Gebastel an den neuen Designer-Bauten

Hässliche Netze verschandeln teure Zuger Velobrücken

Die Netze wurden von der Gemeinde Baar aus Sicherheitsgründen montiert. (Bild: wia)

Die Langsamverkehrsbrücke zwischen Baar und Inwil gibt ein gutes Bild ab. Sie ist elegant, filigran, und erst noch nützlich. Seit Monaten jedoch hängen am Geländer des Baus grüne Netze. Warum? Und: Ginge es nicht etwas schöner?

Zwischen Baar und Inwil steht seit etwas mehr als vier Jahren eine elegante Velo- und Fussgängerbrücke. Der dünne Brückenkörper führt unter Hochspannungsleitungen und über einer Strasse sowie einem Bach. Besonders abends wirkt die leicht geschwungene Brücke hübsch, wenn sie den Velofahrern mittels Lichtleisten den Weg weist.

Der Bau, der im Rahmen der Tangente Zug-Baar entstand, hat den Planern einiges abverlangt, weil sie zwischen Grundwasserschutzzone, Margelbach und Strasse platziert liegt. Die raffinierte Brücke war denn auch nicht billig: gemäss der Zuger Baudirektion hat sie 3,5 Millionen Franken gekostet.

Netze nehmen den Velobrücken den Charme

Jetzt hat die Brücke ihren Charme eingebüsst. Ein zentralplus-Leser, der häufig zu Fuss und per Velo auf dem 66 Meter langen Konstrukt unterwegs ist, wandte sich deshalb enerviert an zentralplus.

«Seit vergangenem Herbst hängen am unteren Rand der Brückengeländer sehr auffällige, grüne Netze. Es ist bereits der zweite Winter, in dem die wüsten Vorrichtungen montiert wurden.» Er führt aus: «Das ist insbesondere ärgerlich, da die Brücke einem hohen ästhetischen Anspruch genügt und ausserdem ziemlich kostspielig war.»

«Hätte man das nicht bei der Planung einberechnen können?»

zentralplus-Leser

Dem Zuger sei zwar bewusst, dass die Netze wohl aufgrund sicherheitstechnischer Aspekte montiert worden seien. Doch er findet: «Hätte man das nicht bei der Planung einberechnen können?»

Die Brücke in Richtung Inwil ist grundsätzlich sehr elegant. (Bild: wia)

Beim Neufeld zeigt sich ein ähnliches Bild

Zudem gibt er zu bedenken, dass die Brücke bei Inwil nicht die einzige sei, welche durch die Netze verunstaltet worden sei. Auch beim S-Bahnhof Baar Neufeld – ebenfalls ein Bau, der im Rahmen der Tangente erstellt wurde – seien Netze montiert worden.

Na dann, ab aufs Velo und nach Inwil. Bereits beim Aufstieg sticht einem das grün gesäumte Geländer ins Auge. Die Netze wurden lieblos mit Kabelbinder an den unteren Teil der Metallstäbe gebunden. Am Anfang und Ende der Netze stehen orange Plastikpfosten. Schön ist das definitiv nicht. Dasselbe Bild empfängt uns im Neufeld. Die Netze sind hier teilweise vom Wind verdreht worden und wirken ziemlich trostlos.

Gerne möchten wir von der Zuger Baudirektion erfahren, was es mit den Netzen auf sich hat. Dort jedoch verweist man uns an die Gemeinde Baar, da diese für den Unterhalt von Langsamverkehrsstrassen auf dem Gemeindegebiet zuständig sei.

Im April wird die Velobrücke vom Netz befreit – bis im Herbst

Christoph Gerig, der Abteilungsleiter Sicherheit/Werkhof der Gemeinde Baar erklärt auf Anfrage: «Die Netze sind sicherheitsrelevant und dienen der Unfallverhütung: Sie verhindern, dass bei der Schneeräumung Schnee und Schneematsch auf die unten durchführende Strasse fällt.» Würde der «Pflotsch» auf die Windschutzscheibe eines durchfahrenden Autos fallen, könne das zu Unfällen führen. «Diese Absicherung mit Netzen oder anderen Mitteln ist gesetzlich vorgeschrieben», so Gerig weiter.

Die grünen Netze sowie die orangen Stangen seien im Herbst angebracht worden und sollen im Verlauf des Aprils demontiert werden.

«Die Netze sind sicherheitsrelevant und müssen nicht ästhetischen Ansprüchen genügen.»

Christoph Gerig, Abteilungsleiter Sicherheit Baar

Zur Frage, ob man das Problem nicht hätte schöner lösen können, heisst es bei der Gemeinde Baar: «Die Netze sind sicherheitsrelevant und müssen nicht ästhetischen Ansprüchen genügen.» Und weiter: «Sie erfüllen ihren Zweck bestens. Die Abteilung Sicherheit/Werkdienst wird aber andere, ästhetisch elegantere Lösungen prüfen.»

«Pflotsch» und Schnee sind keine neuen Phänomene. Es stellt sich die Frage, ob man nicht bereits vor Bau der Brücke proaktiv entsprechende Vorrichtungen hätte einplanen können. Darauf angesprochen, möchte sich die Gruner Berchtold Eicher AG, die damals für die Planung zuständig war, nicht äussern. Sie verweist vielmehr zurück auf den Auftraggeber, also den Kanton. Und dieser verweist bekanntlich weiter an die Gemeinde.

Autos vor Langsamverkehr?

Unser Leser jedenfalls sieht in den lieblos montierten Netzen ein zweifelhaftes Signal an die Bevölkerung. «Es ist für mich ein Hinweis, dass der Langsamverkehr den Kanton Zug nur wenig kümmert und der Fokus klar bei den Autofahrern liegt. Ein weiteres Beispiel dafür ist der fehlende Fussgängerübergang unweit der Inwiler Brücke, wo ein Spazierweg ohne Fussgängerstreifen im Nichts endet.» Aber das ist eine andere Geschichte (zentralplus berichtete).

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9 Kommentare
  • Profilfoto von Tine
    Tine, 03.03.2022, 16:27 Uhr

    Da kann man mal wieder sehen wie unterschiedlich doch die Geschmäcker sind.
    Weniger stören mich die Netze… Sondern vielmehr die grauenhafte Architektur die man überall in der Schweiz sieht.
    Die erwähnte Brücke ist ein hässliche béton Klotz, der einfach nur billig und nach Pariser Vorstadtghetto ausschaut.

    Ebenso viele Wohngebiet… Stark erinnernd an den Sozialbau der Ostblockstaaten…
    Und die modernen Innenstädte und einkaufsgebiete schauen aus wie Bürobetonburgen.

    Kein Schmuck..
    Keine Blumenbehangenen Häuser
    Keine verzierten schmiedeeisernen Geländer
    Es ist einfach trist.

    Und zurück zur Brücke… Netze hin oder her…. Sie sieht furchtbar aus.
    Ich hoffe nur die Autorin muss aus Angst um ihren Job diese politisch korrekte Meinig äussern

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  • Profilfoto von Pleschke
    Pleschke, 03.03.2022, 16:01 Uhr

    Ja, darmatisch.
    Ich bin zutiefst erschüttert. Und danke ihnen von Herzen für diesen wichtigen Artikel und für ihr persönlichen Beitrag, diese Grausamkeit zu publizieren.
    Ich meine wir haben gerade 2 Jahre Corona hinter uns gebracht. Sie könnten nun jubeln und den Helden und Helfern danken. Sie könnten den Kindern und Jugendlichen danken, die soviele Einschnitte mitgetragen haben um die Alten und Schwachen zu schützen…
    Eine andere Möglichkeit, wäre der aktuelle Krieg vor unserer Haustür wo die Menschen leiden und alles verlieren bis sogar zu ihrem Leben. Aber Gottseidank interessieren sie sich ja nicht für solch Belanglosigkeiten. Sie Prüfen ob die Brücke ausreichend hübsch ist. Danke….

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    • Profilfoto von Daniela Übersax
      Daniela Übersax, 03.03.2022, 17:44 Uhr

      Corona und Ukraine sind wichtige Themen, die überall gross behandelt werden. Doch soll mich deswegen meine Region und was vor meiner Haustüre passiert nicht mehr interessieren? Ich bin froh, haben wir dafür regionale Medien wie zentralplus. Sie können ja sonst BBC schauen.

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  • Profilfoto von Hans Peter Roth
    Hans Peter Roth, 03.03.2022, 14:12 Uhr

    Leider verschleudert die öffentliche Hand seit Jahrzehnten immer wieder viel Geld durch Fehlplanungen. Gründe dafür gibt es mehrere. Einer davon scheint mir das Fehlen von nationalen Kompetenzzentren zu sein, zB für den Bau von Strassen, Brücken, Schulhäusern, Sportanlagen, Verwaltungsgebäuden, etc. Da üben sich Kantone und Gemeinden lieber in Schildbürgerstreichen und bauen Garderoben mit Spiegel im Duschraum (Loreto Zug), Bürogebäude ohne WC (Grabenstr. Zug), Fussgängerbrücke ohne Vorrichtung zum Verhindern des Absturzes von Schneematsch (Tangente), etc. Auch der Preis der Brücke von 3, 5 Mio. Franken erscheint mir doch sehr stattlich. Da hätte ich mindestens vergoldete Geländer erwartet.

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    • Profilfoto von vizo
      vizo, 03.03.2022, 14:56 Uhr

      Die Halter der orangen Stangen sind wirklich hässlich und gefährlich. Die bleiben das ganze Jahr über

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  • Profilfoto von Stefan
    Stefan, 03.03.2022, 13:01 Uhr

    Also das sind die Themen, die in der zentralschweiz die Leute bewegen?
    Wir haben es schon schön, wenn so einem armen Netz ein Zeitungsartikel gewidmet wird.
    Ich benutze diese Brücke übrigens auch fast täglich, hat mich nie gestört!

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  • Profilfoto von Zuger
    Zuger, 03.03.2022, 11:46 Uhr

    Probleme die in Wahrheit keine sind 🙈.

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  • Profilfoto von Thomas Aeberhardt
    Thomas Aeberhardt, 03.03.2022, 10:25 Uhr

    Die Netze sind sicher hässlich und die Planung wie so oft untauglich. Doch was hat das damit zu tun, dass der Kanton den Langsamverkehr nicht kümmert, wie hier durch diesen Leser behauptet? Es ist schon ziemlich zynisch, aus ästhetischen Gründen die Gefährdung von Autofahrern in Kauf nehmen zu wollen.

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    • Profilfoto von Valeria Wieser
      Valeria Wieser, 03.03.2022, 10:59 Uhr

      Guten Tag Herr Aeberhardt. Danke für Ihre Bemerkung. Es ging dem Leser vielmehr darum, darauf hinzuweisen, dass man das Problem mit dem Schnee, das fast jeden Winter auftaucht, bei der Planung der Brücke hätte antizipieren, respektive, mit einbeziehen hätte können. Beste Grüsse

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