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Am Dienstag haben die Einwohnerräte von Emmen über die neue Ortsplanung diskutiert. Für neun Personen am Riffigweiher ist der Ausgang entscheidend.
«Früher gab es hier einen Pfau, erzählten uns die Leute. Und Menschen gingen auf dem gefrorenen Weiher Schlittschuhfahren.» Das sagt Katrin Kunz beim Blick über ein 6000 Quadratmeter grosses Grundstück am Rand von Emmen. Vor ihr der idyllische Riffigweiher, Menschen joggen zum Vitaparcours, ein Junge bläst in sein Alphorn.
Katrin Kunz ist Anfang 40, lebt in einer Altbauwohnung in der Luzerner Neustadt und arbeitet als Goldschmiedin. Martin Meier, ihr Partner, ist Heizungs- und Sanitärinstallateur. Der dritte an diesem Januarmorgen Anwesende heisst Michel Rebosura. Er ist Philosoph und Kulturjournalist, auch aus der Neustadt Luzern.
Die drei kennen sich gut. Nun wollen sie einen Schritt weiter gehen: Zusammen mit vier weiteren Erwachsenen und zwei Kindern wollen sie am Riffigweiher gemeinschaftlich und nachhaltig leben. «Bis wir alt und grau sind», sagt Katrin Kunz und lacht beim Blick über das Grundstück mit Wohnhaus, Schopf, Feld und Scheune. «Schon ein wenig gfürchig.»
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Im Jahr 2021 haben die drei Paare die Genossenschaft Riffigweiher gegründet und das Grundstück zwischen dem Weiher und der Bahnlinie Luzern-Rothenburg gekauft. Schon jetzt haben sie viele Pläne: einen Gemüsegarten, Obstbäume, ein Wohnhaus mit vielen Gemeinschaftsflächen. Doch beim Wohnen gibt es eine Einschränkung.
In der Scheune darf nicht gewohnt werden
Das Grundstück befindet sich in einer Grünzone mit Bestandsschutz. Bedeutet: Im Haus darf man Wohnen, in der Scheune Heu lagern, Anbauten und neue Gebäude sind nicht erlaubt. Diese Einschränkung hat auch etwas Gutes. «Dadurch ist es kein Spekulationsobjekt für Immobilienfirmen», erklärt Martin Meier den vergleichsweise niedrigen Kaufpreis.
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Bedauerlich ist die Grünzone für die Nutzung der Scheune. «Es wäre schade, dieses Gebäude nur als Lagerraum zu nutzen. Das Potenzial wäre riesig. Doch beim Kauf wussten wir, dass wir daraus keinen Wohnraum machen können», erklärt Michel Rebosura. Nun könnte sich die Regel ändern.
Gemeinde Emmen legt Zonen fest
«Ortsplanungsrevision» – unattraktiver kann ein Behördenwort nicht sein. Und doch ist die Sache enorm wichtig. Für die Genossenschaft Riffigweiher macht sie den Unterschied aus, ob in 50 Jahren Menschen in der Scheune leben – oder alte Geräte darin verstauben.
Mit ihrer Gesamtrevision regelt die Gemeinde Emmen, wo gebaut, gefahren, parkiert und gearbeitet werden darf. 113 Stellungnahmen gingen während der Mitwirkung ein. Eine stammte von der Genossenschaft Riffigweiher: Sie wolle die bestehenden Gebäude sinnvoll umbauen dürfen – auch im Sinne der Verdichtung.
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Nicht alle Mitwirkungen hat der Emmer Gemeinderat berücksichtigt – diese schon. Die Exekutive schlägt vor, für mehrere Grundstücke eine «Spezialzone Riffigweiher» zu schaffen. In der neuen Zone soll vieles möglich sein, was in der Grünzone verboten ist.
Einwohnerrat von Emmen debattiert über Ortsplanung
Diesen Dienstag hat der Emmer Einwohnerrat in erster Lesung über die Gesamtrevision debattiert. Das trockene politische Geschäft enthält Hunderte Geschichten wie eben jene der Scheune am Riffigweiher. Einige Beispiele hat zentralplus in der Box zusammengestellt.
Wie zentralplus aus dem Gemeindeparlament erfahren hat, seien Hunderte Anträge behandelt worden. Vieles wurde durchgewunken, bei anderen Positionen gab es Änderungen. Ein Versuch, günstigen Wohnraum bei neuen Überbauungen stärker zu fördern, wurde abgelehnt (zentralplus berichtete). Auch parkplatzfreies Wohnen im Zentrum hatte keine Chance – Gebäude müssen weiterhin eine Mindestanzahl Parkplätze aufweisen.
Im Bereich Zonenplan wurden keine Anträge gestellt – das ist für die neue «Spezialzone Riffigweiher» ein gutes Signal. Nach der öffentlichen Auflage im ersten Halbjahr 2024 wird der Einwohnerrat im Herbst zur zweiten Lesung zusammenkommen. Wenn dann niemand die «Spezialzone Riffigweiher» ablehnt, darf offiziell in der Scheune am Riffigweiher gewohnt werden.
Genossenschaft dankt Emmen
Die Genossenschaft am Riffigweiher freute sich schon vor der Debatte über das Wohlwollen des Gemeinderats. Sie hätten sich bei der Gemeinde Emmen gut aufgehoben gefühlt, sagte Michel Rebosura. «Von Anfang an haben wir viel Unterstützung erhalten.» Zurzeit saniert die Genossenschaft das Wohnhaus. Einen Einzugstermin gibt es noch nicht.
Wenn Katrin Kunz unter der mächtigen Linde steht, sagt sie Worte wie «Juwel» und «Privileg». Die meisten von ihnen seien im ländlichen Luzern aufgewachsen und wollten eigentlich zurück aufs Land ziehen. Doch, weil sie in der Stadt arbeiten, sei die Erreichbarkeit wichtig. «Beim Riffigweiher haben wir die ideale Verbindung von beidem gefunden.»
- Schriftlicher Austausch mit Michel Rebosura
- Augenschein vor Ort
- Mitwirkung zur Ortsplanungsrevision Emmen
- Schriftlicher Austausch mit der Gemeinde Emmen
- Ergebnisse der Debatte zur Ortsplanungsrevision