Bauprojekt erneut zurückgezogen

Salesianum Zug: Im vierten Anlauf soll es endlich klappen

Das Salesianum (rechts) und die geplante Wohnüberbauung der Alfred Müller AG. (Bild: PD)

Aller guten Dinge sind vier, denkt sich offensichtlich die Immobilienfirma Alfred Müller AG: Sie zieht ihr Bauprojekt für das Zuger Salesianum-Areal wegen einer Einsprache zum dritten Mal zurück – und reicht im Sommer ein viertes Baugesuch ein.

Müsste man das Bauprojekt auf dem Zuger Salesianum-Areal mit einem Buchtitel bezeichnen, drängte sich ein Name geradezu auf: «Die unendliche Geschichte.» Zwar zieht sich das Projekt am Zugersee noch nicht unendlich lange hin – aber immerhin eine gefühlte Ewigkeit.

Schon vor über zehn Jahren hat die Zuger Stimmbevölkerung dem Bebauungsplan der Alfred Müller AG zugestimmt. Die Baarer Immobilienfirma will auf dem Areal des historischen Salesianums in Oberwil acht Gebäude mit rund 60 neuen Wohnungen errichten.

Doch gebaut hat die Firma seither noch gar nichts. Einsprachen verzögerten das Projekt. Zuerst 2013, als das Zuger Verwaltungsgericht den Bebauungsplan als «willkürlich und unsachlich» bezeichnete. Dann 2016, als die Alfred Müller AG einen neuen, abgespeckten Bebauungsplan vorlegte: Wiederum stimmte die Bevölkerung dem Plan zu – und wiederum brachten Einsprachen von Anwohnern das Projekt zum Erliegen (zentralplus berichtete).

Aller guten Dinge sind drei?

Im vergangenen Sommer nahm das Unternehmen einen neuen, dritten Anlauf (zentralplus berichtete). Die Firma zeigte sich gegenüber zentralplus optimistisch, dass es nun endlich klappen soll mit dem Bauprojekt: «Wir haben das Baugesuch sorgfältig ausgearbeitet und sämtliche Vorgaben aus dem rechtskräftigen Bebauungsplan berücksichtigt», sagte Sprecherin Melanie Ryser.

«Da der Vorstand ein Aktivwerden als nicht erfolgsversprechend ansah, zog sich der Zuger Heimatschutz aus der Sache zurück.»

Felix Gysi, Präsident Zuger Heimatschutz

Doch ein knappes Jahr später gibt das Unternehmen bekannt, dass es auch mit diesem Bauprojekt nichts wird. Wieder habe es eine Einsprache gegeben, worauf das Unternehmen das Bauprojekt zurückgezogen hat. Die Firma befürchtet, dass es wegen der Einsprache zu weiteren Verzögerungen kommt. In einer Mitteilung bezeichnet es den Rückzieher als «unternehmerischen Entscheid».

Weil das Verfahren zur Einsprache immer noch laufe, wollte die Alfred Müller AG keine Angaben zum Inhalt der Einsprache machen. Vom Zuger Heimatschutz (ZHS) erfahren wir jedoch, dass dieser im vergangenen Winter mit einem Anwohner in Kontakt war bezüglich des Salesianum-Areals. «Da der Vorstand ein Aktivwerden allerdings als nicht erfolgversprechend ansah und der betroffene Anwohner sehr konkrete Erwartungen hatte, zog sich der ZHS aus der Sache zurück», sagt Felix Gysi, Präsident des Zuger Heimatschutzes.

Das Salesianum liegt in Oberwil zwischen Zugersee und Bahngleisen. Hier sollen künftig acht neue Wohngebäude stehen. (Bild: Beat Holdener)

Bebauungsplan: Eine Frage der Interpretation

Ob der erwähnte Anwohner letztlich auf eigene Faust Einsprache gegen das Projekt eingereicht hat, ist unklar. Auf jeden Fall hatte die Einsprache zumindest teilweise Erfolg. Denn die Alfred Müller AG krebst zurück. Sie verwirft das aktuelle Bauprojekt und kehrt zurück zu den ursprünglichen Plänen – jene aus dem Bebauungsplan von 2016. Ein konkretes Baugesuch will die Immobilienfirma im Sommer 2022 vorlegen.

«Das neue Baugesuch basiert praktisch eins zu eins auf dem genehmigten Bebauungsplan.»

Ivo Läuppi, Alfred Müller AG

Wäre es also nicht vielversprechender gewesen, von Anfang an bei diesen Plänen zu bleiben? «Im Vordergrund stand eine architektonisch und städtebaulich möglichst optimale Lösung. Dafür wurde im Projekt der Projektierungsspielraum genutzt, wie es gängige Praxis ist», sagt Ivo Läuppi, der Bauherrenvertreter bei der Alfred Müller AG. Oder in anderen Worten: Die Firma hat den Spielraum für die Gestaltung des Areals ausgereizt.

Oder befürchtet, ihn je nach Interpretation des zuständigen Gerichts überspannt zu haben. Denn nun krebst das Unternehmen zurück: «Das neue Baugesuch, das wir im Sommer einreichen werden, basiert praktisch eins zu eins auf dem Richtprojekt und dem genehmigten Bebauungsplan», sagt Läuppi. Der Gestaltungsspielraum wird also weniger stark ausgereizt als beim vorherigen Projekt. Damit will die Alfred Müller AG gewährleisten, dass das Bauprojekt im vierten Anlauf juristisch nun endlich abgesichert ist.

Happy End für das Salesianum-Areal?

Stark wird das neue Projekt jedoch nicht vom vorherigen abweichen. Nach wie vor plant das Unternehmen acht Baufelder, auf denen neue Gebäude entstehen sollen. Einzig bei der Zahl der Wohnungen speckt die Firma ab. Statt ursprünglich 61 will sie nun nur noch 56 neue Eigentumswohnungen bauen.

Aus Sicht des Zuger Heimatschutzes ist das eine gute Entwicklung: «Ohne besondere Detailkenntnis des Projekts denke ich, dass eine eher lockerere Überbauung, die den historischen Bauten genügend Raum lässt, am ehesten mit den Vorgaben des Bundesgerichts korrespondiert», schätzt Felix Gysi ein.

Und Ivo Läuppi? Wagt er es nach all den Schwierigkeiten überhaupt noch, optimistisch zu sein, dass das Projekt bald realisiert werden kann? Er hält sich in dieser Frage bedeckt und verweist auf den rechtsgültigen Bebauungsplan, dem die Zuger Bevölkerung schon zweimal zugestimmt hat. «Wohnraum wird in Zug zunehmend ein rares Gut. Mit unserem Projekt realisieren wir 56 neue Wohnungen», streicht er die Bedeutung des Projekts hervor.

Wir erinnern uns: Anders als der Name vermuten lässt, fand auch die unendliche Geschichte ein Ende. Ein gutes sogar. Was das auf das Salesianum-Areal übertragen bedeutet, lassen wir an dieser Stelle offen.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit Ivo Läuppi
  • Schriftlicher Austausch mit Felix Gysi
  • Medienmitteilung der Alfred Müller AG
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