Postmanager unter Beschuss

«Wollt ihr die Zuger Hauptpost an die Russen verkaufen?»

Sie erhielten verbale Ohrfeigen: Franz Huber, Konzernleitungsmitglied der Post und Ruedi Lauener, Leiter Verkaufsregion Zugersee. (Bild: mbe.)

Mit leeren Hände, ohne Lösung oder Kompromissvorschlag waren sie gekommen, die beiden Post-Manager, die den Stadtzugern erklären wollten, warum ihre Hauptpost am Postplatz geschlossen werden soll. Das war ein Fehler. Sie mussten sich heftige Kritik anhören. Der Tenor: So geht man mit Zug nicht um. Genützt hat es aber wenig.

Da treffen zwei Welten im Saal des Theater Casinos aufeinander. Auf der Bühne zwei Manager der «Post AG Schweiz», die mit Zahlen, Folien und Argumenten ihre unpopulären unternehmerischen Entscheide zu untermauern versuchen. Franz Huber gehört der Konzernleitung der Post in Bern an, Ruedi Lauener ist der Leiter des Verkaufsgebiets Zugersee.

Ihnen gegenüber im Publikum rund 120 Zugerinnen und Zuger, viele ältere Leute, Gewerbetreibende und einige Politiker, die zuerst geduldig zuhören und dann in der Fragerunde ihrem Ärger Luft machen. Der Grund des Ärgers: Die Post will mehrere Zuger Poststellen schliessen, darunter auch die altehrwürdige Hauptpost und die Post Oberwil. Und stösst so manchen Zuger vor den Kopf.

«Wir sind überzeugt, dass wir die Stadt Zug auch in Zukunft gut versorgen.»

Ruedi Lauener, Schweizerische Post

Kritisiert wird auch die Kommunikation der Post und ihre Geheimniskrämerei. Die Post hatte dem Zuger Stadtrat vor fünf Jahren etwas anderes erzählt – damals war die Rede davon, eine neue Poststelle im Laubenhof zu bauen und diejenige an der Baarerstrasse zu schliessen. Das wars.

Zu tiefe Frequenzen

Die Manager führen wirtschaftliche Gründe für den Entscheid an, die Hauptpost zu schliessen. Die Frequenzen hätten stark abgenommen, vor allem bei der Briefpost. Die Manager argumentieren, dass die Post den Kunden immer noch einen grossen Service Public anbiete. Einfach anders. Mit Agenturen, automatischen Paketautomaten undsoweiter.
Die geplante Post-Agentur im Volg Oberwil, welche die Poststelle ersetzen soll, sei 75 Stunden statt 43 Stunden in der Woche offen.
«Wir sind überzeugt, dass wir die Stadt Zug auch in Zukunft gut versorgen», sagt Ruedi Lauener. Die Aussage, man wolle nahe bei den Kunden sein, löst das erste Lachen im Saal aus.

Lauener erklärt überraschend, Entscheide seien «nicht in Stein gemeisselt». «Wenn Bedarf da ist, sind wir die ersten, die mit den Gemeindebehörden diskutieren, wo wir einen zusätzlichen Zugangspunkt schaffen könnten.» Doch die Hauptpost wird trotzdem geschlossen. Man wolle dafür eine Agentur in der Nähe der Hauptpost eröffnen, erklären die Postvertreter. Auf die Frage nach dem Standort der Agentur wollen sie aber partout nicht antworten, es seien Abklärungen im Gang. Das erboste die Anwesenden.

Ein «kommunikatives Desaster»

Gilbert Chapuis, der in der Altstadt wohnt, spricht von einem «kommunikativen Desaster». «Warum führen sie eine Diskussion, nachdem bereits alle Entscheide getroffen sind?» Die Postmanager sollten jetzt die Katze aus dem Sack lassen und erklären, wo die Agentur hinkommen solle.

Der Gewerbetreibende Röllin kritisiert den neuen Standort der Poststelle Laubenhof. Es gebe dort viel zu wenige Parkplätze. Was man sich da überlegt habe. Als die Postchefs sagen, der Laubenhof sei ein zentraler Standort, lacht der ganze Saal.

Eine Anwesende überreicht den Postchefs eine Schachtel mit über 2000 Unterschriften aus der Stadt Zug gegen die Postschliessung. «Es sind Altstadtkunden, die mit ihrer Politik nicht einverstanden sind», sagt sie. 1000 weitere kämen bald aus Oberwil hinzu. Die Dame meint, Zug habe 28’000 Einwohner, dazu kämen 17’000 Pendler, die Dynamik sei gross. Doch die Postchefs erklären, sie merkten nichts davon, das führe nicht automatisch zu höheren Frequenzen in den Poststellen.

 Was passiert mit dem Post-Gebäude?

Franz Huber erklärt zur Hauptpost, man «wolle nicht mehr in alte Gemäuer investieren.» Doch man gibt ihm zu verstehen, er könne ja die neuen modernen Postangebote auch in eben dieser Hauptpost realisieren. Einfach das gleiche, aber anders.

«Wollen Sie das schöne Gebäude den Russen verkaufen?», fragt eine ältere Zugerin erzürnt und betont: «Die Zuger wollen die Post da drin!» – Die Post selbst weiss offenbar noch nicht, wofür sie das historische Gebäude nutzen will. Nur verkaufen will sie es nicht.

 «Sie sind hier nicht im Schächental, wo Sie ihre Berner Konzepte durchsetzen können.»

Philipp C. Brunner, Zuger Kantonsrat

Schliesslich meldet sich Philipp C. Brunner zu Wort. «Sie sind hier nicht im Schächental, wo Sie ihre Berner Konzepte durchsetzen können», sagt der SVP-Gemeinde- und Kantonsrat. Brunner meint in einer Brandrede, die Zuger «bezahlten die Schweiz», er spricht den Nationalen Finanzausgleich an. «Jeder fünfte Franken stammt aus Zug. Wir wollen jetzt auch einmal Solidarität aus Bern für Zug in dieser Frage!». Die Post stelle sich stumm und taub und bewege sich nicht. Brunner will wissen, was das Postgebäude der Hauptpost kostet. Und er will wissen, mit welchem Betrag sich die Stadt allenfalls an der Erhaltung der Post beteiligen kann. Seine Rede erntet tosenden Applaus im Casino.

Dolfi Müller poltert

Postboss Franz Huber meint, er werde sich hüten, etwas zum Nationalen Finanzausgleich zu sagen. «Das ist eine politische Geschichte und nicht meine Sache.» Zur finanziellen Unterstützung sagt er, die Post wolle das nicht. «Wir wollen nicht, dass finanzstarke Städte der Post etwas zahlen für die Aufrechterhaltung von Poststellen und andere Gemeinden, die das nicht können, damit benachteiligt werden. Stichwort Schächental.» Das gefährde die Schweiz.

Stadtpräsident Dolfi Müller äussert sich ebenfalls. «Es braucht viel, um den Stadtrat über den Tisch zu ziehen», sagt er. Das sei aber geschehen. Die Schliessung der Hauptpost sei vor fünf Jahren kein Thema gewesen. Man habe die Post gewarnt, dass deren Schliessung nicht gut ankommen würde in der Bevölkerung und dass Zug eben speziell sei. Die 2’000 Unterschriften aus Zug und die weiteren 1000 aus Oberwil seien ein Signal und sollten jetzt Druck in Bern machen, auf den Entscheid zurück zu kommen, meinte Müller.

«Ihr wisst ja selbst nicht und habt keine Lösung, was mit der Hauptpost geschehen soll.»

Dolfi Müller, Zuger Stadtpräsident

Dolfi Müller plädierte ausserdem dafür, das Kriegsbeil jetzt zu begraben. «Die Post sollte jetzt so schnell wie möglich mit dem Stadtrat an einen Tisch setzen und eine Lösung finden, wo niemand der Verlierer ist. Das ist ein Gesprächsangebot», sagt Müller. «Ihr wisst ja selbst nicht und habt keine Lösung, was mit der Hauptpost geschehen soll», fügte er hinzu. Dolfi Müller tönte einige kreative Ideen an, wie ein «Restaurant Post» als Agentur mit Postdienstleistungen zu schaffen.

Genützt hat die Kritik aber wenig. Franz Huber erklärt sofort, die Post werde auf ihre grundsätzlichen Entscheidungen zur Hauptpost nicht zurückkommen. Doch wer weiss, vielleicht bewegt sich ja in Bern doch noch etwas.

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