Zwei Gebäude und 200 Veloständer

Neue Durchgangsstation Steinhausen: Das musst du wissen

Die Durchgangsstation Steinhausen soll neu gebaut werden. Regierungsrat Andreas Hostettler verrät, was geplant ist. (Bild: zvg)

In Steinhausen wird in den nächsten Jahren die Durchgangsstation für Asylsuchende erneuert. Wir verraten, was geplant ist, was der Bau kosten soll und warum ein grosszügiger Freiraum wichtig ist.

Im Herbst 2019 hat der Kantonsrat den Objektkredit für die Planung eines Ersatzneubaus der Durchgangsstation in Steinhausen gesprochen. 1,8 Millionen Franken wurden für die Planung genehmigt. Die Durchgangsstation ist für Asylbewerber, deren Asylverfahren der Bund bereits abgeschlossen hat.

Nun hat die Zuger Baudirektion ein Bauprojekt erarbeitet. Den Projektwettbewerb gewann die Arbeitsgemeinschaft Kollektiv Juma Architekten GmbH, Hünenberg/Studio W, Zug (zentralplus berichtete).

Der Freiraum wird hoch gehandelt

Konkret planen sie einen länglichen, viergeschossigen Wohntrakt, der über eine Gemeinschaftsküche (Sechser- und Achterzimmer) und eine Quarantänewohnung verfügt. Daneben soll ein Pavillon entstehen, in dem Schulungen, Werkstätten und Ausbildungen vorgesehen sind.

Die Unterkellerung wird bewusst knapp gehalten. Damit sollen Kosten gespart werden. Ganze 200 Veloabstellplätze werden künftig zur Verfügung stehen, die Hälfte davon überdacht.

Besonders wichtig ist den Behörden der Freiraum um die Bauten herum, wo sich die Asylsuchenden in einem angenehmen Umfeld aufhalten können. Dies soll auch verhindern, dass die Asylbewerber bei jeder Gelegenheit die Anlage verlassen würden. Voraussichtlicher Kostenpunkt des Projekts: 15,25 Millionen Franken.

Auf einer der Parzellen hat es Platz für einen Neubau

Vor Kurzem wurde das Verfahren zum Erlass eines einfachen Bebauungsplans bei der Gemeinde Steinhausen eingeleitet. So kann das gesamte Gebiet rund um die Durchgangsstation koordiniert überbaut werden. Denn dem Kanton gehören gleich zwei benachbarte Parzellen. Neben dem neuen Gebäude des Amts für Verbraucherschutz besteht gemäss Urs Kamber, Leiter des kantonalen Hochbauamts, Platz für ein weiteres Gebäude.

«Die grosse Herausforderung ist die hohe Volatilität.»

Andreas Hostettler, Direktor des Innern

Denkbar seien etwa Büros und/oder Gewerberäume. Aktuell jedoch sieht man das Gebiet noch als Raumreserve, wie Kamber an der Informationsveranstaltung am Freitag erläutert.

Grosse Schwankungen als Herausforderung

In die Durchgangsstation kommen Asylbewerber in der Regel, nachdem das Asylverfahren beim Bund abgeschlossen ist. «Die grosse Herausforderung ist die hohe Volatilität. Je nach geopolitischer Lage kommt es zu grossen Schwankungen», erklärt Andreas Hostettler. Die Durchgangsstation leiste hierzu einen wichtigen Beitrag.

Der Aufenthalt dort erstreckt sich über sieben bis zwölf Monate, bis die Bewohner auf die Gemeinden aufgeteilt werden oder in ihr Herkunftsland zurückgeschickt werden.

Gemäss vorgängigem Kantonsratsbeschluss wird das neue Zentrum für 150 Personen geplant. Dabei plant der Kanton eine Schwankungsreserve für 100 Personen «für ausserordentliche Lagen» ein.

So sieht die Durchgangsstation heute aus. (Bild: zvg)

Eine Notwendigkeit, aber …

Der Steinhauser Gemeindepräsident Hans Staub betont an der Veranstaltung, dass die Notwendigkeit des Ersatzneubaus auch im Gemeinderat unumstritten sei. Er rechne aber auch mit Vorbehalten seitens der Bevölkerung. «Wichtig ist uns ein durchdachtes Betriebskonzept der Anlage», so der Gemeindepräsident.

Auch sei es dem Gemeinderat wichtig, dass es neben der Durchgangsstation keine zusätzliche Asylunterkunft in Steinhausen gebe. Ebenfalls beharrt Staub darauf, dass der kommunale Polizeiposten erhalten bleibt. «Durch diesen fühlt sich die Bevölkerung sicher.» Hostettler versichert denn auch, dass dem so sei und dass der Posten bestehen bleibe.

Betriebliche Abläufe im Ersatzneubau

Die wichtigsten Aufgaben der Durchgangsstation Steinhausen sind gemäss Christian Murbach, Leiter Soziale Dienste Asyl, die Unterbringung, Betreuung sowie die sprachliche, berufliche und gesellschaftliche Integration der derzeit 87 aus verschiedenen Kulturen und Ländern stammenden Klientinnen. Aktuell sind davon fast die Hälfte aus Afghanistan, 21 Prozent kommen aus der Türkei, 5 Prozent aus dem Iran.

«Nicht alle wissen, wie man einen Kochherd richtig bedient.»

Christian Murbach, Leiter Soziale Dienste Asyl

«Wir organisieren beispielsweise Morgenspaziergänge, damit die Asylsuchenden lernen, wie sie sich bei uns im öffentlichen Raum bewegen können.» Gewisse Dinge seien für viele nicht selbstverständlich, sagt Murbach. «So wissen beispielsweise nicht alle, wie man einen Kochherd richtig bedient.»

Die Hausordnung ist ein wichtiges Mittel

Besonders wichtig sei die Hausordnung. «Sie ist unser Dreh- und Angelinstrument.» Verstösse und Zuwiderhandlungen würden geahndet, um einen geregelten Betrieb sicherzustellen und ein gutes Klima für die ganze Bewohnerschaft zu ermöglichen.

Für die Einwohner gebe es einige gemeinnützige, bezahlte Jobs, welche sie nach der Teilnahme an den entsprechenden Basislernwerkstätten ausführen können.

Wie geht es nun weiter?

Geplant ist die Baueingabe im Herbst dieses Jahres, ausserdem soll dann der Objektkredit für die Ausführung beim Kantonsrat beantragt werden. Der einfache Bebauungsplan soll voraussichtlich Mitte August 2022 öffentlich aufliegen.

Frühester Baubeginn ist im Frühling 2024, damit würde ein Bezug der neuen Durchgangsstation ab Mitte 2026 möglich. Während der Bauarbeiten werden die Asylsuchenden beim alten Kantonsspital in Zug untergebracht.

Verwendete Quellen
  • Informationsveranstaltung in Steinhausen
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Th. Feller
    Th. Feller, 02.07.2022, 13:06 Uhr

    Wenn der Gemeindepräsident selbst mit Vorbehalten gespickt ist, wird es schwierig, eine andere Rhetorik oder gar Willkommenskultur für das Durchgangsheim zu vermitteln. Das grosse «Aber» .. aha – dem Gemeinderat ist es wichtig, dass keine weitere Asylunterkunft in Steinhausen entsteht. Bei so viel Negativgesinnung auf Gemeindeebne wird es schwierig. Diese Durchgangsstation hat für Steinhausen auch gar nie wirklich existiert. So wird sie auch nirgends auf der Gemeindehomepage erwähnt. Gerade der Gemeinderat könnte hier auch als Brückenbauer tätig sein und es könnten spannende interkulturelle Projekte entstehen, wo auch die Steinhauser Bevölkerung mehr einbezogen wird. Der Polizeiposten ist eine reine Alibiübung… man möge mal die Öffnungszeiten konsultieren. Da kann Hostettler getrost den Posten zusichern und der Gemeindepräsident der Steinhauser Bevölkerung «die Sicherheit» verkaufen. Doch die braucht es so gar nicht. Wacht endlich auf!

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