Hausbesetzerinnen an der Bruchstrasse laden zum Apéro ein
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Die Bruchstrasse 64 ist seit knapp zwei Tagen besetzt. Nun zeigen sich die Aktivisten zum ersten Mal – und laden ein zum Apéro über den Fenstersims.
Bislang war unklar, wer hinter der Hausbesetzung an der Bruchstrasse 64 steckt. «Bruchscetta» nennt sich das Kollektiv auf Instagram als Anspielung auf die Bruchstrasse und das allseits beliebte Apéro-Gebäck.
Und wo Apéro draufsteht, da gibt es auch Apéro. So haben die Aktivistinnen von der Bruchstrasse am Mittwochabend zum Fenstersims-Apéro eingeladen. Rund zwei Tage nachdem sich die Besetzer im leerstehenden Haus verbarrikadiert haben, zeigen sie sich erstmals in der Öffentlichkeit (zentralplus berichtete). Wobei sie natürlich Vorsicht walten liessen. Sämtliche Aktivistinnen versteckten ihr Gesicht unter bunten und glitzernden Masken.
Bruchstrasse-Nachbarschaft unterstützt die Hausbesetzung
Auf dem Trottoir vor dem besetzten Haus herrscht gute Stimmung. Rund 30 Personen haben sich vor dem Haus versammelt und lassen sich durchs offene Fenster mit Bier, Sirup und Eiskaffee bedienen. Der Fenstersims-Apéro hat nichts mit mangelnder Gastfreundschaft zu tun. Sondern damit, dass die Gäste die Türschwelle nicht überschreiten und somit Hausfriedensbruch begehen. So erinnert das Kollektiv als Vorankündigung auf Instagram ans Gesetz: «Solange du nicht ins Fenster kletterst, hast du nichts verbrochen.»
Die Aktivistinnen selbst freuen sich sehr über das rege Interesse am Apéro. «Wir spüren hier viel Unterstützung, insbesondere aus der direkten Nachbarschaft.» Das sei auch ein Ziel des Apéros: «Wir suchen den Austausch mit der Nachbarschaft und wollen auf unsere Anliegen aufmerksam machen», sagt einer der Aktivisten.
Auch ehemalige Mieterinnen der Liegenschaft seien beim Apéro vorbeigekommen und haben dem Kollektiv versichert, ihre Aktion zu unterstützen. Den ehemaligen Mietern wurde vor über 2,5 Jahren mit der Begründung einer bevorstehenden Renovation des Hauses gekündigt (zentralplus berichtete). Seither steht die Bruchstrasse 64 leer.
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Die Solidarität im Quartier ist gross. Im Gespräch mit den Aktivisten bietet ein Nachbar an, Äpfel vorbeizubringen. Eine zweite Nachbarin will ihre Dusche zur Verfügung stellen. Auch sie steht hinter der Aktion. «Ich wohne gegenüber und rege mich schon seit einiger Zeit darüber auf, dass dieses tolle Haus seit bald drei Jahren leersteht.»
Eine maskierte Aktivistin stimmt ihr zu und ergänzt: «Es kann doch nicht sein, dass es sich für die Eigentümer finanziell sogar lohnt, das Haus leer stehen zu lassen.» Ein Haus als Spekulationsobjekt – gerade im trendigen Bruchquartier eine lukrative Investition.
Wohnungen seien nicht in «desolatem Zustand»
Und wie sieht es denn im Haus drinnen aus? Gemäss dem Architekturbüro, das vor zwei Jahren mit der Renovation des Hauses betraut wurde, seien die Wohnungen in «desolatem Zustand». Eine der Aktivistinnen kontert, dass dies Ansichtssache sei. «Klar sieht man, dass die Wohnungen 2,5 Jahre lang leerstanden», räumt sie ein. «Doch alles in allem sind die Wohnungen wunderschön und noch weit entfernt von einem desolaten Zustand.»
Darum haben die Besetzer auch nicht vor, bald wieder auszuziehen. Vonseiten Stadt oder Polizei habe man bei «Bruchschetta» noch nichts gehört. Und auch die Eigentümerin des Hauses habe das Kollektiv über die Besetzung informiert – eine Reaktion blieb bisher aus.
Hinweis zur Schreibweise: Das Kollektiv verwendet für seine Kommunikation den Genderstern. zentralplus hingegen wechselt zwischen männlicher und weiblicher Form ab.
- Besuch des Apéros
- Gespräche vor Ort
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