SBB legen hinter Bahnhof Luzern los

Grundstein für das neue Rösslimatt-Quartier ist gelegt

Diese Visualisierung zeigt das Gebäude, in das die Hochschule Luzern ziehen wird. (Bild: SBB Mediacenter)

Aus Gleisfeldern hinter dem Bahnhof Luzern soll ein neues Quartier entstehen. Die Bagger sind bereits aufgefahren. Am Mittwoch haben die SBB nun den Grundstein für das Rösslimatt-Quartier gelegt.

Noch ist die Gegend hinter dem Bahnhof Luzern, das Rösslimatt-Areal, nicht schön anzusehen. Sie besteht hauptsächlich aus Abstell- oder Rangiergleisen oder wird industriell genutzt. Zwischen Neubauten reihen sich Baracken und Wellblechhütten aneinander, ganz im Stil einer «Mini-Favela» (zentralplus berichtete). Und das, obwohl dieses Areal so zentral gelegen ist.

Doch es tut sich etwas. Mit pandemiebedingter Verzögerung haben die SBB, die Stadt Luzern und die Hauptmieter Hochschule Luzern und der Pharmakonzern «MSD Merck Sharp & Dohme» am Mittwoch den Grundstein für das neue Rösslimatt-Quartier gelegt.

Durchgangsbahnhof schafft Platz für neues Quartier

Beim Projekt Rösslimatt handelt es sich quasi um ein Trittbrett-Projekt des Durchgangsbahnhofs. Wird ein Teil des Bahnhofs unter Tage verlegt, werden mehrere Gleisfelder fürs Abstellen und den Service obsolet. Flächen in der Grössenordnung der ganzen Luzerner Altstadt werden somit frei (zentralplus berichtete).

Ein gefundenes Fressen für Städteplaner – und die SBB. Auf einer Fläche von rund 42'000 Quadratmetern bauen sie derzeit am Projekt Rösslimatt. Das Ziel: Bis 2050 entsteht hinter dem Bahnhof ein belebtes Wohn-, Büro- und Universitätsquartier.

Erste Arbeiten dazu haben bereits begonnen. Denn mitten im hippen neuen Quartier steht ein denkmalgeschütztes Haus an der Güterstrasse 7. Dieses wurde im Zuge der Bauarbeiten bereits für rund drei Millionen Franken saniert. Seither steht das Gebäude mit Jahrgang 1905 inmitten einer Baustelle – wird aber trotzdem bewohnt (zentralplus berichtete).

2025 sollen Wirtschaftsstudenten hier studieren

Nebst der Sanierung haben die Bauarbeiten für die erste Etappe des Projekts begonnen. Auf drei Baufeldern entstehen bis 2025 ein Neubau der Hochschule Luzern sowie zwei Bürogebäude des Pharmakonzerns MSD (zentralplus berichtete). Der Neubau der Hochschule ist für die Departemente Wirtschaft und Soziale Arbeit gedacht. Dafür lassen sich die SBB nicht lumpen. Er soll Platz bieten für rund 3'000 Studentinnen, 6'500 Weiterbildungsteilnehmer und 400 Mitarbeiterinnen. Kostenpunkt: rund 99 Millionen Franken.

Die Pläne für das Rösslimatt-Areal im Überblick (mehr Infos durch Klicken auf rote Symbole):

Im Neubau des Pharmakonzerns MSD werden rund 650 Arbeitsplätze geschaffen. Jedoch mit der Option, auf 850 Arbeitsplätze zu erweitern. Dieser Bau fällt mit rund 80 Millionen Franken zu Buche. In der gleichen Etappe soll zudem der Frohburgsteg aufgewertet werden. Heute ist die Fussgängerbrücke vom Luzerner Bahnhof über die Gleise Richtung See düster, meist verlassen und optisch keine Augenweide. Für 2,3 Millionen Franken will man die Passerelle breiter, offener und mit einem neuen Lift gestalten (zentralplus berichtete).

Ab 2040 folgen Wohnbauten

Ab 2025 wird es um das Rösslimatt-Quartier etwas ruhiger. Denn die weiteren Bauarbeiten können erst nach dem Bau des Durchgangsbahnhofs stattfinden. Erst nach 2040 werden die restlichen Gleisflächen frei. Ganz still wird es inzwischen jedoch nicht. Gemäss der Projekt-Website und Aussagen des Luzerner Stadtrats stehen einige Flächen während dieser Zeit für Zwischennutzungen zur Verfügung.

Die Idee ist, «diese Flächen unbürokratisch interessierten Nutzergruppen zur Verfügung zu stellen, die die Nutzungen selbst verwalten und betreiben» (zentralplus berichtete). Insbesondere die Fläche rund um das rosarote Haus an der Güterstrasse 7 käme dafür infrage.

Steht der Durchgangsbahnhof, müssen die Zwischennutzungen weichen. Denn bis 2050 sind Wohnbauten angedacht. Diese gaben bereits im Vorfeld viel zu reden. Die damalige Befürchtung: Das Rösslimatt-Areal könnte zum Yuppie-Quartier werden (zentralplus berichtete). Dass es also nur der städtischen Mittel- bis Oberschicht vorbehalten ist. Nach einem Vorstoss der SP und der Grünen hat der Luzerner Stadtrat jedoch eingelenkt. Er hat die SBB dazu verpflichtet, dass rund ein Drittel der Wohnungen preisgünstig sein muss.

Was die politische Linke ebenso freuen dürfte: Die Baracken hinter dem Konzerthaus Schüür sollen einer Grünfläche weichen. Konkrete Pläne dazu gibt es jedoch noch nicht. Bis dahin werden die künftigen Studenten mittags wohl zur Ufschötti pilgern müssen.

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung SBB
  • Website des Rösslimatt-Projekts
  • Medienberichte von zentralplus
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1 Kommentar
  • Profilfoto von Roger
    Roger, 19.04.2024, 15:18 Uhr

    Irgendwann in der Zukunft werden die Mieter in den SBB Liegenschaften sich gegenseitig vom Hörensagen erzählen. Und das geht dann so: meine Grosseltern haben mir mal erzählt dass in der Nähe unserer Wohnung so etwas wie eine Eisenbahn vorbeigefahren ist. Doch das muss schon sehr lange her sein.

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