Zug leistet sich teure Sanierung

Theilerhaus erwacht nach 30 Jahren Stillstand zum Leben

Florian Weber äussert sich im Gespräch zum geplanten Umbau des altehrwürdigen Theilerhauses. (Bild: zvg)

Das altehrwürdige Theilerhaus, das aus dem vorletzten Jahrhundert stammt, erwacht aus dem Tiefschlaf. Läuft alles rund, könnte das Verwaltungsgericht im Frühling 2025 dort einziehen. Wir haben Regierungsrat Florian Weber über das Projekt ausgequetscht.

16,5 Millionen Franken hat der Kanton Zug der Landis & Gyr im Jahr 1989 für das Theilerhaus und das umliegende Areal gezahlt. Dies ursprünglich mit dem Plan, auf dem Grundstück eine neue Kaufmännische Berufsschule zu bauen. Kulturaffine hofften darauf, dass im Theilerhaus eine Kulturwerkstatt entsteht. «Es ist zu lange nichts geschehen. Nun sollen Taten folgen», sagte Philipp Schweiger vom Kulturverein kurzum im Jahr 1993.

Rund 30 Jahre später: Schaut man sich das altehrwürdige Haus von 1896 an, sieht es so aus, als wäre noch immer nichts geschehen. Keine Berufsschule steht auf dem Areal, keine Bandmusik wummert aus den Fenstern, die klapprigen Läden des schwer sanierungsbedürftigen Theilerhauses sind nach wie vor geschlossen.

Das alte Industriegebäude liegt seit Jahrzehnten brach. Im Hintergrund jedoch ist einiges gegangen. Ausserdem musste das Projekt ein paar Umwege nehmen. Aber dazu später.

Verwaltungsgericht mit öffentlichem Bistro

Mittlerweile ist beschlossene Sache, dass das Verwaltungsgericht dereinst in den Bau einzieht. Im Erdgeschoss entsteht ausserdem ein Bistro mit grosszügigem Aussenbereich, das nicht nur den Mitarbeitenden und den FMS-Schülern als Kantine, sondern auch der Bevölkerung als Beiz dient.

Das geplante Bistro im Theilerhaus. (Grafik: Stadt Zug) (Bild: zvg)

Während das rund 14-Millionen-Projekt nun in der Hochbaukommission das Kantonsrates besprochen wird, liegen die Pläne im Zuger Stadthaus auf. zentralplus hat den Baudirektor Florian Weber getroffen, um über ebendiese zu sprechen.

zentralplus: Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht. Mir scheint, als sei es allerhöchste Zeit, dass die Sanierung nun in Angriff genommen wird. Wie sehen Sie das?

Florian Weber: Es stimmt, es ist gut, dass es vorwärtsgeht. Nicht zuletzt, weil sich die Unterhaltskosten summieren. Es gab Verzögerungen, unter anderem wegen Corona. Zudem dauerte das zweistufige Verfahren rund ein Jahr, was sich aber letztlich als positiv entpuppt hat. Die Kommission hatte nämlich einige sehr gute Einwände respektive Aufträge für die Regierung. Man muss zudem sagen: Dieses Bauprojekt befindet sich in einem grossen Spannungsfeld.

zentralplus: Inwiefern?

Weber: Zum einen ist das Theilerhaus geschützt, weshalb die denkmalpflegerischen Ansprüche sehr hoch sind. Auch energietechnisch müssen wir den Bau massgeblich ertüchtigen. Das fängt bei den Fenstern und der Dämmung an und hört mit der Heizung auf. Ein weiteres Thema ist das hindernisfreie Bauen.

«Wir haben das Problem, dass wir die Vorschriften für einen hindernisfreien Zugang nicht erfüllen können.»

Florian Weber, Zuger Baudirektor

zentralplus: Im Kantonsrat wurde Ende des letzten Jahres darüber eine Debatte geführt. Es war auf der Seite der Hofstrasse eine grosse Treppe geplant, welche naturgemäss nicht für Rollstuhlfahrer geeignet ist. Kantonsrätinnen bemängelten, dass der Zugang für ebenjene nur über den Hintereingang führe. Die heutigen Pläne sehen jedoch anders aus.

Weber: Tatsächlich wurden sie angepasst. Auf der West-, also der Vorderseite des Hauses haben wir das Problem, dass wir die benötigte, maximale Steigung, und damit die Vorschriften für einen hindernisfreien Zugang, nicht erfüllen können. Trotzdem haben wir nun dort ebenfalls eine Rampe geplant, die für viele Rollstuhlfahrende, ältere Menschen oder zum Beispiel Familien mit einem Kinderwagen überwindbar ist. Auch von der Ostseite ist das Gebäude gut erschlossen und können Rollstuhlfahrende ins Haus gelangen.

«Es ist uns wichtig, dass Mitarbeiter der Verwaltung möglichst zentral arbeiten.»

zentralplus: Beim Betrachten der Pläne fällt weiter auf: Parkplätze sind praktisch keine geplant.

Weber: Nein. Es wird einzig Anlieferungs- und Parkplätze für Menschen mit Behinderungen geben. Dafür werden viele Veloparkplätze gebaut. Der Anschluss an den öffentlichen Verkehr ist an der Hofstrasse sehr gut. Wer mit dem Auto anreist, hat die Möglichkeit, im Parkhaus Athene zu parkieren, das nur rund hundert Meter entfernt liegt.

Florian Weber erklärt beim Interview, was beim Umbau genau realisiert werden soll. (Bild: wia)

zentralplus: Einst war geplant, dass im Theilerhaus Kunstateliers und ein Museum entstehen (zentralplus berichtete). Diese Idee wurde verworfen. Gleichzeitig schuf die Stadt Zug unter grossem Aufwand eine Kulturstrategie, in welcher der Fokus darauf gelegt wurde, Räume für Kultur zu schaffen. Das mutet etwas seltsam an.

Weber: Die Diskussion bezüglich einer kulturellen Nutzung gab es tatsächlich. Doch auch wenn das Haus kulturell genutzt worden wäre, hätte man es irgendwann gründlich sanieren müssen. Dass nun der Kanton das Gebäude selber nutzt, macht in verschiedener Hinsicht Sinn. Es ist uns wichtig, dass Mitarbeiterinnen der Verwaltung in kantonseigenen Gebäuden und möglichst zentral arbeiten. So können nicht zuletzt auch Abläufe optimiert werden. Das hat für uns hohe Priorität.

zentralplus: Derzeit mietet das Verwaltungsgericht Räumlichkeiten im Hochhaus auf dem ZVB-Areal. Dieses soll bekanntlich in mittlerer Zukunft neu bebaut werden (zentralplus berichtete). Kommen die Verzögerungen beim Theilerhaus diesen Plänen nun in die Quere?

Weber: Nein, überhaupt nicht. Wir sind zeitlich gut unterwegs. Sollte der Kantonsrat grünes Licht für die Theilerhaus-Sanierung geben, sind wir optimal auf Kurs. Gemäss jetzigem Zeitplan kann das Verwaltungsgericht frühestens im Frühling 2025 an die Hofstrasse umziehen. Der Bebauungsplan für das ZVB-Areal muss hingegen noch vom Grossen Gemeinderat der Stadt Zug behandelt werden. Die Umsetzung dieses Projekts dauert also noch seine Zeit, es befindet sich aber ebenfalls im Plan.

zentralplus: Das Theilerhaus ist nicht das einzige Gebäude auf dem Areal, das bald saniert wird. Was ist weiter geplant?

Weber: Zum einen wird auch die Shedhalle renoviert. Das Gebäude im Süden, das heute insbesondere als Bürogebäude für das Amt für Denkmalpflege und Archäologie dient, wird ebenfalls ertüchtigt. Zudem entsteht im Osten ein Neubau, in dem dereinst das Staatsarchiv Einzug halten wird. Die erwähnten Pläne sollen jedoch erst in einer zweiten Etappe umgesetzt werden.

Eine Herausforderung für die Architekten

Die Sanierung des Theilerhauses wird von der Arge CST Architekten & Eggenspieler Architekten AG realisiert. Diese hatte während des Planungsprozesses mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Der verantwortliche Architekt Lukas Kosik dazu: «Eine der Schwierigkeiten ist sicherlich die Umnutzung des alten Industriebaus in einen Gerichtsbetrieb mit Büroräumen sowie einem Restaurant.»

Nicht nur die ganze Sanitär- und Elektro-Infrastruktur, das Dach und die Fenster müssen erneuert werden, auch betreffend Erdbebensicherheit und Brandschutz wird das Theilerhaus auf den neuesten Stand gebracht.

Besonders sei überdies das Thema Dämmung: «Das Haus hatte nie eine Dämmung, nur massive Backsteinwände. Eine Dämmung kann wegen der denkmalgeschützten Klinkersteinfassade von aussen nicht angebracht werden.» Von innen sei dies wegen bauphysikalischer Problempunkte ebenfalls nicht möglich. «Somit werden die nur Fenster ertüchtigt, das Haus wird ökologisch mit Fernwärme geheizt. So kann man auf die Dämmung verzichten», erklärt der Architekt.

Und weiter: «Obwohl es sich um ein altes Gebäude handelt, das lange nicht genutzt wurde, ist die Grundstruktur in sehr gutem Zustand.» Dies ermögliche etwa, dass man einen Liftschacht ins bestehende Gebäude einbetonieren könne, der durch alle Geschosse führt. Ebenfalls entstehe ein neues Treppenhaus. Dadurch kann ein Annexbau extra für den Lift umgangen werden.

Verwendete Quellen
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