Kantonsgericht weist Beschwerden ab

Luzerner Theater: Architekten ziehen möglicherweise vor Bundesgericht

Das Siegerprojekt «überall» kann während des Beschwerdeverfahrens noch nicht weiterentwickelt werden. (Bild: zvg)

Das Kantonsgericht Luzern hat die Beschwerden abgewiesen, die das neue Luzerner Theater blockiert hatten. Während die Stadt erfreut ist, erwägen mehrere Architekturbüros einen Weiterzug nach Lausanne.

Das Luzerner Kantonsgericht hat entschieden: Der Projektwettbewerb zum neuen Luzerner Theater ist vorschriftsgemäss durchgeführt worden. Das teilte das Gericht am Mittwochvormittag mit (zentralplus berichtete). Neun Architekturunternehmen hatten nach dem Wettbewerbsverfahren Verwaltungsgerichtsbeschwerden eingereicht (zentralplus berichtete). Sie waren vom Preisgericht nicht für den zweiten Wertungsrundgang qualifiziert worden, weil ihre Projekte jeweils ein zweites Untergeschoss für das neue Luzerner Theater vorschlugen – die Wettbewerbsvorschriften aber vorsahen, dass solche Bauten mit grossen geotechnischen Risiken verbunden seien.

Das Kantonsgericht betont nun, dass es im Ermessensspielraum des Preisgerichts liege, die im Wettbewerbsprogramm vermerkten Risiken zu gewichten und andere Lösungen vorzuziehen. «Ein solches Vorgehen ist rechtlich zulässig und widerspricht den Wettbewerbsvorschriften nicht.» Auf vier Beschwerden trat das Gericht aus prozessualen Gründen nicht ein. Die restlichen fünf wies es ab, soweit es auf diese eintrat. Das Urteil ist nicht rechtskräftig und kann innert 30 Tagen beim Bundesgericht angefochten werden.

Architekt kritisiert Gerichtsentscheid

Beat Züsli, Luzerner Stadtpräsident und Präsident der Projektierungsgesellschaft, zeigt sich gemäss einer Mitteilung erfreut: «Wir waren immer überzeugt, ein rechtmässiges Verfahren durchgeführt zu haben. Nun sind wir froh, dass dies das Kantonsgericht auch so sieht. Somit kann mit der Überarbeitung ein wichtiger nächster Schritt auf dem Weg zu einer attraktiven Theaterzukunft für Luzern gemacht werden.»

Doch die grosse Frage bleibt im Raum: Was machen die beschwerdeführenden Architekten? zentralplus hat mit verschiedenen von ihnen gesprochen, sie wollen derzeit noch anonym bleiben. Der Tenor: Zuerst müssten sie den Entscheid analysieren, für eine konkrete Aussage sei es noch zu früh. Aber: «Wir behalten uns den Gang nach Lausanne vor.» Ein Architekt sprach von einem «unerfreulichen Entscheid für uns». Das Gericht habe es sich einfach gemacht und die Grundproblematik nicht aufgegriffen, die mit dem Wettbewerb entstanden sei.

Projekt verzögert sich wegen der Beschwerden

Noch ist das Urteil wie erwähnt nicht rechtskräftig. Sollten die Architekturbüros die Beschwerden weiterziehen, kann das Projekt nach wie vor nicht überarbeitet werden. Momentan bedeutet der hängige Rechtsstreit einen Marschhalt. Der Stadt sind bis zu einem rechtskräftigen Urteil die Hände gebunden. Entsprechend können keine Anpassungen am Projekt vorgenommen werden (zentralplus berichtete). Dass sie Anpassungen plant, gab sie im März bekannt. Das Siegerprojekt «überall» soll verkleinert werden, wie die Verantwortlichen damals mitteilten.

Laut der Stadt ist damit zu rechnen, dass der Überarbeitungsprozess – wenn das Urteil nicht nach Lausanne weitergezogen wird – nach der Sommerpause startet und rund ein halbes Jahr in Anspruch nimmt. Das Ergebnis wird danach in einer parlamentarischen Vorlage erläutert und zusammen mit dem Antrag für den Projektierungskredit dem Grossen Stadtrat vorgelegt. Das wiederum dürfte im ersten Halbjahr 2024 der Fall sein.

Verwendete Quellen
  • Telefonischer und schriftlicher Austausch mit den Beschwerdeführern
  • Medienmitteilung des Luzerner Kantonsgerichts
  • Medienmitteilung der Stadt Luzern
  • Website des neuen Luzerner Theaters
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7 Kommentare
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    MARIO P. HERMANN, 19.05.2023, 13:22 Uhr

    Unzählige Leute reden von einer BUOBENMATT-Bausünde, aber was die Pläne für das neue Theater betrifft, dies befürworten einige…
    Es wäre eine grosse Schande, wenn zwischen der Jesuitenkirche und dem jetzigen Stadttheater, so grässliche, richtig scheussliche Betonklötze hinein gepfercht würden — dies würde eine grosse Verschandelung bedeuten und überhaupt nicht ins Stadtbild der Leuchtenstadt passen!
    Das jetzige Theater eventuell renovieren; aber keinesfalls vergrössern, das braucht die Provinzstadt LU nun wirklich nicht…

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    M. Moser, 19.05.2023, 11:40 Uhr

    Ein Weiterzug der Klage ans Bundesgericht dürfte der Todesstoss für ein neues Theatergebäude an der Reuss bedeuten. Die Stadt Luzern hat schlicht und einfach kein Geld um diesen Züsli’schen Albtraum und Alleingang zu bezahlen. Aus dem Artikel hört man auch schon von Seiten der Stadt wieder leise Drohungen wenn dies, und das, und jenes… Das Stimmvolk in Luzern reagiert schlecht auf Pression. Wieso soll die Architekturgemeinschaft die das Projekt überall konzipiert hat wegen eines Gerichtsentscheides nicht weiterarbeiten? Es geht ja um die Art des Wettbewerbs und letztendlich nicht um das Siegerprojekt daraus? Will man hier den Stimmbürger an der Nase herumführen? Ein Schuft ist der dabei Schlechtes denkt.

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    Rudolf Schweizer, 19.05.2023, 08:45 Uhr

    Statt einen Sinnlosen Kampf mit den Gerichten zu führen, wäre es angebracht das man das Luzerner Theater ins KKL intrigiert und mehr auf Musicals setzt. Aus dem Stadttheater gestalten man eine Jugendherberge und begrünt den ganzen Vorplatz mit der Bahnhofstrasse.

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      Marie-Françoise Arouet, 19.05.2023, 09:14 Uhr

      Uuuuuuh, Herr Schweizer, diesem Vorschlag gehört aus künstlerischen, architektonischen, verkehrstechnischen und kulturpolitischen Gründen ein aus Urtiefen heraufgestiegenes Njet entgegengeschleudert.
      Im übrigen werden eigentlich Kämpfe nicht mit den Gerichten, sondern vor den Schranken der Gerichte geführt; Mancher aber kämpft Sinnlos (sic!) mit Sprache und Orthographie.

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    Libero, 18.05.2023, 13:25 Uhr

    Warum sind «anonyme» Architekten Bau-Verhinderer?

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    Hegard, 17.05.2023, 23:11 Uhr

    Ich wünsche den Architekten Erfolg.
    Es wäre Schade wenn dieser schöne Platz mit Bauklötzen zubetoniert würde.Schon komisch wenn die SP wieder sprüchlich von begrünten Erholungsraum predigt.
    Wiedersprüchlich ist auch das Geotechnische Proplem,da in unmittel
    barer Nähe 3 UG Park
    häuser real sind und das KKL zum Teil UG mit Seedruck gebaut worden ist.
    In USA und DE bauen sie die UBahn teilweise im Geotechnische Sumpfgebiet indem sie zuerst mit Beton pfählen und das Trasse danach trocken legen

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      Hanswurst, 18.05.2023, 19:51 Uhr

      Mit diesem imposanten Fachwissen empfiehlt sich Hegard sicher als Experte für den Durchgangsbahnhof 😉

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