Überraschungsauftritt von Seven am Blue Balls

Xavier Naidoo: Von Eklat keine Spur

Xavier Naidoo hat das Publikum vereinnahmt.

(Bild: jal)

Xavier Naidoo eröffnete am Freitagabend das Blue Balls im KKL. Der zuletzt wegen umstrittener Songtexte in die Schlagzeilen geratene Sänger begeisterte das Publikum mit seiner Stimme, viel persönlichem Small-Talk und einem Duett mit dem Luzerner Seven. Wer Kontroverses suchte, war fehl am Platz.

Vom Parterre bis hinauf in die obersten Ränge war der Weisse Saal des KKL besetzt. Xavier Naidoo eröffnete am Freitagabend das Blue Balls Festival. Und der deutsche Soulsänger zieht offensichtlich: Das Konzert war innert Kürze ausverkauft. Seine Fangemeinde hält ihm die Treue, trotz oder vielleicht gerade wegen des Hypes um die Schlagzeilen, die er kürzlich mit einem Söhne-Mannheims-Song provozierte (zentralplus berichtete).

Im KKL war davon an diesem Abend wenig zu spüren. Das Publikum wollte seine Stimme, seine gefühlvollen Songs hören. Und dafür war der Weisse Saal ideal. Akustisch kam das minimalistische Set – Naidoo, ein Gitarrist, ein Pianist – perfekt zum Tragen. Mit seiner warmen Stimme füllte der 46-Jährige den Raum sowohl bei den leisen als auch bei den lauten Passagen. 

Das gefiel: Gleich zu Beginn brauchte der Soulsänger nur seine Songs anzukündigen, schon jubelte das Publikum. Der Musiker verstand es, zu unterhalten. Zwischen den Songs glich das Konzert einem Gespräch unter Freunden. Naidoo erklärte, was es mit diesem und jenem Text auf sich hat, lobte die schöne Stadt Luzern und erzählte insbesondere viel von sich. Trotz seiner Dauer-Sonnenbrille gab er sich nahbar. Natürlich war man geneigt, in den Worten das Verschwörungstheoretische und Antisemitische zu suchen, das ihm in den letzten Monaten unterstellt wurde. Doch Strittiges oder Verfängliches gab er nicht von sich. Nur ein einziges Mal wurde er politisch, als er die Waffenexporte Deutschlands und den militärischen Einsatz in Afghanistan kritisierte. Das Publikum applaudierte höflich, aber zurückhaltend. 

Eine Liebesgeschichte

Musikalische Experimente blieben grösstenteils aus und trotzdem bot das Set Abwechslung. Etwa, als Gitarrist Alex Auer seine Bluesgitarre auspackte und mit dem verzerrten Gesicht eines Rockmusikers ein Solo hinlegte. Oder als Xavier Naidoo zum Beatboxen ansetze, während Auer zum Leadsänger avancierte. Oder als das Trio den Song «Amoi seg’ ma uns wieder» des österreichischen Volksentertainers Andreas Gabalier coverte – im österreichischen Dialekt.

Aber gerade auch wegen der zum Teil moralischen, mit Lebensweisheiten geschwängerten Texte und Naidoos intensiver Stimme wünschte man sich zwischendurch eine Auflockerung musikalischer Art. Doch das ist letztlich wohl Geschmackssache.

Gastauftritt von Seven.

Gastauftritt von Seven.

(Bild: Flavio Leone)

Für Abwechslung sorgte nach einer Stunde dann ein zweiter Hocker auf der Bühne. In der Mitte des Sets tauchte nämlich plötzlich der Luzerner Seven für einen Song auf. Mit Sam Cookes «A Change is gonna come» zeigten die beiden Soulsänger, wie wunderbar sie musikalisch harmonieren. Das Duett hätte gerne noch eine Nummer länger dauern dürfen. Denn fast mehr Zeit als der Song nahm das Geplänkel der beiden in Anspruch. Wie zwei Frischverliebte erzählten sie dem Publikum von ihrer ersten Begegnung, was im Saal für Erheiterung und Applaus sorgte. 

Nach gut zwei Stunden setzte Naidoo zum letzten Song an. Das Publikum klatschte und sang mit und noch bevor das Trio die Bühne verlassen konnte, gab es eine Standing Ovation und es sollte nicht die letzte sein. Nach der Zugabe, dem Asterix-Soundtrack «Sie sieht mich nicht», zogen die Musiker von dannen. Und obwohl ein Security-Mitarbeiter rechts der Bühne beharrlich den Kopf schüttelte und so das Konzertende signalisierte, lockte das frenetisch applaudierende Publikum den gut gelaunten Naidoo nochmals nach vorne. Mit dem Song «Alles Gute vor uns» entliess er die Luzerner in die Nacht.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von raffikeller1990 hotmail.com
    raffikeller1990 hotmail.com, 25.07.2017, 07:54 Uhr

    Es ist schön, dass die Musik begeistern konnte und dass es zu (fast) keinen politischen Statements kam.
    Es ist mir trotzdem immer noch schleierhaft, wieso man Künstlern, mit solchen Weltbildern, eine Plattform biete – ob sie nun genutzt wurde oder nicht.
    Das hat für mich viel mit Prinzipienpolitik zu tun. Ich hab die Berichterstattung von Zentralplus (inkl. Interview) dazu etwas verfolgt und war überrascht über die Äusserungen der Veranstalter. So etwas ist für mich persönlich nicht nachvollziehbar und schadet der Glaubwürdigkeit.
    Aber offensichtlich gibt es ja genügend Musikkonsumenten, die sich nicht um die politischen- und weltanschaulichen Meinungen ihrer Künstler interessieren. Dies sollte uns genauso zu Denken geben…

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