Nächster Finanzierungsschritt

EWL-Areal kostet Stadt weitere 133 Millionen Franken

Anja Kloth, Geschäftsführerin der EWL Areal AG, erklärt den Planungsfortschritt im Projekt. (Bild: ewi)

Die Planung des EWL-Areals an der Industriestrasse in Luzern schreitet voran. Nun beantragt der Stadtrat einen nächsten, saftigen Planungs- und Realisierungskredit.

Das EWL-Areal, umrahmt durch die Industrie- und Fruttstrasse sowie den Geissensteinring, gilt als «Filetstück» der Stadt Luzern. Denn trotz der zentralen Lage wird es bis heute nur wenig genutzt. Ein Paradies für jede Stadtplanerin und jeden Arealentwickler, die sich hier richtig austoben können.

Im Rahmen des Architekturwettbewerbs für die Überbauung des Areals wurde das auch gemacht. Das Siegerprojekt «Rotpol» sieht verschiedenste öffentliche und private Nutzungen vor sowie 92 genossenschaftliche Wohnungen der ABL und Alterswohnungen von Viva Luzern. Auf Aspekte wie soziale Durchmischung und ökologische Bauweise wird gemäss Projektbeschrieb ein besonderes Augenmerk gelegt (zentralplus berichtete).

Stadtrat beantragt 130 Millionen Franken

Doch ein Filet ist bekanntlich das teuerste Stück Fleisch. Das zeigt sich nun bei der Überbauung des Areals. So beantragt der Stadtrat Geld für die weitere Planung des Projekts. Der Kreditantrag beläuft sich auf stolze 133 Millionen Franken.

Diese Kosten setzen sich aus folgenden Positionen zusammen.

  • Das Eigenkapital der für die Entwicklung des Areals zuständigen EWL Areal AG wird von heute 6 auf 45 Millionen erhöht. Die Stadt soll sich jetzt mit weiteren 8 Millionen Franken beteiligen. 7 Millionen Franken wurde bereits zu einem früheren Zeitpunkt bewilligt.
  • Weitere 50 Millionen ans Eigenkapital der EWL Areal AG steuert die Stadt als rückzahlbares Darlehen bei. Das Eigenkapital der AG sei tief für die Dimension des Projekts und die «Risikofähigkeit» darum nicht gegeben, wie der Stadtrat schreibt.
  • Die Baukosten für die städtischen Nutzungen, beispielsweise für das neue Feuerwehrdepot oder den Zivilschutz, betragen 25 Millionen Franken.
  • Die Stadt muss für ihre Nutzungen auf dem Areal künftig Miete zahlen. Für die Miet- und Betriebskosten beantragt der Stadtrat einen Kredit von 50 Millionen Franken.

Ansprüche der Stadt haben ihren Preis

Die hohen Kosten begründen sich zum Teil durch die künftige Nutzung des Areals. Mit den zahlreichen städtischen Nutzungen sowie den ausschliesslich genossenschaftlichen Wohnungen steht die Rendite nicht im Vordergrund. So schreibt der Stadtrat: «Im privatwirtschaftlichen Umfeld und im aktuellen Zinsumfeld würde diese Rendite als ungenügend beurteilt.»

«Das Darlehen ermöglicht der EWL Areal AG, bei den Banken Kredite zu besseren Konditionen zu erhalten.»

Franziska Bitzi, Finanzdirektorin

Gleichzeitig betont Finanzdirektorin Franziska Bitzi an der Pressekonferenz, dass es ein politischer Auftrag sei, auf diesem Areal genossenschaftliche Wohnungen und städtische Nutzungen wie die Feuerwehr zu realisieren. Die einzige Alternative zum Darlehen sei darum bloss, die Mieten zu erhöhen. Das will der Stadtrat aber nicht.

Zweiter Kreditantrag ist viel teurer als geplant

Dennoch ist der neue Kreditantrag wesentlich höher als ursprünglich vorgesehen. Beim ersten Finanzierungsschritt im Herbst 2019 ging der Stadtrat für die zweite Etappe von Kosten in der Höhe von 60 Millionen aus (zentralplus berichtete). Nun ist der Kreditantrag mehr als doppelt so hoch. Woher kommt der Aufschlag?

Ursula Eiholzer, Mitarbeiterin der Finanzdirektion, erklärt an der Pressekonferenz am Dienstagmorgen, dass die höheren Kosten zwei Hauptgründe haben. Erstens fallen die Baukosten fast doppelt so teuer aus wie in einer ersten, groben Schätzung. Das ist auf die konkrete Ausarbeitung des Projekts und die Teuerung zurückzuführen.

«Das EWL-Areal ist für die Stadt Luzern eine einmalige Chance und von grosser Bedeutung.»

Beat Züsli, Stadtpräsident

Zweitens war das Darlehen an die EWL Areal AG ursprünglich nicht vorgesehen. Doch der Wind auf den Finanzmärkten hat gedreht, die Negativzinsen sind Geschichte. «Das Darlehen ermöglicht der EWL Areal AG, bei den Banken Kredite zu besseren Konditionen zu erhalten», begründet Bitzi. Das sei letztlich nötig, um das Projekt zu realisieren.

Weil die Stadt Luzern letztlich auch vom Projekt profitiert respektive davon abhängig ist, bezeichnet Bitzi das Darlehen als «Hilfe zur Selbsthilfe». Dass die EWL Areal AG dieses zurückzahlen kann, sei gewährleistet. Die künftigen Mieteinnahmen sind für viele Jahre gesichert. Zudem braucht die Firma kein zusätzliches Geld für neue Projekte, da die Überbauung des Areals ihr erstes und letztes Bauprojekt ist.

«Rotpol» ist alternativlos

Aus Sicht des Stadtrats sind die hohen Kosten auch darum vertretbar, weil das Projekt «Rotpol» alternativlos ist. Die städtische Feuerwehr braucht dringend ein neues Zuhause und ein Betrieb des heutigen Standorts beim Neubad sei nach 2030 nicht mehr zumutbar.

Zudem beschreibt der Stadtrat das neue EWL-Areal als «Vorzeigequartier». Das ganze Unterlachenquartier erhalte mit der neuen Überbauung sowie den weiteren Bauprojekten in der Umgebung eine «enorme Aufwertung».

Es ist darum kein Zufall, dass nebst verschiedenen Mitarbeiterinnen der Verwaltung, Finanzdirektorin Franziska Bitzi, der EWL und der künftigen Mieterin ABL auch Stadtpräsident Beat Züsli an der Pressekonferenz teilnimmt. «Das EWL-Areal ist für die Stadt Luzern eine einmalige Chance und von grosser Bedeutung», betont er.

Das letzte Wort in der Sache hat die Stimmbevölkerung. Denn aufgrund der Höhe des Kredits kommt es voraussichtlich im Juni zu einer Abstimmung. Ob sich die Stimmbürger vom Stadtrat für dieses Mega-Projekt begeistern lassen, wird sich zeigen. Beat Züsli ist zuversichtlich: «Das Projekt bringt einen grossen öffentlichen Nutzen. Ich denke, die Stimmbevölkerung wird diesen erkennen und darum dem Kredit zustimmen.»

Zehn verschiedene Nutzer teilen sich künftig das EWL-Areal. (Bild: Stadt Luzern)

Wird der Kredit angenommen, beginnen die Bauarbeiten der ersten Etappe voraussichtlich im Frühjahr 2024. In dieser ersten Etappe werden die Gebäude im südlichen Teil des Areals erstellt, welche die EWL 2027 bezieht. Der Baustart für die Gebäude im nördlichen Teil erfolgt, sobald die EWL umgezogen ist. Die Feuerwehr, der Zivilschutz sowie die ABL und Viva werden ihre Räume voraussichtlich 2030 beziehen.

Verwendete Quellen
  • B+A der Stadt Luzern
  • Besuch der Pressekonferenz
  • Gespräche mit Projektverantwortlichen
  • Informationen zum Projekt

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6 Kommentare
  • Profilfoto von Sepp Aregger
    Sepp Aregger, 01.03.2023, 16:50 Uhr

    das projekt ist gut und wichtig. aber es ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, dass die stadt plötzlich explodierende kosten jeweils so brav schluckt.

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  • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
    Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 28.02.2023, 13:28 Uhr

    Hoppla. Das gibt aber teure günstige Wohnungen!

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    • Profilfoto von Forder Genossen
      Forder Genossen, 28.02.2023, 19:42 Uhr

      Interessiert niemanden, zahlen ja eh die Anderen…… Wie immer!

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  • Profilfoto von Ramin
    Ramin, 28.02.2023, 11:29 Uhr

    Baukosten doppelt so teuer und die Teuerung……
    Warum oder wie kann man sich bei den Baukosten so verschätzen?….
    Und warum sind diese bei der Stadt immer zu tief geschätzt?

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    • Profilfoto von Hafen Hansi
      Hafen Hansi, 01.03.2023, 07:08 Uhr

      Propagandistisches Kalkül.

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      • Profilfoto von Hanswurst
        Hanswurst, 02.03.2023, 13:01 Uhr

        ….. oder Planungsfehler?

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