Wohnen & Bauen
Baufirma verlangt mehr Geld

Kostenexplosion: Stadtrat will Marschhalt beim EWL-Areal

Wann starten die Bauarbeiten auf dem EWL-Areal? Dies ist jetzte erst recht unklar. (Bild: zvg)

Die Bauunternehmung informierte die EWL Areal AG, dass das Gesamtprojekt zusätzliche 31,5 Millionen Franken kosten werde. Die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Stadtrats beantragt jetzt einen Planungsstopp des EWL-Areals.

Es soll eine grosse, moderne Überbauung werden. Auf dem EWL-Areal, umrahmt durch die Industrie- und Fruttstrasse, sollen Wohnungen und städtische Dienstleistungszentren entstehen. Die Feuerwehr soll dort ein Depot erhalten.

So ein Projekt ist teuer. Einem ersten Planungskredit von acht Millionen Franken hatte das Parlament schon 2019 zugestimmt. Ende Februar beantragte der Stadtrat einen Planungs- und Realisierungskredit in der Höhe von 133 Millionen Franken (zentralplus berichtete). Jetzt, nur wenige Wochen später, will ebendieser einen Marschhalt. Was ist passiert?

Im Januar hiess es noch, die Kosten blieben unverändert

Die Bauunternehmung Halter AG informierte die Bauherrin (die EWL Areal AG) am 6. März über einen Preisanstieg. Die Unternehmung verlangt rund 31,5 Millionen Franken mehr als ursprünglich. Das entspricht 16 Prozent der Gesamtkosten des Projekts. Von dieser Ankündigung wurde die EWL Areal AG überrascht. «Im Januar wurde uns zuletzt bestätigt, dass der Kostendachwerkpreis unverändert bleibt», sagt die Geschäftsführerin Anja Kloth auf Anfrage.

«Wenn die Feuerwehr bis im Jahr 2030 nicht umziehen kann, dann muss man anfangen, am bestehenden Standort Massnahmen zur Erdbebenertüchtigung zu ergreifen.»

Franziska Bitzi, Stadträtin

Es ist nicht das erste Mal, dass das Projekt teurer wird als angenommen. Für den zweiten Finanzierungsschritt beantragte der Stadtrat bereits über 60 Millionen Franken mehr als ursprünglich geplant war. Das Gesamtprojekt hätte rund 200 Millionen Franken gekostet. Nun kämen zu diesen Gesamtkosten weitere 31,5 Millionen Franken dazu.

Deshalb empfiehlt der Stadtrat bei der Geschäftsprüfungskommission des Grossen Stadtrats, die Weiterbehandlung des Projekts zu sistieren, worauf diese eintrat. Folgt der Grosse Stadtrat dem Antrag der Kommission, bedeutet dies einen Planungsstopp des EWL-Areals.

Abstimmung über das Projekt in diesem Jahr unmöglich

«Sehr unglücklich» sei diese Entwicklung, sagt Stadträtin Franziska Bitzi Staub gegenüber zentralplus. In erster Linie bedeute es, dass sich die Realisierung des Projekts verzögert. Die Stadträtin betont, dass das Projekt eine Volksabstimmung überstehen müsse. Zurzeit sei dies nicht möglich: «In der aktuellen Lage können wir keine Diskussion führen und auch nicht in eine Volksabstimmung gehen.»

Ursprünglich ging der Stadtrat davon aus, dass eine Volksabstimmung im Juni 2023 stattfinden kann. Die Verzögerungen führen inzwischen dazu, dass die Volksabstimmung frühestens im Frühling 2024 stattfinden kann – dann, wenn eigentlich die ersten Bagger hätten auffahren sollen.

Kostensteigerungen seien «inakzeptabel» – und werden untersucht

Es ist nicht die erste Verzögerung des Projekts. Gemäss Bitzi Staub könnte diese erneute Verzögerung schwerwiegende Konsequenzen haben: «Die Feuerwehr braucht ein neues Gebäude. Wenn sie bis im Jahr 2030 nicht umziehen kann, dann muss man anfangen, am bestehenden Standort Massnahmen zur Erdbebenertüchtigung zu ergreifen.» Investitionen in eine solch alte Bausubstanz seien aber nicht sinnvoll, betont die Stadträtin.

Die ewl Areal AG bezeichnet die neueste Kostensteigerung als «inakzeptabel». Sie zieht Konsequenzen aus der Ankündigung der Baufirma. «Wir werden die Kostendachrechnung von einer Drittfirma überprüfen lassen», sagt Anja Kloth. Mit ersten Resultaten rechnet man bis Mitte Mai. «Danach werden wir die Lage neu beurteilen und entscheiden, wie es weitergeht.»

Was passiert, wenn sich die EWL Areal AG nicht mit der Bauunternehmung einigen kann? «Im Moment wissen wir das noch nicht und können noch nichts dazu sagen», sagt Kloth. Klar ist für sie aber Folgendes: «Wir sind nach wie vor überzeugt vom Projekt und möchten es sehr gerne realisieren.»

Hinweis: In einer früherer Version des Artikel schrieb zentralplus, dass man vor der neuesten Kostenerhöhung davon ausging, dass das Projekt 133 Millionen Franken kosten wird. Dies sind aber nicht die Gesamtkosten des Projekts, sondern der Betrag, den die Stadt im zweiten Finanzierungsschritt für die Planung und Realisierung beantragt hat. Die entsprechende Stelle wurde angepasst. Wir entschuldigen uns für den Fehler.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Franziska Bitzi Staub, Stadträtin
  • Telefonat mit Anja Kloth, Geschäftsführerin der EWL Areal AG
  • Medienmitteilung der Stadt Luzern
  • Medienmitteilung der EWL Areal AG
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