Wie geht es den Luzernern?

Zahlen sollen zeigen, wo der Schuh drückt

So mancher fügt sich im Leben etwas eingezwängt. Die Luzerner Regierung will die sozialen Probleme besser erkennen und Hilfe bieten. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Welche Probleme und Sorgen haben die Menschen in Luzern und wie kann ihnen geholfen werden? Diese Fragen will der Kanton mit Hilfe von Sozialindikatoren beantworten. So gibt es etwa Antworten darauf, was die Politik gegen die überbordenden Wohnungsmieten tun kann. Oder könnte.

Eigentlich ist es ganz einfach: 66 Sozialindikatoren wie etwa «soziale Integration», «Leerwohnungsziffer», «Jugenderwerbslosigkeit» oder «Krankenversicherungslast» sollen zeigen, wie gut oder schlecht es der Luzerner Bevölkerung geht. Statistik Luzern (LUSTAT) hat dieses Instrument im Auftrag des Gesundheits- und Sozialdepartements erschaffen – als erster Kanton in der Schweiz.

Missstände rasch erkennen

Neu ist, dass nicht mehr nur einfach Zahlen aufgelistet, sondern dass sie auch noch gewertet werden. «Die statistischen Angaben werden mit politischen Zielsetzungen in Verbindung gebracht», erklärt Edith Lang, Direktor-Stellvertreterin von LUSTAT. So können Politik und Verwaltung rascher erkennen, wo Missstände und Handlungsbedarf seien. Regierungsrat Guido Graf hofft, dass mit dem neuen Instrument rascher Probleme erkannt und Lösungen gefunden werden können. «Auch die Wirkung von einzelnen Massnahmen kann damit gemessen werden», sagte er an einer Medienorientierung am Donnerstag. «Im Umfeld der knapper werdenden öffentlichen Finanzen ist das von grosser Bedeutung», ist Graf überzeugt.

Farbige Punkte zeigen Probleme auf

Was alles noch etwas theoretisch tönt, sieht auf der Website der LUSTAT relativ einfach aus: Grüne, gelbe oder rote Punkte geben an, ob der jeweilige Indikator in die politisch gewollte Richtung zeigt oder nicht. «Einfach gesagt, besteht überall da Handlungsbedarf, wo die Ampel rot ist», erklärt Guido Graf. Und zeigt am Beispiel «Mietpreise», wie das Instrument politisch genutzt werden könnte. «Die Mietpreise sind in den letzten 13 Jahren um rund einen Drittel angewachsen. Was sich besonders bei Menschen mit niedrigen Einkommen negativ auf das Haushaltsbudget auswirkt.» Das wiederum erhöhe das Armutsrisiko.

Abhilfe, so Graf weiter, könne die Förderung des gemeinnützigen Wohnbaus schaffen – genau das werde aber von der öffentlichen Hand vernachlässigt. Sein Fazit: «Unsere Aufgabe ist es, im Sinne unserer Sozialplanung die Gemeinden für diese Thematik besser zu sensibilisieren.» Insofern sei das Modell der Sozialindikatoren eine Hilfe, um letztlich die Lebensumstände und Lebensqualität der Bevölkerung zu verbessern. Ob die Politik das System der Sozialindikatoren ernst nimmt und solche «Rotpunkt-Probleme» auch tatsächlich anpackt und (je nachdem kostspielige) Massnahmen beschliesst, wird die Zukunft weisen. Zweifel sind angesichts der misslichen Finanzlage der öffentlichen Hand wohl angebracht.

Die Finanzen sind die grösste Sorge

Die 66 Sozialindikatoren beziehen sich auf die acht Lebensbereiche Lebensformen und soziale Netze, Wohnen, Gesundheit, Bildung und Arbeit, finanzielle Situation, Freizeit und Kultur, Sicherheit und Umwelt. Wenig verwunderlich ist die Verteilung der roten Punkte: Am meisten (drei rote Punkte) weist der Bereich «finanzielle Situation» auf, gefolgt von Bildung und Arbeit, Wohnen, Freizeit und Kultur und Umwelt. Gar kein Rot gibt es unter «Lebensformen und soziale Netzwerke». Die Luzerner scheinen also mit ihrem sozialen Leben rundum zufrieden zu sein. Was ihnen fehlt, ist Geld, bezahlbare Wohnungen und befriedigende Arbeit. So einfach ist die Analyse allerdings nicht, wie Edith Lang betont. «Die Lebensqualität ist ein mehrdimensionales Phänomen, über das sich nur in einer Gesamtschau aller Indikatoren Aussagen machen lassen.»

Also müssen trotz einfacher farbiger Punkte am Schluss doch wieder Spezialisten ran. Interessant wäre auch, wenn jeder Bürger, jede Bürgerin sein oder ihr eigenes «Sozialprofil» erstellen könnte, um so herauszufinden, wie zufrieden er oder sie ist. Das kann das neue System in Luzern leider nicht. Oder noch nicht: Bei der OECD gibt es bereits etwas derartiges – den sogenannten «Happy Life Index». Vielleicht nimmt LUSTAT diese Idee auf. So würde Luzern bald zum ersten Kanton der Schweiz, bei dem die Menschen ihr Glück mit farbigen Punkten messen können.

Grün ist gut, gelb heisst stabil und bei rot besteht Handlungsbedarf: Die acht Bereiche des Sozialmonitoring bei LUSTAT Luzern.

Grün ist gut, gelb heisst stabil und bei rot besteht Handlungsbedarf: Die acht Bereiche des Sozialmonitoring bei LUSTAT Luzern.

(Bild: zvg)

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