Neubau im Stadtteil Littau

Wohnen mit 2000 Watt

Das Siegerprojekt mit 450 neuen Wohnungen auf dem Areal Grossmatte West. (Bild: Visualisierung Siegerprojekt, Deon AG)

Auf dem Areal Grossmatte West im Zentrum von Littau entsteht die erste 2000-Watt-Siedlung der Stadt Luzern. Sie wird rund 450 neue Wohnungen umfassen. Der Stadtrat hat den Bebauungsplan erarbeitet und schreibt den Bauherren vor, für die 2000-Watt-Gesellschaft zu bauen. Doch was bedeutet dieses Zertifikat überhaupt?

Die Stadt Luzern ist in das Programm von «Energie Schweiz» eingebunden. Bald wird in Littau für eine «2000-Watt-Gesellschaft» gebaut. Für die Stadt Luzern ist es das erste Quartier dieser Art. Auf dem Areal Grossmatte West entstehen auf drei Hektaren rund 450 neue Wohnungen. Der Stadtrat hat zusammen mit den Bauherren den Bebauungsplan erarbeitet, der am 13. November ins Stadtparlament kommt. Dieser enthält Vorschriften für die «Energieeffizienz» der zukünftigen 800 Bewohnerinnen und Bewohner. Doch was heisst das eigentlich, für eine 2000-Watt-Gesellschaft zu bauen?

Schweizweit wurden noch keine Erfahrungen mit «2000-Watt»-Siedlungen gemacht. Verschiedene Projekte, die das Zertifikat anstreben, sind beispielsweise in den Städten Zürich oder Vevey in Planung. «Es ist ein Punktesystem», erklärt Baudirektorin Manuela Jost. Dabei gilt es für den Bauherren in drei Bereichen ein Minimum zu erfüllen.

Bau, Energie und Mobilität

Das Projekt «Grossmatte West»

Der Bebauungsplan für die Grossmatte West basiert auf einem Ideenwettbewerb, der 2009 durchgeführt wurde. Vorgesehen ist, das Areal, das südlich der Luzernerstrasse liegt und an den Dorfkern von Littau grenzt, in drei Etappen zu überbauen. Geplant ist auch ein neuer Kreisel für die Erschliessung, eine Tempo 30-Zone, Spielplätze und Parks sowie ein direkter Zugang zur Bushaltestelle. Baubeginn ist frühestens Mitte oder Ende 2015.

«Für die gesamte Bauplanung bedeutet das zwischen zwei bis fünf Prozent Mehrkosten», sagt Jost. Aber es lohne sich: «Das System ist flexibel und attraktiv, weil der Bauherr selber entscheiden kann, in welchem Bereich er mehr investiert, oder in welchem Bereich er Abstriche macht.» Das Ziel beim 2000-Watt-Zertifikat sei schlussendlich, auf ein gewisses «Level» zu kommen. 

Die drei Bereiche für das «Level» sind erstens die Bautechnik des Gebäudes, zweitens der Betrieb – zum Beispiel das Energiemanagement und die Entsorgungssysteme – und drittens der Bereich Mobilität. Manuela Jost: «Einfach gesagt: Wenn man die Tiefgarage weglässt, und so in der Mobilität pro Bewohner CO2-Emissionen einspart, darf man bei der energieeffizienten Gebäudehülle Abstriche machen».

Dafür, dass der Bauherr diese Bestimmungen einhält, darf er auf der Littauer Grossmatt dichter bauen, als im Zonenplan vorgesehen ist. So funktioniert der Handel. In den städtischen Vorschriften für die Siedlung sind zum Beispiel festgehalten: Zielwerte für den Ernergieverbrauch pro Person (nach SIA-Normen), eine rationelle und sparsame Wasserversorgung, Baurichtlinien gemäss Minergie-Standards (ECO BKP-Zertifzierung) und ein ganzheitliches Mobilitätskonzept. Manuela Jost: «Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass eine Möglichkeit für Car-Sharing geschaffen wird.»

Von 6’300 Watt auf 2’000 Watt

Die Stadt Luzern ist in das Programm von «Energie Schweiz» eingebunden, das vom Bundesamt für Energie (BFE) unterstützt wird. Die Absicht sei schlicht und einfach: Energie sparen. «Das Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft ist hoch gesteckt», sagt Programmleiter Kurt Egger. «Diese mittlere energetische Leistung pro Person ist aber global nachhaltig». 2000 Watt entsprechen einem Jahres-Energieverbrauch von 17’500 kWh oder etwa 1’750 Liter Öl.

Der heutige Energieverbrauch pro Einwohner in der Schweiz betrage noch rund 55’000 Kilowattstunden (kWh). Das entspreche etwa 5500 Liter Öl pro Jahr und einer energetischen Dauerleistung von 6’300 Watt. Diese Leistung kann man sich so vorstellen: Pro Person brennen 63 Glühbirnen zu 100 Watt rund um die Uhr – 8’760 Stunden pro Jahr. Dieser hohe Energieverbrauch ist verbunden mit einem CO2-Ausstoss von 8,5 Tonnen pro Einwohner.

Der Bundesrat und mit der Stadt Luzern eine wachsende Zahl von Kantonen, Städten und Gemeinden orientieren sich am langfristigen Ziel der 2000-Watt-Gesellschaft. «Das Projekt setzt auf kommunaler Ebene quantifizier- und überprüfbare Ziele, um auf diesen Pfad zu kommen», sagt Egger.

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