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Die Stimmbevölkerung der Stadt Luzern hat mit klarer Mehrheit entschieden, dass das neue Luzerner Theater nicht weiter geplant werden darf.
Das Projekt «überall» hat nicht überzeugt: Bei der Abstimmung am Sonntag haben die Stimmberechtigten der Stadt Luzern den Projektierungskredit von 13,8 Millionen Franken zum neuen Luzerner Theater abgelehnt. Der Entscheid fiel sehr deutlich: 42 Prozent stimmten dafür, 58 Prozent dagegen. Die Stimmbeteiligung lag bei 49,7 Prozent.
Durch den Entscheid kann das Projekt der Ilg Santer Architekten aus Zürich nicht weiter geplant werden. Der Entwurf, der als Sieger aus einem Architekturwettbewerb hervorgegangen ist und bereits einmal überarbeitet wurde, sah vor, das heutige Theater zu sanieren und einen Erweiterungsbau auf dem Theaterplatz zu errichten.
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Stadtpräsident Beat Züsli (SP) lässt sich in einer Mitteilung wie folgt zitieren: «Wir haben immer klar gesagt, dass es keinen Plan B gibt und dass die heutige Abstimmung deshalb richtungsweisend für die Theaterkultur in Luzern ist. Wie es weitergeht, ist komplett offen. Der heutige Tag ist eine grosse Enttäuschung für die Luzerner Kultur und
insbesondere für das Luzerner Theater.»
Heutiges Theater ist stark sanierungsbedürftig und zu klein
In den nächsten zwei bis drei Jahren wäre das Projekt detailliert ausgearbeitet worden, bevor es noch einmal zur Abstimmung gekommen wäre. Dann auch mit den finalen Baukosten. Aktuell gab die Stadt diese mit 130 Millionen Franken (plus/minus 20 Prozent) an.
«Trotz der Niederlage müssen wir eine Lösung für das Problem suchen, wie das Theater weiterleben kann.»
Beat Züsli, Stadtpräsident
Der Grund für den Wunsch nach einem Neubau ist, dass der heutige Theaterbau von 1839 zu klein und stark sanierungsbedürftig ist.
Gegner des neuen Luzerner Theaters waren laut
Dass es am Ende so deutlich zur Ablehnung kam, liegt auch am Nein-Komitee, das in den Wochen vor der Abstimmung stark mobilisieren konnte.
Darin vertreten sind ehemalige Denkmalschützer der Stadt und des Kantons Luzern sowie mehrere Architekten. Sie kritisierten den Entwurf als zu dominant und stellten die Nähe zur Jesuitenkirche infrage. Weiter bezweifelten sie die angegebenen Baukosten. Ebenfalls zur Sprache kamen die rund 20 Millionen Franken Subventionen, die das Theater jährlich von Stadt und Kanton erhält.
Die Stadt und die Projektierungsgesellschaft unter Vorsitz von Stadtpräsident Beat Züsli haben auf die Vorwürfe verschiedentlich reagiert. Ein in Auftrag gegebenes Gutachten hat gezeigt, dass der Neubau den Lichteinfall in die Jesuitenkirche kaum beeinträchtigt. Weiter hiess es, die Kostenschätzung sei realistisch, und die Subventionen sollten im neuen Theater kaum steigen.
Dafür sollte das Theater in Zukunft deutlich mehr Einnahmen selbst generieren. Der Eigenfinanzierungsgrad sollte sich auf 35 Prozent verdoppeln. Eine externe Prüfung des Betriebskonzepts hat ergeben: Das ist möglich, aber ambitioniert. Nun wird es dazu nicht kommen: Die Stadt wurde zurückgesetzt auf Feld eins.
Stadtrat bedauert Entscheid
Wie die Stadt in einer Mitteilung am Sonntagmittag weiter schreibt, nehme der Stadtrat den Entscheid «mit grossem Bedauern» zur Kenntnis. «Damit nimmt ein langer, sorgfältig aufgegleister Planungs- und Diskussionsprozess ein abruptes Ende.»
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Nun müsse analysiert werden, was zur Ablehnung geführt habe. Wahrscheinlich seien es der «städtebaulich exponierte Standort und das Volumen des vorgeschlagenen Projekts». Stadt und Theater wollen zusammensitzen und diskutieren, was der Entscheid kulturpolitisch bedeute – und wie das Theater in die Zukunft geführt werden könne.
Das Nein ist für die Stadt Luzern schmerzlich. Bereits 2016 wurde das Opernhaus Salle Modulable nach jahrelanger Planung vom Kantonsrat abgelehnt. Aus dem Scherbenhaufen erwuchs die Idee für ein neues Luzerner Theater. Seit heute ist klar, dass es auch diesen Theaterbau nicht geben wird.
Komplettsanierung des Theaters kostet bis zu 80 Millionen Franken
Wird die Stadt also ein drittes Projekt aufgleisen? Auf Nachfrage sagt Beat Züsli: «Trotz der Niederlage müssen wir eine Lösung für das Problem suchen, wie das Theater weiterleben kann. Zuvor braucht es aber die Analyse.»
In einem Interview mit zentralplus hatte der Stadtpräsident bereits erklärt, dass es mindestens zehn Jahre dauern werde, bis man mit einem neuen Projekt auf dem gleichen Stand sei. Und was passiert währenddessen mit dem baufälligen Theater? Könnte man es nicht komplett sanieren?
Züsli sagt: «Eine umfassende Sanierung des Hauses würde bis zu 80 Millionen Franken kosten, und wir könnten das bisherige Programm wegen neuer Auflagen nicht sicher beibehalten.» Als Sofortmassnahme will der Stadtrat dem Theater fünf Millionen Franken für Reparaturen geben, das Stadtparlament muss darüber nun entscheiden. Eigentlich war dies bereits im Herbst 2024 geplant – man wollte aber zuerst das Abstimmungsergebnis abwarten.
Hinweis: In einer ersten Version des Artikels stand, die Salle Modulable wurde vom Volk abgelehnt. Tatsächlich war es der Kantonsrat.
- Medienmitteilung der Stadt Luzern
- zentralplus-Medienarchiv zum neuen Luzerner Theater
- Website des neuen Luzerner Theaters
- Telefonat mit Beat Züsli, Stadtpräsident