Einst Skandal-Villa – nun bremst ein Riese neue Wohnungen
Die einst besetzte Villa an der Obergrundstrasse in Luzern sieht noch immer desolat aus – was ist los? (Bild: kok)
An der Obergrundstrasse in Luzern stehen zwei Villen mit einer bewegten Geschichte: die Villa Toscana und die Villa Ryser. Lange war es still um die historischen Gebäude – nun gibt es Neuigkeiten.
Ihm haben die schönen Villen kein Glück gebracht. Der dänische Kaffeekannenproduzent Jørgen Bodum hat sich bei einigen in Luzern keinen guten Namen gemacht.
Erst liess der Däne die Sanierung der historischen Gebäude an der Obergrundstrasse 99 und 101 schleifen, 2016 besetzte die Gruppe «Gundula» die linke Villa, eine ehemalige zentralplus-Journalistin berichtete und der Millionär verklagte sie wegen Hausfriedensbruch. Es folgte ein Rechtsstreit, der national für Aufsehen sorgte und erst 2021 vom Bundesgericht zu Ungunsten Bodums beendet wurde (zentralplus berichtete).
Der Unternehmer gab während dieser Jahre nicht nur Unsummen für Anwälte aus, sondern trennte sich 2020 auch von den Villen. Käufer war das Luzerner Architekturbüro Romano & Christen – die nun exklusiv erzählen, wie der Stand der Dinge ist.
Weiterlesen, sonst verpasst du:
was die Architekten aus den beiden Villen machen
wann die Arbeiten an der rechten Villa abgeschlossen werden
warum die linke Villa immer noch so desolat aussieht
Die Villen an der Obergrundstrasse sollen saniert werden
Vor drei Jahren liessen die renommierten Architekten erste Informationen an die Öffentlichkeit durchsickern: Die Villa Toscana mit der Hausnummer 101 soll zum neuen Geschäftssitz werden. Die Villa Ryser, so haben Romano & Christen die einst besetzte Villa links getauft, soll kommerziell genutzt werden (zentralplus berichtete).
Die Architekten versprachen, die von Schimmel befallenen Gebäude endlich fachgerecht zu sanieren. Besonders die Villa Ryser war und ist in äusserst desolatem Zustand.
Vor zwei Jahren wurden dann die konkreten Pläne bekannt: Ein Baugesuch gab Einblick, was die Architekten mit der einstigen Skandal-Villa vorhaben. Ein grosser Anbau nach hinten, Büros und drei grosszügige sowie eine kleine Wohnung waren geplant. 4,4 Millionen Franken wollte sich das Büro die Sanierung und den Neubau kosten lassen (zentralplus berichtete).
Nun sind erneut zwei Jahre vergangen und ein Augenschein vor Ort verrät, dass sich einiges getan hat – allerdings nur bei einer der Villen. Im Februar 2025 steht vor dem künftigen Geschäftssitz rechts immer noch ein Gerüst, die Arbeiten sind aber weit fortgeschritten. Bei der Villa Ryser links dagegen hat sich nichts getan: Der Garten ist verwildert, ein provisorisches Dach schützt den Bau vor weiterer Verwitterung.
Verzögerungen bei «Gundula-Villa», Villa Toscana fast fertig
Was los ist, verrät das Architekturbüro Romano & Christen zentralplus. «Es gab eine Verzögerung durch den erforderlichen Nachweis des Baumschutzes für den Mammutbaum, insbesondere wegen der Wurzelsondierung.» Dieser Prozess habe mehr Zeit in Anspruch genommen als angenommen.
Tatsächlich ragt neben der historischen Villa ein gewaltiger Baum in die Höhe. Mammutbäume sind Flachwurzler, ihr Wurzelwerk kann sich bis zu 30 Meter seitlich ausbreiten. Bei Umbauarbeiten in der Erde, zum Beispiel am Fundament, muss es also geschützt werden.
Von den Behörden habe es jedoch kürzlich positive Rückmeldungen gegeben. «Wir rechnen bald mit der Genehmigung, sodass der Baustart zeitnah erfolgen kann», schreiben die Architekten.
Bisher unbekannt war auch, dass Romano & Christen das neue Büro im Erdgeschoss der einst besetzten Villa ebenfalls selbst beziehen wollen. So teilen sie es mit. Die Wohnungen darüber seien zudem als Mietwohnungen geplant – auch darüber wurde zuletzt nur spekuliert.
Reale Baukosten sind unbekannt, aber hoch
Das Hauptfirmengebäude in der Villa rechts ist dagegen tatsächlich fast fertig. Das Büro teilt mit, die Baustelle in den nächsten Monaten abzuschliessen. Wegen des Kälteeinbruchs hätten einige Arbeiten kurzzeitig pausiert werden müssen. Nun ist Endspurt angesagt – die «Startschwierigkeiten» seien längst überwunden.
Und die Baukosten? Dazu will sich das erfahrene Büro öffentlich nicht weiter äussern. Der Satz «Die Baukosten sind leider viel zu hoch» und ein lachendes Emoji ist alles, was zentralplus diesbezüglich erfährt.
hat Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft studiert und an der Universität Luzern zur Mobilität von Gesetzen geforscht. Seit 2022 bei zentralplus, zuständig für die Ressorts Bauen&Wohnen und Verkehr&Mobilität. Parallel absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern.