Seit 2011 will Baar hier Wohnungen bauen – passiert ist nichts
Vor mehr als 13 Jahren kaufte die Gemeinde Baar ein Grundstück unter der Prämisse, dass auf diesem künftig günstige Wohnungen gebaut werden. Die SP Baar fordert, dass dies endlich umgesetzt wird.
Einige Baarer mögen sich vielleicht noch dunkel an eine Gemeindeversammlung im Juni 2011 erinnern. Die mit besserem Gedächtnis sogar noch, dass da ein Grundstückskauf auf der Traktandenliste stand, der letztlich angenommen wurde.
Diesen Beschluss zerrt die SP Baar mit einer neuen Motion mitten ins Jahr 2024. Denn: Den Kauf damals machte der Gemeinderat mit Plänen für künftige preisgünstige Wohnungen auf dem Areal schmackhaft. Die Pläne sind aber bis heute nicht umgesetzt. Das kommt bei der örtlichen SP nicht gut an, sie fordert nun die Umsetzung – mehr als 13 Jahre nach dem Ja der Stimmbevölkerung.
Wohnhaus, Schopf und Zimmerei
Das besagte Grundstück 1520 liegt an der Ecke Neugasse und Sonnackerstrasse, ganz in der Nähe des Schulhauses Wiesental. Darauf stehen ein Wohnhaus mit drei Wohnungen, eine ehemalige Zimmerei und ein Lagergebäude. Es gehörte einem Privaten, der das Land der Gemeinde angeboten hatte. Baar bot ihm im Gegenzug 2,6 Millionen Franken und die Aussicht, ein Grundstück an der Heimatstrasse kaufen zu können.
Die Fläche hatte für die Gemeinde grossen strategischen Wert: Sie liegt direkt neben den gemeindeeigenen Grundstücken 1952 und 1953. Auf diesen stehen heute ein Schulhausprovisorium und ein Kindergarten. Doch diese bleiben nicht dort. Sie sollen künftig in den rund 100 Millionen Franken teuren Neubau des Schulhauses Wiesental nebenan zügeln (zentralplus berichtete).
30 bis 40 Wohnungen in Aussicht
Wechseln diese die Strassenseite, könnte eine Baugenossenschaft auf den Grundstücken 1520, 1952 und 1953 eine grosse Überbauung realisieren. Das stellte die Gemeinde in der damaligen Vorlage für die Gemeindeversammlung in Aussicht. Berechnungen zufolge könnten auf dem gesamten Areal so 30 bis 40 günstige Wohnungen entstehen – sollte die Baarer Stimmbevölkerung noch einer dafür benötigten Umzonung zustimmen. Die beiden schulisch genutzten Grundstücke befinden sich derzeit noch in der «Zone öffentliches Interesse für Bauten und Anlagen».
Doch bereits zur Versammlung zum Grundstückskauf stellte die Gemeinde in Aussicht: «Es ist beabsichtigt, dass das Land nach erfolgter Zonenplanänderung einer Baugenossenschaft im Baurecht zur Verfügung gestellt wird und die Baugenossenschaft ein Projekt nach den Rahmenbedingungen der Gemeinde realisiert.»
Widerstand gab es damals fast keinen. Zwar störten sich Quartierbewohner, dass der künftigen Überbauung Spielwiesen zum Opfer fielen. Trotzdem segneten die Anwesenden den Kauf für 2,6 Millionen Franken ab – mit nur drei Gegenstimmen.
Gehts mit der Ortsplanungsrevision vorwärts?
Zurück in der Gegenwart hat sich nicht viel getan. Die Schulbauten stehen immer noch, die drei Gebäude an der Neugasse 45 ebenfalls. Nur wohnt inzwischen nicht mehr der ehemalige private Besitzer im Wohnhaus. Die Gemeinde nutzt dieses für Sozialwohnungen, wie Gemeinderätin Sonja Zeberg (FDP) auf Anfrage schreibt. Sie ist zuständig für die gemeindlichen Liegenschaften. Die beiden Gewerbegebäude dienen der Gemeinde und verschiedenen Vereinen als Lager.
Auch liegen die beiden angrenzenden Grundstücke noch nicht in der «richtigen» Zone. Noch immer gilt der Zonenplan, der zuletzt 2005 gross aktualisiert wurde.
Immerhin: Die Gemeinde Baar arbeitet am neuen Zonenplan (zentralplus berichtete). Die geplanten Änderungen liegen derzeit beim Kanton zur Vorprüfung. Gemäss Zeitplan der Gemeinde sollen die Pläne im «Herbst 2024» öffentlich aufgelegt werden – was demnächst der Fall sein dürfte. Auch wenn der neue Zonenplan noch nicht öffentlich ist: Gemäss der 2021 verabschiedeten räumlichen Entwicklungsstrategie gehören die besagten Grundstücke zu einem «wohnorientierten Quartier».
Vor 2027 geht nichts
Wieso so lange nichts passiert ist, wann es bei den Grundstücken vorwärtsgeht und in welchem Zeithorizont eine Abgabe im Baurecht und eine Überbauung realistisch scheinen, könne die Gemeinde derzeit noch nicht beantworten. Dies werde sie im Rahmen der Antwort auf die Motion prüfen, hält Zeberg fest. Aber: Vor August 2027 wird sich nichts tun. Dann soll das neue Schulhaus Wiesental fertig stehen – und bis mindestens dann werden die Schulbauten auf den Grundstücken 1952 und 1953 gebraucht.
Zudem ist unklar, ob die Gemeinde Baar noch die gleichen Pläne wie vor 13 Jahren hegt. Auf ebendiese Frage sagt Zeberg, dass sich der Gemeinderat im Rahmen der Motion damit auseinandersetzt. Geht es nach der SP Baar, soll die Gemeinde jedoch ihr fast 5000 Tage altes Versprechen einlösen. Sie fordert, dass auf den drei Grundstücken in einem «umfassenden Wohnbauprojekt» günstige Wohnungen und Alterswohnungen entstehen. Und diesmal «zeitnah».
Schreibt über alles, was Luzern und Zug aktuell beschäftigt. Im ländlichen Luzern aufgewachsen, hat sie beim «Entlebucher Anzeiger» ihre Begeisterung für Lokaljournalismus entdeckt. Nach einem Studium in Medienwissenschaften und Englisch ist sie seit September 2021 bei zentralplus. Nebenbei absolviert sie derzeit die Diplomausbildung Journalismus am MAZ.