Zug sichtet jetzt einen 80-Millionen-Franken-Schaden
Das Zuger Konkursamt an der Aabachstrasse hat bald alle Hände voll zu tun. (Bild: Andreas Busslinger)
Gegen eine Firma aus Cham wird ermittelt, denn sie soll Schweizer Anleger im grossen Stil betrogen haben. Das Zuger Konkursamt versucht zu retten, was zu retten ist.
Sie lernten sich auf Seminaren oder in Vereinen kennen, hörten von einer tollen Möglichkeit zu investieren, ganz ohne Eigenkapital: Die über hundert Anleger, heute teils hoch verschuldet, stolperten regelrecht in die Geschäfte mit der BG Business Group aus Cham.
Heute bereuen sie es. Denn aus den Immobilienprojekten im süddeutschen Raum wurde nichts. Es gab viele Verzögerungen, dann wurde die «BG» zahlungsunfähig. Nun fordern die Banken von vielen Anlegern, in deren Namen die «BG» Kredite abgeschlossen hat, Rückzahlungen.
Für einige ist das eine existenzbedrohende Situation. Jetzt aber gibt es einen Lichtblick.
Weiterlesen, sonst verpasst du:
warum in Stuttgart gegen die Firma ermittelt wird – in Zug aber nicht
wie es nun doch zu einem Konkursverfahren kam
ob die Firma genug Vermögen hat, um Forderungen von 80 Millionen Franken zu bedienen
44 Grundstücke in Süddeutschland, gekauft mit Krediten deutscher Volksbanken und gesichert über die Unterschriften der Anleger, landen nun auf den Schreibtischen des Zuger Konkursamts. Nach Schätzungen muss das Amt versuchen, Gläubigerforderungen in Höhe von 80 Millionen Franken zu bedienen.
Konkursamt Zug will kein Verfahren – dann interveniert das Bundesgericht
Anfang 2024 hatte sich das Zuger Amt noch gewehrt, für die zahlungsunfähige Chamer Immobilienfirma ein Konkursverfahren durchzuführen. Die Bewertung der überschuldeten deutschen Grundstücke sei kompliziert und der Ausgang ungewiss.
Doch zwei grosse Gläubiger – die beiden Versicherungen Axa und Allianz – legten Beschwerde gegen die «Einstellung mangels Aktiven» ein und erhielten im November vom Bundesgericht recht (zentralplus berichtete).
Inzwischen hat das Konkursamt also doch ein Konkursverfahren beim Kantonsgericht beantragt. Wie im Schweizerischen Handelsamtsblatt steht, wurde ein solches am 27. Januar bewilligt. Gegenüber zentralplus bestätigt das Amt den Vorgang.
Staatsanwaltschaft Zug ermittelt nicht gegen BG Business Group
Derweil bleibt Zug strafrechtlich inaktiv. Während die Staatsanwaltschaft Stuttgart seit 2021 wegen schweren Betrugs und Untreue in besonders schwerem Fall gegen die «BG»-Geschäftsleitung ermittelt, hat die Zuger Staatsanwaltschaft alle bisherigen Strafanzeigen abgelehnt.
Ihr Argument: Den mutmasslich betrogenen Anlegern sei es zuzumuten, sich an die deutschen Behörden zu wenden. Ausserdem seien die Straftaten vor allem in Deutschland passiert, wo die Grundstücke liegen und viele Kredite abgeschlossen wurden. Aus Anlegerkreisen gibt es Kritik daran. Ein Betroffener findet: «Man versteckt sich hinter Vorschriften.» (zentralplus berichtete)
BG Business Group plädiert auf Unschuld
Die «BG»-Geschäftsleitung weist die Betrugsvorwürfe zurück. Im Sommer 2024 betonte die Geschäftsleitung gegenüber zentralplus, mit den Behörden zu kooperieren und Gelder niemals «zweckwidrig» verwendet zu haben. Im gleichen Schreiben drückte die Firma ihren Optimismus aus, alle Anleger «vollumfänglich» auszuzahlen. Es sei auf den Baustellen lediglich zu Verzögerungen gekommen – und schliesslich zum Aus der Firma.
Damals stand noch im Raum, dass die «BG» die Liquidation ihrer Firma selbst unternimmt. Inzwischen darf sich das Konkursamt dieser Aufgabe widmen. Das Amt aber scheint weniger optimistisch zu sein, dass das Vermögen der «BG» ausreicht, um die geschätzten 80 Millionen Franken Forderungen zu bedienen: Es plant ein summarisches Konkursverfahren. Ein solches ist üblich, wenn die Kosten eines ordentlichen Verfahrens durch die Vermögenswerte einer Firma nicht gedeckt werden können.
Dennoch dürfen sich die über hundert Anlegerinnen, von denen viele aus der Zentralschweiz stammen, freuen: Teile ihres Verlusts können nun womöglich rückerstattet werden.
hat Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft studiert und an der Universität Luzern zur Mobilität von Gesetzen geforscht. Seit 2022 bei zentralplus, zuständig für die Ressorts Bauen&Wohnen und Verkehr&Mobilität. Parallel absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern.