Gemeinde braucht Kredit

Risch: Neuer Ökihof ist plötzlich fast doppelt so teuer

So sieht die Sammelstelle des alten, mittlerweile 20-jährigen Ökihofs aus. (Bild: Gemeinde Risch)

Der geplante Gebäudekomplex für den Öki- und Werkhof in Risch hat ein neues Preisschild. Die erste Kostenschätzung für das Projekt war weit ab vom Schuss.

Der Ökihof nahe dem Zentrum Dorfmatt und der Werkhof inmitten des Sportparks sind in die Jahre gekommen. In der Gemeinde Risch sind die Anforderungen an die beiden Gebäude in solchem Masse gestiegen, dass ein Neubau hermuss.

Erlenhof heisst das Projekt, mit welchem Risch den zwei Gemeindediensten ein neues gemeinsames Zuhause geben will. Die Planung dafür lauft seit Längerem. Jetzt zeigt sich: Das Projekt wird frappant viel teurer, als zunächst angenommen.

Ein beachtlicher Kostensprung

Im September 2022 stimmte die Rischer Bevölkerung über einen Projektierungskredit in Höhe von 1,5 Millionen Franken für den Neubau des Werk- und Ökihofs ab. In der Botschaft zur Abstimmung sagte die Gemeinde damals, dass das Gesamtprojekt rund 24 Millionen Franken kosten dürfte.

In der Einladung zur Gemeindeversammlung vom 26. November heisst es nun, dass sich das Preisschild für das Bauvorhaben verändert habe. Die Verantwortlichen gehen neuerdings davon aus, dass der Erlenhof alles in allem gut 45 Millionen Franken an Ausgaben brauchen wird.

Bei der Präsentation der ursprünglichen Schätzung betonte die Gemeinde, dass diese plus/minus 25 Prozent präzise sei. Doch selbst mit dieser Fehlertoleranz stellt sich die erste Kostenprognose als grundfalsch heraus.

Zwei Gebäude vorgesehen

Nachdem die Rischer dem Projektierungskredit 2022 grünes Licht gegeben hatten, führte die Gemeinde einen Wettbewerb durch. Es gewann das Projekt Erlenhof des Architekturbüros Diagonal Architekten AG aus Winterthur und der Takt Baumanagement AG aus Zürich.

Der geplante Komplex an der Industriestrasse besteht aus einer grossen Halle, in welcher der Ökihof sein soll, und einem mehrstöckigen Gebäude, worin in den unteren beiden Stockwerken der Werkhof Platz finden soll. In den oberen Stockwerken sind Mieträume für Dienstleister und Gewerbler vorgesehen.

Und plötzlich eine Tiefgarage

Gemäss der Gemeinde hat der Kostenanstieg vor allem einen Hauptgrund: Unter dem ganzen Gebäudekomplex ist eine Tiefgarage geplant. In der früheren Planungsphase war eine solche noch nicht vorgesehen.

Das Kellergeschoss soll verschiedenen Zwecken dienen. Es soll einerseits dem Fuhrpark des Werksdienstes Obdach bieten. Für die Mietparteien sollen andererseits ebenfalls Parkplätze verfügbar sein. Und die Planer wollen sich die Möglichkeit offenhalten, über die Tiefgarage einen zusätzlichen Zugang zum Ökihof zu realisieren.

Gemeinde gelobt Rechtfertigung

Die Gemeinde gibt weitere Kostentreiber an. So etwa, dass der Landwert des künftigen Standorts für knappe sechs Millionen Franken monetarisiert werden müsse, weil das Land vom Finanzvermögen der Gemeinde ins Verwaltungsvermögen überführt werde.

Der Rischer Werkhof ist momentan in einem 50-jährigen Gebäude untergebracht. (Bild: Gemeinde Risch)

Letztlich beruft sich die Gemeinde darauf, dass mit der verstrichenen Zeit die Planung präziser worden sei. Dadurch sei eine bessere Kostenprognose möglich geworden. Weshalb die Verantwortlichen nicht von Beginn weg eine Tiefgarage in der Planung vorsahen, ist nicht bekannt.

In Anbetracht dieser Entwicklung sieht sich der Gemeinderat in der Defensive. Er sei sich bewusst, dass die Ausgaben im Rahmen einer nächsten Projektphase detailliert plausibilisiert werden müssten. Die Verantwortlichen wollen in einem nächsten Schritt eine «umfassende Kosten und Nutzungsoptimierung» durchführen.

Planungsteam ist ausgeschossen

Nicht nur der Gebäudekomplex wird derweil teurer als gedacht, auch die Planung dessen bedarf mehr Budget. Gemäss den Verantwortlichen ist der Projektierungskredit aus dem Jahr 2022 beinahe ausgeschöpft. Das Projektteam braucht Geld.

An der anstehenden Gemeindeversammlung soll das Rischer Stimmvolk deshalb entscheiden, ob es den Planern einen Zusatzkredit in Höhe von 835’000 Franken sprechen will.

Planen kostet – so oder so

Der Gemeinderat legt seinen Bürgerinnen nahe, den Kredit zu bewilligen. Neue Gebäude seien schlichtweg nötig und wenn der Kredit eine Abfuhr erhalten würde, müsste die Gemeinde von Grund auf ein neues Projekt erarbeiten und den Stimmberechtigten vorlegen, was erneute Planungskosten und einen erheblichen Zeitbedarf zur Folge hätte.

Orange eingefärbt sind Werk- und Ökihof an ihrem heutigen Standort. (Bild: Gemeinde Risch)

Zudem betont der Gemeinderat, dass das Projekt auch mit der weiteren Entwicklung des Dorfzentrums zusammenhänge. Zügeln Öki- und Werkhof an die Industriestrasse, entsteht im Ortskern Platz, der anderweitig genutzt werden kann. Anfang vergangenen Jahres beschlossen die Rischer, dass sie das betreffende Gebiet umgestalten wollten (zentralplus berichtete).

In einem Jahr sollen die Bagger auffahren

Gibt die Gemeindeversammlung dem Zuschuss für die Planer grünes Licht, wollen diese bis Anfang des nächsten Jahres ihre Arbeit abschliessen. Der Zeitplan sieht vor, dass die Stimmberechtigten am 18. Mai über den Projektkredit richten.

Kommt auch dieser durch, will die Gemeinde im Oktober 2025 mit den Bauarbeiten starten. 2028 könnte der Erlenhof sodann bezugsbereit sein.

Darüber stimmt Risch an der nächsten Gemeindeversammlung auch ab

Nebst dem Zusatzkredit für die Planer des Erlenhofs hat das Rischer Stimmvolk an der anstehenden Gemeindeversammlung vom 26. November noch über andere Geschäfte zu entscheiden. Ebenfalls auf der Traktandenliste steht das Budget für das nächste Jahr und der Finanzplan für die Jahre 2025 bis 2029.

Für die Planung und Realisierung der Erweiterung des Bachdurchlasses des Steintobelbachs unter der Küntwilerstrasse beantragt der Gemeinderat bei der Versammlung im Weiteren einen Objektkredit in der Höhe von 1,6 Millionen Franken.

Zudem gilt es, über einen möglichen Kaufvertrag zwischen der Gemeinde und einer ansässigen Familie abzustimmen betreffend Land, das der Gemeinderat gerne hätte. Er möchte über dieses verfügen können, um den Ortskern von Risch weiterzuentwickeln. Kostenpunkt: rund eine Million Franken. Weitere Informationen zu den einzelnen Traktanden gibt es hier.

Verwendete Quellen
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