Dieser Block muss für das Hochhaus weichen: Die Bewohner werben mit Plakaten für eine Ablehnung des Bebauungsplans. (Bild: zvg)
Das Hochhaus Pi soll mit seinen 80 Metern ein neues Wahrzeichen für Zug werden. Doch hinter den Plänen stecken überraschende Details, die das gesamte Quartier betreffen.
Das geplante Holzhochhaus Pi sorgt in Zug für hitzige Diskussionen. Das 80 Meter hohe Gebäude soll im Häuserblock (Geviert) rund um das Gewerblich-industrielle Bildungszentrum Zug (GIBZ) entstehen. In ihm sind über 180 Wohnungen geplant, davon 70 Prozent preisgünstig.
Der Grosse Gemeinderat hat den Bebauungsplan Geviert GIBZ angenommen. Doch Gegner sprechen von einem «Hochhaus-Monster», das Grünflächen vernachlässigt und bestehenden Wohnraum verdrängt. Mehrere Bewohner des Wohnblocks an der Baarerstrasse 104/106/108, der für «Pi» abgerissen werden muss, haben daher ein Referendum ergriffen. Am 9. Februar kommt es zur Abstimmung (zentralplus berichtete).
Die aufgeladene Debatte drehte sich in den vergangenen Wochen oft nur um die Dimensionen des Hochhauses Pi der Urban Assets Zug AG. Dabei beinhaltet der Bebauungsplan auch andere weitreichende Veränderungen. Hier die fünf wichtigsten, die zentralplus im 60-seitigen Planungsbericht gefunden hat.
Weiterlesen, sonst verpasst du:
wie viele Gebäude auf dem Areal abgerissen werden
auf welchen Strassen Tempo 30 eingeführt wird
welche Dächer in Zukunft öffentlich sind
1. Mehr als ein Hochhaus: Andere Gebäude sind geplant
Das Hochhaus Pi – Teil des Tech Cluster Zug – ist nur ein Bestandteil des umfassenden Bebauungsplans. Insgesamt werden sechs Parzellen von vier verschiedenen Grundeigentümern neu gestaltet.
Neben dem 80 Meter hohen Hochhaus, das am Kreuzungspunkt von Baarer- und Göblistrasse entsteht, wird auch das alte Wohn- und Geschäftshaus Rote Post abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Eigentümer sind die Vaudoise Versicherung und eine Stockwerkeigentümerschaft.
Dieser Neubau an der Baarerstrasse 94–98 soll maximal 30 Meter hoch werden und eine Mischung aus Wohn- und Arbeitsräumen sowie Gewerbeflächen im Erdgeschoss bieten. Auch das GIBZ, das den grössten Teil des Areals ausmacht und dem Kanton gehört, kann in Zukunft erweitert werden: Der Bebauungsplan ermöglicht neue Aufstockungen und einen Neubau im Südosten des Areals.
2. Ein Fluss unter dem Areal: Der verborgene Arbach
Mitten durch das Geviert fliesst der Arbach zwei Meter unter der Erdoberfläche in einem Rohr. Ihn wieder an die Oberfläche zu holen, wurde im Verlauf der Planung aufwendig geprüft, denn eine Renaturierung von Flüssen ist heutzutage gewünscht.
Die Pläne wurden jedoch verworfen. Denn: Die «Ausdolung» wäre raumplanerisch enorm kompliziert, das Gelände müsste völlig umgeplant werden. Sprich: Der Kanal bleibt unter der Erde und schlängelt sich zwischen den vielen Kellern auf dem Areal hindurch.
3. Umfassende Strassensanierungen rund um das Areal
Das Geviert ist von drei Strassen umgeben: der Baarer-, Göbli- und Industriestrasse. Im Planungsbericht steht, dass diese Strassen stark umgestaltet werden. Denn: Ein Lärmgutachten hat ergeben, dass die Industriestrasse und die Baarerstrasse sanierungspflichtig sind. Geplant sind Temporeduktionen und ein neuer Belag.
Konkret steht im Bericht, dass die Göblistrasse zur Verbindungsachse wird und neue Baumreihen und zusätzliche Parkplätze erhält. Die Umsetzung läuft seit Frühling 2024.
Die Industriestrasse wird ebenfalls beruhigt: An der Kreuzung zur Göblistrasse wird Tempo 30 eingeführt und der Bereich vor dem GIBZ so gestaltet, dass er für Fussgänger und Velofahrer attraktiver ist.
Bei der Baarerstrasse, die seit 2021 in der Hoheit der Stadt Zug liegt, sind noch einige Fragen offen, denn die Planung steht aus. Klar ist: Ein Boulevard mit Bäumen soll die Strasse grüner und einladender machen. Die Kosten für diese Strassenarbeiten wird hauptsächlich die Stadt Zug tragen.
4. Freiräume entstehen vor allem auf den Dächern
Ein zentraler Kritikpunkt der Gegner ist der Mangel an Freiräumen. Der Planungsbericht sieht jedoch bepflanzte und entsiegelte Plätze und auch Gärten vor – viele auf den Dächern der Häuser.
Im Bericht wird das Flachdach der geplanten Kita hervorgehoben, direkt östlich vom Hochhaus Pi. Darauf soll ein öffentlicher Aufenthalts- und Spielbereich entstehen. Auch die Dächer anderer Gebäude darf man künftig für Spielplätze, Pergolen oder grüne Flächen nutzen. Die Dachgärten ergänzen die begrünten Plätze zwischen den Gebäuden des Gevierts.
Beim GIBZ gibt es bereits eine Dachfläche, die von den Schülerinnen genutzt wird. Kommt es zur Aufstockung, muss sie ersetzt werden, verlangt der Planungsbericht. Bevor am GIBZ gebaut wird, dauert es allerdings noch eine Weile. Denn es braucht dafür Architekturwettbewerbe. Der aktuelle Bebauungsplan legt nur das künftige Volumen fest.
5. Neuer Fussweg über das Areal
Das Areal soll in Zukunft oberirdisch fast autofrei sein. Die Parkierung findet ausschliesslich in Tiefgaragen statt. Daher enthält der Bebauungsplan auch umfassende Regelungen für neue «Fussweg- und Veloverbindungen» sowie über 1000 Veloparkplätze.
Ein Beispiel: Das neue Areal soll einen Fussweg ab der Lauriedstrasse bis auf Höhe Grienbachstrasse erhalten. Damit sollen Fussgängerinnen leichter von Nord nach Süd laufen können – und müssen zum Beispiel nicht die Baarerstrasse nutzen.
hat Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft studiert und an der Universität Luzern zur Mobilität von Gesetzen geforscht. Seit 2022 bei zentralplus, zuständig für die Ressorts Bauen&Wohnen und Verkehr&Mobilität. Parallel absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern.