Neuer Platz, neue Schule, neuer Bahnhof

Rotkreuz krempelt sein Zentrum komplett um

Gemeindepräsident Peter Hausherr und Bauchef Patrick Wahl vor dem in die Jahre gekommenen Verwaltungsgebäude Dorfmatt. (Bild: ewi)

Mit dem Suurstoffi-Areal ist in Rotkreuz beim Bahnhof ein modernes Quartier entstanden. Nun zieht die Gemeinde auf der anderen Seite der Gleise nach und entwirft ein ganz neues Dorfzentrum.

Wer am Bahnhof Rotkreuz von der nördlichen Seite der Gleise durch die Unterführung auf die südliche Seite wechselt, muss dafür nur ein paar Schritte machen. Doch wer auf der südlichen Seite ankommt, fühlt sich, als wäre er in der Unterführung durch ein Wurmloch gegangen und zurück in die Vergangenheit gereist. Denn gegensätzlicher könnten die beiden Bereiche kaum sein.

Nördlich der Gleise ist in den vergangenen Jahren ein mondänes Quartier entstanden, das Suurstoffi-Areal. Aushängeschild ist das Gartenhochhaus Aglaya, dessen Fassade mit Pflanzen bewachsen ist. Hier hat die Hochschule Luzern (HSLU) einen modernen Standort aufgebaut. Und hier sind hunderte von Wohnungen entstanden.

90 Millionen Franken für ein neues Zentrum

Anders das Bild auf der südlichen Seite des Bahnhofs: Hier ist das eigentliche Dorfzentrum von Rotkreuz. Doch von der Aufbruchstimmung der Suurstoffi ist hier nichts zu spüren. Der Bahnhof und das Zentrum Dorfmatt versprühen echten 70er- und 80er-Jahre-Charme. Der Dorfmattplatz ist vorwiegend eine graue Betonwüste, an den Rand gedrängt finden sich ein paar Bäume und Bänke. Mit 135 oberirdischen Parkplätzen gibt es hier mehr Aufenthaltsmöglichkeiten für das Auto als für die Bewohner.

Doch das Rotkreuzer Zentrum steht vor grundlegenden Veränderungen. Die Gemeinde will das Gebiet rund um das Zentrum Dorfmattt komplett umkrempeln. Hier soll bis 2031 ein ebenso modernes Pendant zur Suurstoffi entstehen. Gemäss einer ersten Schätzung wird die Gemeinde rund 90 Millionen Franken investieren. Am Dienstag haben Gemeindepräsident Peter Hausherr sowie Bauchef Patrick Wahl an einer Pressekonferenz und an einer öffentlichen Informationsveranstaltung über die anstehende Zentrumsgestaltung informiert.

50 neue Wohnungen auf der Dorfmatt

Die Gemeinde konzentriert sich auf zwei Fokusgebiete: den Bereich Dorfmatt, der nebst dem heutigen Verwaltungsgebäude auch den Dorfmattplatz und den Bahnhof umfasst, sowie den Bereich Kantonsschule und Sportpark östlich der Dorfmatt. Für beide erarbeitet der Gemeinderat derzeit einen separaten Bebauungsplan.

Auf der Dorfmatt erhält Rotkreuz ein Zentrum, das diesem Namen auch gerecht wird. Kernstück ist der Dorfmattplatz. Dieser wird grösser und grüner als der heutige Platz und soll für die Bevölkerung zum Treffpunkt und Aufenthaltsort werden. Hier sollen grössere Veranstaltungen stattfinden. Schattenspendende Bäume sowie Kies- und Grünflächen sorgen dafür, dass es auf dem Platz im Hochsommer nicht zu heiss wird.

Östlich des Platzes macht das aktuelle Verwaltungsgebäude aus den 80er-Jahren einem Neubau Platz. In dessen Erdgeschoss entsteht ein grosser Gemeindesaal, der sich zum Platz hin öffnen lässt. Der Saal und weitere Räume im Parterre stehen künftig den Rotkreuzer Vereinen zur Verfügung. Auf den Geschossen darüber zieht erneut die Gemeindeverwaltung ein. Das neue Verwaltungsgebäude wird rund 25 Meter hoch. Dahinter entsteht ein neuer Wohnturm von maximal 50 Metern Höhe. Rund 50 Wohnungen sollen darin gebaut werden.

Das planen die SBB beim Bahnhof

Zusätzlichen Wohnraum planen auch die SBB. Am nördlichen Rand des Dorfmattplatzes, also angrenzend zu den Gleisen, bauen die SBB auf ihren Grundstücken neue Häuser. Im Bebauungsplan ist ein rund 80 Meter langer Riegelbau entlang der Gleise sowie ein 70 Meter hohes Hochhaus vorgesehen. Hier gibt es neue Büro- und Gewerbeflächen sowie rund 120 weitere Wohnungen.

Skizzierter Blick aus dem SBB-Hochhaus auf das neue Zentrum Dorfmatt. (Bild: Gemeinde Rotkreuz)

Die insgesamt 170 neuen Wohnungen sind gemäss Bauchef Patrick Wahl vorwiegend für Singles oder kleinere Haushalte. Angesichts der zentralen Lage und der guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr gerät der Bauchef regelrecht ins Schwärmen: «Wenn das nicht attraktiv ist, dann weiss ich auch nicht mehr weiter.» Zumindest ein Blick auf die andere Gleisseite scheint ihm Recht zu geben. Aktuell ist in der Suurstoffi keine einzige Wohnung frei.

Dass die SBB den in die Jahre gekommenen Bahnhof Rotkreuz grundlegend modernisieren, ist im Zusammenhang mit dem geplanten Zimmerberg-Basistunnel II zu sehen. Dieser schafft im ganzen Kanton grosse zusätzliche Kapazitäten für den Zugverkehr. Rotkreuz ist dann im Viertelstundentakt an Zürich angeschlossen. Darum soll der Bahnhof Rotkreuz zu einer modernen Mobilitätsdrehscheibe umgebaut werden. Dazu plant die Gemeinde zwei neue, behindertengerechte Bushaltekanten.

Die neue Kantonsschule

Auch weiter östlich wandelt sich das Gesicht von Rotkreuz deutlich. Zumal der Kanton die Gemeinde als Standort für die neue Kantonsschule Ennetsee auserkoren hat (zentralplus berichtete). Die neue Schule will der Kanton ebenfalls den Gleisen entlang bauen. Der Sportpark, der heute auf diesem Grundstück steht, wird abgerissen und an einem anderen Standort auf dem Areal neu gebaut.

Neben der neuen Kanti baut der Kanton eine Vierfach-Turnhalle in den Boden. Diese soll ausserhalb der Schulzeiten auch von den Rotkreuzer Vereinen genutzt werden können. So der Deal zwischen Kanton und Gemeinde – dafür erhält der Kanton das Grundstück der neuen Schule zum Spottpreis. Weil der Verkauf des Grundstücks von öffentlichem Interesse ist, zahlt der Kanton Rotkreuz symbolische 400 Franken für den Boden.

Hier entsteht die neue Kantonsschule Ennetsee. Der neue Sportpark wird in der Nähe gebaut. (Bild: ewi)

A propos Boden: Die Turnhalle ist nicht das einzige Bauwerk, das sich künftig im Untergrund befindet. Auch fast alle Parkplätze verschwinden unter den Boden. Künftig gibt es im ganzen Projektperimeter nur noch neun statt wie bis anhin 135 oberirdische Parkplätze. Die übrigen sowie einige zusätzliche Parkplätze im Zusammenhang mit den Neubauten der SBB entstehen in einer Tiefgarage.

Gemeindepräsident Peter Hausherr betont: «Heute ist ein Grossteil der wertvollen Fläche mit Parkplätzen belegt. Die SBB und der Kanton investieren in den kommenden Jahren viel Geld in diesem Raum. Wir wollen die Gunst der Stunde nutzen, das grosse Potenzial dieses Gebiets ausschöpfen und einen Mehrwert für die Bevölkerung schaffen.»

So geht es weiter

Die Gemeinde Rotkreuz hat sich mit den Zentrumsplänen viel vorgenommen – und verfolgt einen ehrgeizigen Zeitplan. Bis 2031 soll das ganze Projekt fertig sein. «Ein ambitionierter, aber realistischer Zeitplan», findet Bauchef Patrick Wahlen. Auch wenn er einräumen muss: «Wir stehen noch ganz am Anfang.»

Doch die Gemeinde gibt nun Gas. Sie schafft rund 240 zusätzliche Stellenprozente, deren Inhaber sich ausschliesslich um die Entwicklung des Zentrums kümmern. Und bereits im März 2023 soll die Bevölkerung an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung grünes Licht für die beiden Bebauungspläne und Planungskredite in der Höhe von knapp zehn Millionen Franken geben.

Darauf folgen die Architekturwettbewerbe für die einzelnen Bauprojekte und letztlich, sobald die Siegerprojekte feststehen, die Abstimmung über die definitiven Baukredite.

Verwendete Quellen
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