Wohnen & Bauen
Weniger leere Wohnungen

Rezept der SVP gegen Wohnungsnot in Zug: Mehr Stockwerke

Die Zuger SVP will bestehende Häuser in Zug wo möglich aufstocken. Als Beispiel nennt Philip C. Brunner die Häuser «Im Rank». (Bild: Google Street View/zvg)

Schweizweit stehen weniger leere Wohnungen zur Verfügung als noch vor einem Jahr. Besonders in der Stadt Zug bleibt die Lage auf dem Wohnungsmarkt prekär. Die SVP schlägt deshalb eine vermeintlich einfache Lösung vor: Wo möglich, sollen Gebäude um ein Geschoss aufgestockt werden.

Die erfolgreiche Wohnungssuche in Zug bleibt schwierig: Im gesamten Kanton Zug standen Anfang Juni 254 Wohnungen leer. Das sind lediglich 0,42 Prozent aller Wohnungen, wie der Bund am Montag mitteilt. Zwar hat sich die Situation für Zug gegenüber dem Vorjahr (0,33 Prozent) deutlich verbessert – trotzdem teilt sich der Kanton zusammen mit Genf die tiefste Quote der Schweiz. Und auch nicht überall in Zug hat sich die Situation verbessert: In der Stadt Zug waren am Stichtag nach wie vor nur 0,33 Prozent aller Wohnungen zu haben. Kein Wunder also, fand die SP-Initiative für 2’000 Wohnungen in der Stadt Zug Anklang (zentralplus berichtete).

Nun präsentiert die Stadtzuger SVP zum Thema Wohnungsnot eine vermeintlich einfache Lösung: Wo möglich, sollen Hauseigentümerinnen ihre Gebäude um ein Geschoss aufstocken dürfen. Dazu soll die Bau- und Zonenordnung insofern angepasst werden, dass in den Wohnzonen WA2 bis WA6 ein zusätzliches Wohngeschoss möglich sein soll. Galt in der Zone WA2 gemäss Bauordnung bisher eine maximale Gebäudehöhe von sechs Metern, wären neu neun Meter möglich. Mit Ausnahmen: In der historischen Altstadt oder bei geschützten Quartierbildern soll alles so bleiben wie bis anhin.

Idee wurde in Zürich haarscharf abgelehnt

Neu ist die Idee nicht. Eine ähnlich lautende Motion hat bereits die FDP-Fraktion der Stadt Zürich Ende 2022 eingereicht. Der Zürcher Gemeinderat hat die Idee jedoch bei 61 zu 60 Stimmen knapp abgelehnt, wie unter anderem der «Tages-Anzeiger» berichtete.

Für das Zuger «Recycling» der Idee sprechen aus Sicht von Philip C. Brunner aber zwei Dinge, wie er auf Anfrage sagt. Zum einen, da die Idee der Aufstockung in Zug nicht fremd ist. Für den geplanten «Ahornpark» zwischen Industrie-, Baarer-, Ahorn- und Göblistrasse hat jüngst ein Bauprojekt gewonnen, das vorsieht, die bestehenden Bauten aufzustocken (zentralplus berichtete). Zum anderen, da die Kräfteverhältnisse im Zuger Stadtparlament anders sind als in Zürich. Hier dominieren die bürgerlichen Parteien.

So stellt sich das Siegerteam den Ahornpark Zug künftig vor.
Die Pläne des künftigen Ahornparks: Nebst zwei Neubauten sollen die bestehenden Gebäude aufgestockt werden. (Bild: zvg)

Zudem stehe ohnehin bald die Ortsplanungsrevision an. Im Rahmen dessen sei es ideal, über diesen Vorschlag zur baulichen Verdichtung zu sprechen. Dabei betont Brunner: «Uns geht es nicht darum, dass Bauherren in der Altstadt auf die schrägen Dächer bauen. Aber es gibt Gebäude, die sich dafür eignen.»

Linke befürchtete Abrisse

Als Beispiel nennt er seinen eigenen Wohnort «Im Rank», nahe der Bahnhaltestelle «Chollermüli». Die Häuser mit Flachdach seien «völlig unternutzt», findet Brunner. Hier hätten gut noch ein bis zwei Stockwerke draufgepasst. Verhindert hätten dies jedoch Einsprachen durch Nachbarn. Solche seien auch nach allfälliger Annahme der Motion möglich. Ihr Vorstoss möchte lediglich die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Aufstockungen schaffen.

Doch gegen diese hat sich in Zürich ausgerechnet die politische Linke gewehrt, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Ihre Befürchtung: Eine flächendeckende Aufstockung animiere Hauseigentümer, die Gebäude abzureissen und durch höhere Bauten zu ersetzen. Das wolle auch die SVP verhindern, wie Brunner sagt. «Die Idee ist nicht, Häuser abzureissen und diese höher zu bauen als bisher. Die Idee ist, Häuser und den Raum drumherum zu erhalten.»

Mehr Wohnungen kommen nicht automatisch Mittelstand zugute

Mit ihrer Motion gebe die Partei lediglich die Stossrichtung vor – gemeint sei ihre Lösung aber für bestehende Bauten. So könne Ortsbild und Grünraum erhalten werden und gleichzeitig neuer Wohnraum geschaffen werden, insbesondere für den Mittelstand. Doch genau letzteren Punkt zog die Zürcher Linke in Zweifel: Mehr Wohnungen heisse nicht automatisch mehr preisgünstige Wohnungen. Entscheidend sei der jeweilige Eigentümer.

Das gibt auch Brunner zu. Er könne sich aber gut vorstellen, dass durch Umzüge in die neuen Wohnungen auch wieder ältere und günstigere Wohnungen frei werden. Zudem wendet er ein: «Warum sollte es keine soziale Durchmischung geben?» In einem älteren Haus aus den Sechzigerjahren, in dem Familien und junge Menschen leben, dürfe im Dachstock doch auch jemand leben, der nicht in die Kategorie passe.

Die Motionäre könnten sich auch vorstellen, dass für die Bewilligungen gewisse Auflagen gemacht werden. Beispielsweise, dass die Aufstockung mit energetischen Sanierungen oder dem Bau einer Solaranlage einhergehe. Doch die Detailfragen klären sich in der Parlamentsdebatte, so Brunner. Und im Gegensatz zu Zürich dürfte diese Debatte mehr zugunsten der Idee aus bürgerlichen Kreisen verlaufen.

Auch in Luzern kaum leere Wohnungen

Nicht nur der Kanton Zug, auch der Kanton Luzern kämpft mit einer tiefen Leerwohnungsziffer. Am Stichtag waren im Nachbarkanton 2’009 Wohnungen frei (zentralplus berichtete). Das entspricht einer Quote von 0,96 Prozent. Am meisten freie Wohnungen im Vergleich gab es im Kanton Jura. Dort standen 3,17 Prozent der Wohnungen frei. Einen Unterschied gibt es neben den Regionen auch bei der Art der Wohnungen. Tendenziell nimmt die Anzahl Mietwohnungen auf dem Markt ab, die Anzahl Eigentumswohnungen hingegen zu. Auch bei der Anzahl Zimmer verhält sich der Markt unterschiedlich. Gegenüber dem Vorjahr gab es weniger 1- bis 4-Zimmer-Wohnungen, dafür deutlich mehr 5-, 6- und Mehr-Zimmer-Wohnungen.

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