Bauprojekt in der Stadt Luzern

So viel kosten die neuen ABL-Wohnungen an Industriestrasse

Auf diesem Teil des Areals sollen die ABL-Neubauten entstehen. Geschäftsleiter Martin Buob sieht im Projekt eine einmalige Chance für Luzern. (Bild: zvg)

Die Allgemeine Baugenossenschaft Luzern (ABL) stellt ihr neustes Bauprojekt an der Industriestrasse vor. Die Mietpreise für die rund 50 Wohnungen fallen moderat aus. Eine Reaktion auf die Kritik an der ABL?

Es gibt in der Stadt Luzern wohl kein Quartier, das in den nächsten Jahren einen so krassen Wandel erleben wird wie das Gebiet rund um die Industriestrasse. Am westlichen Ende des Geissensteinrings entsteht bis Ende Jahr eine neue Wohnüberbauung (zentralplus berichtete). Auf dem EWL-Areal ist ein 200 Millionen Franken teures Wohn- und Geschäftsquartier geplant (zentralplus berichtete). Und auf der gegenüberliegenden Strassenseite bauen fünf Luzerner Baugenossenschaften gemeinsam ein komplett neues Quartier.

Die Kooperation Industriestrasse plant auf dem Areal, zwischen Geissensteinring und Industriestrasse, rund 150 neue Wohnungen sowie knapp 3'000 Quadratmeter Gewerbe- und Dienstleistungsfläche (zentralplus berichtete). Den grössten Teil zum Projekt trägt die Allgemeine Baugenossenschaft Luzern bei. Die Genossenschaft hat am Montag ihren Mitgliedern neue Details zum Projekt vorgestellt.

Günstige Mietpreise

An der südlichen Grenze des Industriestrasse-Areals plant die ABL vier Neubauten. Die vier Gebäude heben sich optisch stark voneinander ab. Zwei tiefere Häuser dienen künftig als Gewerbefläche sowie als Kindergarten der Stadt Luzern. Daneben baut die ABL zwei siebenstöckige Wohnhäuser, wo 21 beziehungsweise 30 Wohnungen entstehen. Von mehreren Einzimmerwohnungen bis zur grossen 6,5-Zimmer-Wohnungen sind sämtliche Wohnungsgrössen vertreten.

Zusammen mit den Informationen zum Bauprojekt gibt die ABL die vorgesehenen Mietpreise für die 51 Wohnungen bekannt. Zwar handelt es sich dabei nur um Richtwerte, da die Wohnungen erst in ein paar Jahren fertiggestellt sind und ausgeschrieben werden. Aber ABL-Geschäftsleiter Martin Buob bestätigt: «Wenn wir die Wohnungen heute ausschreiben würden, dann zu diesen Preisen.»

Beim Blick auf die Mietpreise fällt sofort auf: Die Preise sind moderat bis günstig. Zwar lässt sich diese Frage nicht abschliessend beantworten, da die Vorstellungen von einer günstigen Wohnung je nach Budget sehr stark voneinander abweichen können. Im Direktvergleich zur bisher neusten ABL-Wohnüberbauung beim Himmelrich 3 sind die Mietpreise an der Industriestrasse aber auf jeden Fall deutlich günstiger.

Dichtes Quartier und kleinere Wohnungen

Martin Buob nennt drei Gründe für den markanten Preisunterschied. Erstens die Dichte: «An der Industriestrasse bauen wir und die anderen Genossenschaften wesentlich dichter als beim Himmelrich. Es gibt mehr Wohnfläche im Verhältnis zur Grösse des Grundstücks.» Dadurch kann die ABL die Wohnungen zu günstigeren Preisen vermieten.

«Wir verzichten an der Industriestrasse auf jene Ausstattung, die es nicht unbedingt braucht.»

Martin Buob, Geschäftsleiter ABL

Zweitens die Grösse der Wohnungen. Die durchschnittliche Grösse der Wohnungen der ABL an der Industriestrasse ist wesentlich kleiner als im Himmelrich. Während eine 3,5-Zimmer-Wohnung im Himmelrich im Durchschnitt rund 100 Quadratmeter gross ist, sind es an der Industriestrasse circa 75 Quadratmeter. Die neuen Wohnungen werden also relativ kleinräumig.

Dritter Grund für die günstigen Mieten ist der Ausbaustandard. Martin Buob sagt: «Wir verzichten an der Industriestrasse auf jene Ausstattung, die es nicht unbedingt braucht.» Das war beim Himmelrich anders. Dort habe es die Baugenossenschaft den künftigen Mietern beispielsweise offengelassen, ob sie einen eigenen Waschturm in der Wohnung wollten oder nicht. Diese Flexibilität sowie der höhere Ausbaustandard der Wohnungen widerspiegle sich letztlich in den Mietpreisen.

Himmelrich ist ein Ausnahmeprojekt

Die ABL verzichtet an der Industriestrasse also sozusagen auf teuren Schnickschnack. Ist das auch eine Reaktion auf die Kritik an den hohen Kosten der ABL? Die kantonale SP hatte die ABL im vergangenen Jahr scharf für die steigenden Kosten kritisiert. Sie forderte darum konkret moderate Ausbaustandards und ein Finanzierungsmodell, welches auch Mitgliedern mit tiefem Einkommen den Zugang zu neugebauten Wohnungen ermöglichen.

Der ABL-Geschäftsleiter entgegnet, dass die Mietpreise an der Industriestrasse keine Reaktion auf diese Kritik seien. Zumal die ABL diese Richtwerte schon vor der Kritik der SP gemeinsam mit den anderen Genossenschaften der Kooperation definiert habe. «Es ist immer unser Bestreben, dass unsere Wohnungen günstig sind», hält Buob fest. «Das zeigen wir jetzt an der Industriestrasse, aber auch bei den Projekten im Maihof oder an der Bernstrasse.»

«Wer an der Industriestrasse wohnt, sollte ein Interesse am nahen Zusammenleben mit der Nachbarschaft haben.»

Martin Buob

Der ständige Vergleich zum Himmelrich hält er deshalb für unangebracht. Das Himmelrich sei ein Ausnahmeprojekt und unbestritten auch teurer als andere ABL-Siedlungen. «Aber es ist auch nicht so, dass alle unsere Mitglieder gleich sind. Es ist gut, dass wir unterschiedliche Siedlungen haben, die die unterschiedlichen Ansprüche unserer Mieterinnen abdecken.» Und im Hinblick auf die Industriestrasse betont Buob: «Dort war es von Anfang unser Ziel, günstigere Wohnungen als im Himmelrich anzubieten, weil wir ein anderes Publikum ansprechen wollen.»

Das Zusammenleben steht im Fokus

Im Gegensatz zur Weitläufigkeit des Himmelrichs sollen die künftigen Mieter an der Industriestrasse die Dichte und kleinteilige Struktur des Areals ansprechen. «Das Zusammenleben rückt stark in den Fokus. Wer an der Industriestrasse wohnt, sollte ein Interesse am nahen Zusammenleben mit der Nachbarschaft haben», betont Buob.

Für ihn ist die Industriestrasse deshalb ein Pionierprojekt in der Stadt Luzern. «400 Menschen werden dieses Quartier gemeinsam entwickeln und gestalten. Das ist eine einmalige Chance für Luzern.» Er ist darum überzeugt, dass die ABL-Mitglieder dem stolzen Baukredit von rund 28 Millionen Franken zustimmen werden. Und auch hinsichtlich der Vermietung ist Buob optimistisch. «Zusammen wohnen und gemeinsam etwas entwickeln, das ist bereits jetzt beliebt und wird es auch in Zukunft sein.»

Bis am 7. April haben die ABL-Mitglieder Zeit, schriftlich über den Kredit abzustimmen. Stimmt die Genossenschaft dem Projekt zu, soll noch im Frühling die Baueingabe erfolgen. Voraussichtlicher Baustart ist dann im Jahr 2023, die ersten ABL-Mieterinnen sollen 2026 in die neuen Wohnungen an der Industriestrasse ziehen.

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