Wohneigentum in Risch rückt für viele weiter in die Ferne
Wohnen wird teurer. Doch nicht nur die Nebenkosten steigen markant an. Auch die Miet- und Wohnungspreise klettern in die Höhe. Die Teuerungen in Risch-Rotkreuz sind schweizweit sogar auf Platz 6.
Idyllisch am Zugersee gelegen. Eine Universität gleich um die Ecke. Tiefe Steuern. Mit Konzernen wie Roche oder Novartis ansässige Unternehmen, die mächtig Geld in die Kasse spülen. Mit dem ÖV in nur 40 Minuten in der nächsten Grossstadt: Kein Wunder, ist Risch jüngst zur attraktivsten Gemeinde der Schweiz gekürt worden (zentralplus berichtete).
Eigentumswohnungen werden pro Jahr sechs Prozent teurer
Attraktivität hat jedoch ihren Preis. Im Fall von Risch wortwörtlich. So berichtet zumindest die «NZZ». In den letzten zehn Jahren ist der Preis einer Eigentumswohnung im mittleren Preissegment jährlich um durchschnittlich 5,9 Prozent gestiegen. Damit liegt die Zuger Gemeinde auf Platz 6 der Schweiz.
Der Bauvorsteher der Gemeinde Risch, Patrick Wahl (FDP), erklärt sich den Anstieg der Wohnungspreise vor allem mit dem starken Wachstum der Gemeinde, wodurch diese auch an Attraktivität gewonnen habe. Gleichzeitig seien in den letzten Jahren mehrheitlich Mietwohnungen gebaut worden. Der Wohnungsmarkt sei zudem ausgetrocknet, der Leerwohnungsstand liege bei praktisch 0. «Dieser Umstand, kombiniert mit einem anfänglich wohl eher tieferen Preisniveau, könnte die Transaktionspreise verstärkt erhöht haben», mutmasst Wahl.
«Risch ist bis zu einem gewissen Grad auch Opfer des eigenen Erfolgs geworden.»
Patrick Wahl, Bauvorsteher Risch
Einerseits freue ihn diese Statistik, «zeigt sich doch im Anstieg, dass die Attraktivität der Gemeinde kontinuierlich zugenommen hat». Andererseits rücke so der Traum vom Eigenheim für viele Rischerinnen in unerreichbare Ferne. «Risch ist bis zu einem gewissen Grad auch Opfer des eigenen Erfolgs geworden», so der Bauvorsteher. Innerhalb von zehn Jahren hätten die Immobilienpreise um fast 80 Prozent zugenommen. «Insbesondere aus Sicht von jungen Familien und des Mittelstands ist dies zu bedauern.»
Keine Massnahmen geplant
Konkrete Massnahmen aufgrund dieser Einzelstatistik seien jedoch keine geplant. Doch wie jede Zuger Gemeinde beschäftige sich der Gemeinderat Risch-Rotkreuz mit dem Thema des kostengünstigen Wohnraums. Und da unterscheide sich die Gemeinde kaum vom restlichen Kanton: «Das durchschnittliche Mietpreisniveau ist gemäss eigener Erfahrungen nach wie vor eher tiefer als in anderen Zuger Gemeinden.» Ziel des Gemeinderats sei es, dass eine ausgewogene Mieter- und Eigentümerstruktur resultiere.
Doch das Thema bezahlbarer Wohnraum fokussiere sich vor allem auf den Bereich des Mietwohnungsmarkts. Und da will die Gemeinde auch den Hebel ansetzen. So beispielsweise durch die von der Gemeinde gegründete Stiftung Rischer Liegenschaften, die preiswerte Wohnungen anbietet. Oder im Rahmen der Ortsplanungsrevision.
Für ALG tut die Gemeinde zu wenig
Etwas dramatischer sehen die Situation jedoch die Alternative – die Grünen (ALG). Diese haben den Gemeinderat bereits 2019 im Rahmen einer Interpellation gefragt, wie die Gemeinde Risch günstigen Wohnraum fördern und schaffen will (zentralplus berichtete). «Leider ist bis heute kein Engagement des Gemeinderats in dieser Thematik zu spüren», so Livia Engel, Vorstandsmitglied der ALG Risch.
«Wer noch keine Immobilie besitzt oder nicht erben kann, muss gehen.»
Livia Engel, Vorstandsmitglied Alternative – die Grünen Risch-Rotkreuz
Bei grossen Bauvorhaben habe es der Gemeinderat verpasst, bezahlbaren Wohnraum einzufordern. Beispielsweise böte sich das geplante Bauvorhaben der SBB am Bahnhof Rotkreuz dafür an, in einem Teil davon bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. «Der fast nicht existente Leerwohnungsstand von 0,3 Prozent zeigt, wie dramatisch die Situation ist.» Selbst grosse Überbauungen wie die Suurstoffi oder die Lindenmatt hätten zur Linderung nicht gereicht.
Die Ortsplanungsrevision als Hoffnung
Dass in Risch die Wohnungspreise so stark steigen, überrascht sie wenig. «Die Statistik ist Ausdruck einer wachsenden Agglomeration in Zentrumsnähe sowie der Tiefsteuerpolitik der letzten Jahre», so Livia Engel. Gerade Letztere ziehe viele Vermögende mit Wunsch nach Eigentum in den Kanton Zug. Dies treibe letztlich die Boden- und Wohnungspreise in die Höhe.
Die Folge: «Wer noch keine Immobilie besitzt oder nicht erben kann, muss gehen.» Gerade der Mittelstand werde zunehmend in umliegende Kantone gedrängt. Für die Grünen ein klares Zeichen, dass Handeln gefragt ist. Die Themen soziale Durchmischung und bezahlbarer Wohnraum greifen die Grünen deshalb auch im Rahmen der Mitwirkung zu Ortsplanungsrevision auf. Wie viel sich davon in der Rischer Bau- und Zonenordnung finden wird, wird sich in den nächsten zwei Jahren zeigen.
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Silke Hauswurz, 30.07.2022, 20:38 Uhr Warum bauen die Grossinvestoren keine Eigentumswohnungen? Das wäre doch eine gute Idee, vor Allem im Kanton Zug, besonders in Rotkreuz! Das wäre auch eine Chance für die jungen Leute, in ihr Eigentum zu investieren. Anstattdessen zahlen sie hohe Mieten und haben nach einigen Jahren zwar viel ins Wohnen investiert, jedoch das Geld ist einfach „weg“!
Es gäbe einen grossen Markt in Rotkreuz an Interessenten dafür!👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterPhilipp, 29.07.2022, 11:38 Uhr Logisch tut Risch nichts für bezahlbaren Wohnraum. Das zieht Menschen mit tiefen Löhnen an die wenig steuern zahlen. Das wollen die Mehrbesseren natürlich um jeden Preis vermeiden.
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