Wohnungen, Beizen, keine Autos – und eine U-Bahn-Station? In Kriens entsteht ein neuer Stadtteil
Auf einem grossen Industrieareal im Zentrum von Kriens soll ein völlig neuer Stadtteil entstehen. Es bietet sich eine schweizweit einmalige Chance, ein Quartier ganz nach dem Sinn der Bevölkerung zu bauen. Wie sich am Montagabend zeigte, sind die Erwartungen entsprechend riesig.
2015 gab das Krienser Industrieunternehmen Andritz Hydro AG bekannt, dass es seine Produktionsstätten im Krienser Stadtzentrum per 2022 schliessen wird. Auf dem rund 38’000 Quadratmeter grossen Areal soll gemäss den Plänen der Stadt Kriens nun ein komplett neuer Stadtteil entstehen. Wohnen, arbeiten und Freizeit sollen gleichberechtigt nebeneinander existieren. Ausserdem soll es Platz geben für diverse Wohnformen und für verschiedene soziale Schichten, so die Vision (zentralplus berichtete).
Das Grundstück, das 1855 von der Firma Bell erstanden wurde, war seither für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Dies soll sich nun also ändern. Seit rund einem Jahr läuft die Planung für die Neugestaltung des Areals, welches von der gemeinnützigen Baugenossenschaft «Logis Suisse» gekauft wurde. Am Montagabend wurden die Grundzüge des Grossprojektes das erste Mal der Bevölkerung vorgestellt.
Eine Herzensangelegenheit für Politik und Bevölkerung
Und die Krienser kamen in Scharen. Rund 120 Personen verschiedenen Alters liessen sich über die Pläne der Stadt und der neuen Eigentümerin informieren. In kleinen Workshops konnten sie zudem direkt ihre Wünsche an das Projektteam herantragen. Eines wurde rasch klar: Die Zukunft des Bell-Areals liegt den Krienserinnen am Herzen.
«Es war für uns natürlich ein Schock, als Andritz Hydro bekannt gab, die Produktion in Kriens einzustellen. Wir haben aber schnell erkannt, dass sich eine riesige und einmalige Chance bietet, die Stadt weiterzuentwickeln», sagte Stadtrat und Bauvorsteher Matthias Senn (FDP) gleich zu Beginn. In der Schweiz gebe es nichts anderes in dieser Art. Es sei der Stadt daher ein Anliegen, die Wünsche und Vorstellungen der breiten Bevölkerung schon früh ins Projekt miteinzubeziehen.
Onlinebefragung offenbart hohe Erwartungen
«Die heute gewonnenen Erkenntnisse werden wir in der weiteren Planung detailliert einfliessen lassen, damit möglichst viele der geäusserten Wünsche realisiert werden können», sagte anschliessend Gesamtprojektleiter Robert Salkeld.
Auch wenn man natürlich nicht für alles garantieren könne. Ausserdem werden die Resultate einer Online-Befragung in die weitere Planung integriert. Knapp 900 Personen haben mitgemacht. Die Studie zeigt ein ähnliches Bild wie der Diskurs mit der Bevölkerung am Montagabend. «Auch hier wurden die hohen städtebaulichen Erwartungen offensichtlich», so Salkeld.
Entsprechend vielfältig waren denn auch die Ideen und Vorstellungen über den neuen Stadtteil, die am Infoanlass geäussert wurden. Zum einen soll ein zusammenhängender und gut zugänglicher Freiraum entstehen, der gleichzeitig den Bedürfnissen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen gerecht wird. Deshalb sollte nicht zu dicht gebaut werden. Neben Spielplätzen soll es ruhigere Orte geben, an denen man abschalten und auch mal ein Buch lesen kann.
Was das Wohnen betrifft, erwarten die Krienserinnen einen guten Wohungsmix aus günstigen Objekten und solchen, die eher im oberen Preissegment liegen. Ebenfalls wird eine Nutzung des Erdgeschosses gefordert, die das Publikum anzuziehen vermag. Die Rede war namentlich von Restaurants, Bars aber auch Lokalitäten für die Kultur. Damit die Gewerberäumlichkeiten nach aussen attraktiv erscheinen, sollen nach Möglichkeit entsprechende Betriebe ins Erdgeschoss einziehen.
Begrünt, nachhaltig und autofrei soll es sein
Vor allem wolle man aber viel Grün antreffen, lautete der Tenor bei den anwesenden Kriensern. Das bedeute folglich, dass Autos eher nicht erwünscht sind. Diese sollen in einer grossen Tiefgarage Platz finden. «In diesem Zuge könnte man auch gleich noch eine U-Bahn-Station bauen», fand einer der Workshopteilnehmer. Damit sprach er die angespannte Verkehrslage in der Luzerner Agglogemeinde und den Wunsch nach einer baldigen und nachhaltigen Lösung an. Diesen Steilpass nahm Bauvorsteher Matthias Senn in seinem Schlusswort gerne auf: «Zum Glück verläuft der Krienbach nicht durch das Areal. Sonst würde er noch unsere neue Metrostation fluten», sagte er lachend.
Alle Erkenntnisse werden in den nächsten Monaten analysiert und das Projekt wird voraussichtlich Anfang 2021 an einem weiteren öffentlichen Anlass präsentiert werden. Gleichzeitig wird mit dem Verfahren für die notwendige Umzonung begonnen. Das definitive Projekt soll schliesslich Mitte 2022 aufgelegt werden. Das letzte Wort wird wohl das Volk haben.
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Joseph de Mol, 06.11.2019, 07:28 Uhr Als erstes werden wohl dann die altehrwürdigen Bäume verschwinden. Und mit ihnen der Park. Aber das ist, wie man auch im Mattenhof oder Horw sehen kann, offensichtlich das architektonische Momentum. Indem man den Lebensraum bizarr entmenschlicht (keine grün, keine Bäume, keine Natur allgemein), versucht man die Menschen selber zu entmenschlichen. Diese Bauprojekte erinnern entfernt an die dystopischen Stadtlandschaften im grossstädtischen Umfeld von Clockwork Orange. Das Habitat hat einen erheblichen Einfluss auf den Bewohner. Gestaltet man dies bewusst grau, hässlich und anonym, spricht das im Sinne eines zu erzielenden verhaltenspsychologischen Musters, Bände!
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es überlegenswert, dass sich Kriens/Obern in die Diskussion um eine Metro, oder eine Stadtbahn in Form eines Trams zur Westseite des Bahnhofs Luzern einbringt. Effizienter und bequemer als die Busse wäre das auf jeden Fall. In Verbindung mit der Metro zum Schwanenplatz, Kantonsspital, Ibach
und Bahnhof Emmenbrücke entstünde längerfristig ein zukunftsträchtiges ÖV-Netz, das noch weiteres
Potenzial hat👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterJörg, 05.11.2019, 11:01 Uhr Man hat gesehen was rauskommt beim Schweighof oder Matten, und nun Bel Areal. Schön laut, im Gago, null Aussicht. Solange es Mieter gibt die sowas mieten bitte. Wird ja auch fleissig weitergebaut. Die Neuüberbauung Waldheimstrasse der LPK, ist gelungen, sehr schöne Einteilung und W,T, relativ günstig. Mal sehen was rauskommt, heute muss zwingend Preis-Leistung stimmen, aber Luzern hat bald Miet-Preise wie Genf.
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