Arm trotz Arbeit

Zahl der Working Poor steigt in Luzern

Wenn nichts im Portemonnaie übrig ist, empfielt sich eine Budgetberatung. (Bild: Fotolia)

Immer mehr Luzernerinnen und Luzerner leben in Armut, obwohl sie arbeiten gehen. 1400 Erwerbstätige mussten 2018 Sozialhilfe beziehen. 233 davon arbeiten Vollzeit.

Die Zahl der Menschen, die trotz Arbeit auf Sozialhilfe angewiesen sind, steigt. Waren 2014 noch knapp 1000 Personen betroffen, waren es 2018 bereits 1400 (Zunahme von rund 30 Prozent). 233 davon hatten dabei einen Vollzeitjob – doch das Geld reichte trotzdem nicht zum Leben.

Die Entwicklung dürfte damit zu tun haben, dass sich die Bedingungen in den Niedriglohnbranchen verschärft haben. Dazu zählt er etwa das Gastgewerbe, die Reinigungs- oder Logistikbranche. «Die Arbeitsverträge werden unverbindlicher. Es gibt mehr befristete Stellen. Oder die Arbeitnehmer werden nur noch auf Abruf oder auf Stundenlohn-Basis eingestellt», sagt Josef Lingg gegenüber der «Luzerner Zeitung». Lingg ist Leiter des Jobcenters der Stadt Luzern und hilft Langzeitarbeitslosen, eine Stelle zu finden.

Heidi Ragonesi, Sozialarbeiterin bei der Caritas Luzern, stellt noch einen anderen Trend fest, der ihr Sorgen bereitet. Es gebe vermehrt junge Leute, die nach der obligatorischen Schulzeit keine Ausbildung machen würden. «Sie schlagen sich mit Gelegenheitsjobs durch, weil sie so mehr Geld verdienen als ihre Kollegen in der Lehre. Doch langfristig geht diese Rechnung nicht auf.» Ohne Ausbildung ist die Chance, einen guten Job zu finden, verschwindend klein.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von ram
    ram, 06.01.2020, 13:47 Uhr

    Die Zahl derjenigen Leute, nennen wir sie Prekariat, die in naher Zukunft von irgendeiner Art von Sozialleistungen während der Dauer ihres Erwerbslebens abhängig sein werden, wird innert Kürze sprunghaft ansteigen und ein ungeahntes Niveau erreichen. Deshalb und nur das wirkt nachhaltig und ohne Gängelei: Bei der nächsten Vorlage zum bedingungslosen Grundeinkommen ein überzeugtes JA einlegen

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  • Profilfoto von Roger Levy
    Roger Levy, 06.01.2020, 13:46 Uhr

    David Roth würde wohl von Uber Fahrerinnen und Fahrern reden. Ohhh, ich verwechsle was.
    2018 war Uber ja in Luzern noch gar nicht aktiv. David, merkst du was?

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    S.A. Dunning-Kruger, 06.01.2020, 13:08 Uhr

    In dieser Statistik werden allerdings diejenigen Personen nicht erfasst, welche die volle Prämienverbilligung via Sozialamtsanmeldung von der Ausgleichskasse erhalten und nicht nur den «regulären Teil» direkt via Ausgleichskasse. Das sind nochmals ein paar hundert Betroffene – alleine in der Stadt Luzern. Ohne diesen Leistungs-Transfer im Bereich der Sozialversicherungen, die mittlerweile unerhört viel kosten, könnten die auch nicht überleben. Vielleicht also sollte man es nochmals überdenken, ob eine Einheitskasse dann doch nicht die kostengünstigere und nach allen Kriterien bemessen, dann nicht doch die bessere Lösung wäre!

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  • Profilfoto von Ram Dass
    Ram Dass, 06.01.2020, 11:14 Uhr

    Skandalöse aber durchaus gewollte, systematische Entwicklung. Als kleines Trösterli für alle Gering- und Geringstverdiener (Dinner for one): Die reichsten Reichen in unserem Land konnten ihre bescheidenen Vermögen dank guter Ertragslage an den Börsen und anderswo im vergangenen Jahr um satte CHF 18’000’000’000.– vergrössern. Ein Klacks. Man kann also folgern, dass es ein enorme Umverteilung von unten nach oben gibt! Die Auswirkungen von dieser Politik sind besonders im Kanton Luzern bereits bestens spürbar. RR Schwerzmann würde hier nun mit dem trickle-down-effekt argumentieren. Und würde auf der Stelle widerlegt!

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