410 Flüchtlinge auf dem Schulareal Röhrliberg?

SVP Cham stellt Flüchtlingsunterkunft infrage

Im Kanton Zug sind Modulbauten als Übergangslösung keine Seltenheit. So auch beim temporären Seniorenheim in Menzingen. (Bild: Adobe Stock / zvg)

Auf der Röhrlibergwiese in Cham will der Kanton Zug einen Modulbau für 410 Flüchtlinge aus der Ukraine aufstellen. Die SVP wehrt sich gegen die Grösse der Unterkunft. Derweil ist noch gar nicht klar, ob die Unterkunft nicht doch in die Stadt Zug kommt.

Die Zuger Baudirektion hat einen dreistöckigen Occassions-Modulbau gekauft, um weitere Flüchtlinge aus der Ukraine unterzubringen (zentralplus berichtete). Für das Aufstellen werden gemäss Kanton zwei Grundstücke geprüft.

Eines befindet sich im Röhrliberg in Cham, ein anderes in der Stadt Zug. Für welchen Standort sich der Kanton entscheidet, wurde bislang nicht kommuniziert. Klar ist: In Cham liegt seit Freitag ein Baugesuch für eine Flüchtlingsunterkunft auf. Der Betrieb soll auf fünf Jahre befristet werden.

«Anwohner, Vereine und viele weitere Personen staunen. Wurden sie doch weder vom Kanton noch von der Gemeinde vorgängig informiert», schreibt Brigitte Wenzin Widmer in einem Leserbrief an die zentralplus-Redaktion. Die Kantonsrätin und Parteipräsidentin der SVP Cham wehrt sich gegen die Grösse der Unterkunft. «Die SVP Cham hat Verständnis für die aktuelle Situation rund um die Ukraine-Krise. Den Standort Röhrliberg für eine solch grosse Unterkunft zu verbauen, erachtet sie aber als sehr fraglich», schreibt sie.

Unterkunft für Flüchtlinge in Cham: der richtige Ort?

Der Sportplatz werde täglich für unzählige sportliche Aktivitäten genutzt. Auf der Anlage fänden Leichtathletik-Meetings, Turniere, viele verschiedene Trainings, aber auch grössere Anlässe wie das Zuger Kantonalschwingfest statt. «Bereits 2017 wurde ein Allwettersportplatz für ein Schulraumprovisorium geopfert», moniert Wenzin Widmer.

Viele Fragen seien aktuell offen. «Wieso will der Gemeinderat diese Fläche hergeben, obwohl er immer mehr Mühe hat, Land für Schulbauten zu finden? Wo würde der verloren gegangene Sportplatz realisiert? Wie sieht es mit den Kapazitäten bei den Schulen und den Zufahrten aus?», zählt die SVP-Parteichefin einige auf.

Zuger Baudirektor nimmt die Kritik ernst

Gemäss Kanton wird als alternativer Standort ein Platz in der äusseren Lorzenallmend in Zug geprüft. Er hat deshalb nicht nur in Cham, sondern auch in der Stadt Zug ein Baugesuch für die Flüchtlingsunterkünfte eingereicht.

Das heisst: Die Baudirektion lässt sich derzeit noch beide Optionen offen. «Der Standortentscheid fällt frühestens Ende Juni 2022», bestätigt der zuständige Regierungsrat Florian Weber (FDP). Zur Kritik der SVP meint er: «Selbstverständlich werden die Anliegen und Interessen der Chamer Vereine und Bevölkerung zum Standortentscheid berücksichtigt und geprüft.»

Die Initiative, den Bau der Flüchtlingsunterkunft in Cham zu prüfen, kam übrigens vom Kanton. Einer der Gründe: die Parzelle in der Zone des öffentlichen Interesses. «Weiter ist die Lage und die Anbindung an den öffentlichen Verkehr gut», meint der Zuger Baudirektor.

Gemeinde sucht Alternative für Sportaktivitäten

Auch der Chamer Gemeindepräsident Georges Helfenstein verspricht: «Sollte der Standortentscheid des Kantons auf den Röhrliberg fallen, wird sich die Gemeinde Cham mit den Vereinen in Verbindung setzen.» Er werde sich intensiv um die Suche nach Ausweichmöglichkeiten für die Sportaktivitäten bemühen.

Grundsätzlich sagt Helfenstein zur Unterbringung von Flüchtlingen aus der Ukraine: «Wir sehen es als unsere Verpflichtung, den Kanton und die anderen Zuger Gemeinden zu unterstützen.»

Verwendete Quellen
  • Publikation der öffentlichen Baugesuche Cham
  • Publikation der öffentlichen Baugesuche der Stadt Zug
  • Leserbrief von Brigitte Wenzin Widmer
  • Medienmitteilung Baudirektion Kanton Zug
  • Mailkontakt mit Florian Weber
  • Mailkontakt mit Georges Helfenstein
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


2 Kommentare
  • Profilfoto von Grossfamilie Schmid und Wormstetter
    Grossfamilie Schmid und Wormstetter, 04.06.2022, 15:25 Uhr

    Wir sind der Meinung, der Standort ist ganz schlecht. Das Altersheim, Pflegheim, Spital und die Schulen brauchen diese Grünfläche. Diese wird oft benützt. Sport fördert die Gesundheit, Enge fördert Stress und Aggression. Den schöne Rasen wir durch die Mitarbeiter der Gemeinde Cham gepflegt. Stunden von arbeiten sind mähen, düngen, giessen, aerifizieren, sanden, einsähen usw.
    Die Wildhecke die vor ein paar Jahren erstellt wurde und jetzt div. Tieren eine Bleibe ist, wird auch noch zerstört.
    Wo soll gespielt werden, wenn im Städtli die Wiese für eine Schulanlage gebraucht wird, die Umfahrungsstrasse Land benötigt, die vielen neuen Bewohner des papieriareals kommen…
    Wir höffen es findet sich eine Bessere Lösung!
    Auch für die 450 Ukrainer und Ukranierinnen ist es sicher besser nicht so eng zusammen zu leben.
    Wir sind dagegen, dass dieser schöne Platz verbaut wird.
    Alternative, den Platz von Zimmermann (ein Teil gehört dem Kanton) oder dort wo die Kanti kommen sollte…
    Bitte dieses Vorhaben S T O P E N.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
    • Profilfoto von Trömpeterli
      Trömpeterli, 04.06.2022, 16:38 Uhr

      Also schlagen sie uns doch bitte einen besseren Ort vor.

      👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon