengelder landen bei ESAF statt kleineren Events?

Gemäss Bericht hat der Verein Zug Sports indes gute Gründe, weshalb er den Sonntag sausen lässt. Man sei davon ausgegangen, das zu erwartende Defizit für die Erweiterung auf den Sonntag mit privaten Sponsorengeldern abdecken zu können. Diese zu generieren, sei jedoch nicht gelungen, weil viele Hauptsponsoren dieses Jahr nur das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest unterstützen würden.

«Die Beiträge, welche die Stadt gesprochen hat, reichen nicht aus, um einen zweitägigen Event sicherzustellen.»

Daniel Schärer, Organisator Zuger Seefest

Auf Seiten von Zug Sports differenziert man etwas mehr. OK-Präsident Daniel Schärer sagt: «Der Sonntag rentiert sowohl vom Aufwand als auch vom Ertrag her nicht. Die Beiträge, welche die Stadt gesprochen hat, reichen nicht aus, um einen zweitägigen Event sicherzustellen.»

Man habe zwar ein entsprechendes Gesuch um mehr Gelder gestellt, diese jedoch nicht erhalten. «Wir akzeptieren das und versuchen, das Maximum aus den zur Verfügung stehenden Mitteln zu holen. Was uns, so glaube ich, sehr gut gelungen ist.» Und Schärer ergänzt: «Es wäre natürlich unangenehm, wenn der Beitrag noch weiter reduziert würde.»

Bei Infrastruktur und Sicherheit sparen? Njet, sagt die Stadt

Das sieht die Stadtzuger Linke anders und stellt die provokante Frage: «Halbierung Seefest, Halbierung der Kosten?» Natürlich sei ihr klar, dass die städtischen Beiträge nun, wo der Anlass wieder auf einen Tag reduziert worden ist, nicht halbiert werden, sagt Mathers. «Doch habe ich das Gefühl, dass es für die Stadt möglich gewesen wäre, in den Bereichen Infrastruktur und Sicherheit etwas weniger zu zahlen.»

Dieser Annahme widerspricht die Stadt. Die Kosten diesbezüglich würden gleich hoch bleiben, ob für einen oder zwei Tage.

Die 119’000 Franken, die dem Seefest jährlich bis 2022 zugesprochen werden, sind wie folgt aufgeteilt: 30’000 Franken fürs Feuerwerk, 29’000 Franken fürs Kulturprogramm, 60’000 Franken für Infrastruktur, Verkehr, Sicherheit und Ordnung. Zum Vergleich: Der vorherige Organisator erhielt 19’000 Franken weniger.

Mehr Geld – auch wegen der Mehrwertsteuer

Der Stadtrat beteuert in seiner Antwort, dass auch im Kulturprogramm kaum Sparpotenzial brach liege. Nur gerade 5000 Franken seien explizit für den Sonntag einzusetzen. «Falls der Sonntag nicht durchgeführt wird, entfällt der Betrag für ‹Kleinkunst und Strassenmusiker›.»

«Der Verein Zug Sports sagt immer, wie umweltfreundlich er ist. Und dann kommt die Patrouille Suisse.»

Monika Mathers, CSP-Gemeinderätin

Weiter erklärt die Exekutive, dass der Verein Zug Sports, der das Fest neuerdings durchführt, faktisch nur 10’000 Franken mehr zur Verfügung habe wie davor die Freiwillige Feuerwehr Zug. Der Grund: Zug Sports ist mehrwertsteuerpflichtig, was bei der Feuerwehr nicht der Fall war.

Nachhaltigkeit und Patrouille Suisse vereinen?

Einen weiteren Kritikpunkt nennt Monika Mathers nur am Rande. «Der Verein Zug Sports sagt immer wieder, wie umweltfreundlich er unterwegs ist. Und dann kommt die Patrouille Suisse.»

Es ist eine Diskussion, welche Zug-Sports-Chef Daniel Schärer versteht und auch wichtig findet: «Auch bei uns wird das diskutiert, doch wollten wir dem Publikum zum 50-Jahr-Jubiläum etwas besonderes bieten. Gemäss dem Suisse-Olympics-Empfehlungsprofil erreichen wir in Sachen Nachhaltigkeit bisher 97 Prozent. Davon haben wir am Seefest vier Prozent für die Patrouille Suisse geopfert.» Schärer weiter: «Wir finden diese pauschalen Verurteilungen sehr schade.»

Man wisse jedoch, dass dieses Thema polarisiere. «Doch wenn man sieht, wie 25’000 Leute da begeistert zuschauen, Freude haben und stolz sind, dann hat der Auftritt auch eine gewisse Legitimation.» Last but not least gibt Schärer zu bedenken: «Wir wären absolut offen, ein kürzeres Feuerwerk zu veranstalten oder sogar mittels Crowdfunding zu finanzieren.» Damit könne der Verein das Geld der Steuerzahler für eine professionelle Festorganisation einsetzen und die Besucher hätten es selber in der Hand, wie gross das Feuerwerk werde.

Am Dienstag im Grossen Gemeinderat

«Auch eine Drohnenshow mit Live-Musik wäre denkbar. Dann reden wir aber von ganz anderen Beträgen.» Es gehe jedoch nicht darum, was die Organisatoren wollen, sondern vielmehr, was zur Stadt passe und die Besucher begeistere.

Vor einer Woche ging das Zuger Seefest über die Bühne, die Beantwortung der Interpellation wird erst kommenden Dienstag in der Sitzung des Grossen Gemeinderats in Zug diskutiert. Unglücklich, so Mathers. «Vor dem Fest hätte man die Angelegenheit noch diskutieren können. Nun bringt das nichts mehr. Nun ja. Für mich ist die Sache damit erledigt», sagt sie zerknirscht.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Der Zuger
    Der Zuger, 28.06.2019, 08:21 Uhr

    Ich hoffe Frau Mathers war nicht am Seefest sondern weit weg von Zug! Das Fest war friedlich, grossartig, Top organisiert und die Patrouille Suisse hat begeistert! (Das einzige was störte war das Depot mit dem Chips dazu, aber dies hat Frau Mathers ja sicher sehr gefallen) Das ein paar Linke dann trotzdem immer etwas zu nörgeln haben geht langsam aber sicher auf den Keks!

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