Leerstände in der Innenstadt

Diese Häuser in der Stadt Luzern stehen leer

Das Haus an der Hertensteinstrasse steht bis auf die Nutzung im Erdgeschoss leer. (Bild: ewi)

In der Stadt Luzern gibt es zahlreiche Häuser, die seit längerer Zeit leer stehen. zentralplus hat nachgefragt, warum diese Häuser in Zeiten der Wohnungsnot nicht bewohnt werden.

Leere Häuser geben in Luzern regelmässig zu reden. Nämlich dann, wenn sie besetzt werden (zentralplus berichtete). Das war bei den Bodum-Villen an der Obergrundstrasse der Fall. Das war an der Bruchstrasse 64 im vergangenen Sommer so. Und auch an der Kellerstrasse 28, die im vergangenen Herbst von Aktivisten besetzt wurde.

Diese Leerstände sind aber nur die Spitze des Eisbergs. Denn die Zahl der ungenutzten Häuser in Luzern ist weitaus höher. Das zeigt eine Recherche von zentralplus. In zwei Teilen werden verschiedene Leerstände in der Stadt aufgedeckt und die entsprechenden Eigentümer gefragt, warum das so ist.

Winkelriedstrasse 3

Dieses Haus liegt an prominenter Lage – nämlich direkt neben dem Luzerner Stadthaus. Bekannt war es wegen des Ladens im Erdgeschoss. «Zimmermann Waffen & Jagdoptik» war einer der wenigen Waffenläden in der Stadt. Doch seit 2019 ist das Geschäft zu. Die darüberliegenden Wohnungen sind seither ebenfalls leer.

Das Haus an der Winkelriedstrasse 3 steht seit 2019 komplett leer. (Bild: ewi)

Es handle sich um fünf Wohneinheiten plus das Ladenlokal, die leer stehen, erklärt Miteigentümerin Maria Zimmermann am Telefon. Das Problem: Ein Erbstreit blockiert die weitere Vermietung des Hauses. Denn nach dem Tod des ehemaligen Eigentümers ging die Liegenschaft an zwei Parteien über. Maria Zimmermanns Kinder möchten das Haus gerne sanieren und die Wohnungen erneut vermieten. Doch die Erbverhandlungen ziehen sich seit Jahren hin, so Zimmermann.

Sie hofft aber auf einen baldigen Durchbruch. Anschliessend sei eine Totalsanierung geplant, weil die Wohnungen im heutigen Zustand nicht mehr bewohnbar seien. Es sollen bezahlbare Wohnungen werden, die sich auch «normalsterbliche» Personen leisten können, sagt die Miteigentümerin.

Hertensteinstrasse 42

An diesem Haus bist du vermutlich schon oft vorbeigelaufen, schliesslich liegt es zentral an der Luzerner Einkaufsmeile. Passenderweise existierte auch hier bis 2021 mit «Waffen Stampfli» noch ein Waffenladen. Im Untergeschoss entsteht aktuell ein neuer Laden des Telekomgeschäfts Salt. Doch die oberen vier Stockwerke stehen alle leer. Das bestätigt die Eigentümerin auf Anfrage.

Für den Leerstand an der Hertensteinstrasse gibt es keinen konkreten Grund. (Bild: ewi)

Stärker ins Detail will sie aber nicht gehen. Sie sagt, die jetzige Situation spreche für sie. Als Eigentümerin sei es ihr gutes Recht, die Wohnungen nicht zu vermieten.

Moosmattstrasse 42

Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein bekanntes Haus – nicht wegen eines Waffenladens, sondern aus gastronomischen Gründen. Denn im Erdgeschoss dieses Hauses befindet sich das Restaurant Moosmatt. Darüber befinden sich drei Wohnungen. Doch diese stehen seit sechs Jahren leer.

«Das Erfüllen der Auflagen verschlingt enorme zeitliche und finanzielle Ressourcen.»

Isabel Stucki, Eigentümerin Moosmattstrasse 24

Grund dafür ist ein kompliziertes Umbauprojekt, bestätigt Eigentümerin Isabel Stucki auf Anfrage. Aus statischen Gründen mussten die Wohnungen vor sechs Jahren komplett ausgehöhlt werden. Seither zieht sich der Umbau – auch durch die Pandemie bedingt – in die Länge. Stucki möchte den Dachstock gerne ausbauen und zusätzlichen Wohnraum schaffen. «Doch das Haus befindet sich in der Ortsbildschutzzone B, deshalb sind die städtischen Auflagen an unser Bauprojekt sehr hoch», sagt Stucki.

Oberhalb des Restaurants Moosmatt stehen seit Jahren drei Wohnungen leer. (Bild: ewi)

Zu hoch, meint die Eigentümerin. «Das Erfüllen der Auflagen verschlingt enorme zeitliche und finanzielle Ressourcen», beklagt sie. Das führe dazu, dass die Wohnungen so lange leer stehen und treibt zudem die Mietpreise in die Höhe. «Gerade für uns als Privatpersonen stellt sich die Frage, ob sich so ein Projekt unter diesen Bedingungen überhaupt lohnt.» Es wäre wesentlich einfacher, das Haus an einen Investor zu verkaufen. Nur bestehe die Gefahr, dass dieser luxuriöse statt bezahlbare Wohnungen baut.

Mario Stübi vermisst Engagement des Stadtrats

Die Aufzählung zeigt: In Luzern stehen an verschiedensten Ecken Häuser leer. Anders sieht das der Stadtrat. In einer Antwort auf ein Postulat von SP-Grossstadtrat Mario Stübi bezeichnete er Leerstände jüngst als Einzelfälle. Massnahmen zur Verhinderung von Leerständen – beispielsweise mittels Leerstandsmonitoring – seien deshalb unverhältnismässig (zentralplus berichtete).

«Gerade ein Leerstandsmonitoring würde niemandem wehtun, aber für mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt sorgen.»

Mario Stübi, Grossstadtrat SP

Aus Sicht von Stübi ist das eine enttäuschende Antwort. Die oben genannten Beispiele seien ein Beleg dafür, dass es wohl noch zahlreiche weitere Leerstände in der Stadt gibt. «Wir hätten uns gewünscht, dass der Stadtrat dem Thema mehr Gewicht verleiht. Gerade ein Leerstandsmonitoring würde niemandem wehtun, aber für mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt sorgen.»

Mit dieser Transparenz soll öffentlicher Druck auf die jeweiligen Eigentümer ausgeübt werden. «Niemand steht gerne auf so einer Liste», ist Stübi überzeugt. Und dies soll letztlich dazu beitragen, dass die Leerstände in der Stadt Luzern verschwinden.

In einem zweiten Teil listet zentralplus weitere Häuser in Luzern auf, die komplett oder teilweise leer stehen. Wenn du selbst Beispiele von Leerständen kennst, schreib es in die Kommentare oder per Mail an redaktion@zentralplus.ch.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Eigentümerinnen
  • Telefonat mit Mario Stübi
  • Antwort des Stadtrats auf Postulat 211
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11 Kommentare
  • Profilfoto von SpotterSepp
    SpotterSepp, 08.05.2023, 06:56 Uhr

    Teilweise Leerstand an der Murbacherstrasse 29 und natürlich am Freigleis beim Grünring 6, da das ganze Ding zum Verkauf steht und alle Wohnungen seit Bauende leer stehen.

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  • Profilfoto von Hans Tobler
    Hans Tobler, 07.05.2023, 01:02 Uhr

    Leerstand Sternegg 5 seit über einem halben Jahr

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  • Profilfoto von mvonrotz
    mvonrotz, 05.05.2023, 10:59 Uhr

    Durch Veröffentlichung von Leerständen Druck auf die Eigentümer ausüben. Wo bleibt da die Objektivität respektive Neutralität eines Mediums? Wenn sich zentralplus damit auf die Seite der linken Neider und Anti-Kapitalisten schlägt und damit politisiert, dann seid Ihr als Medium für mich eigentlich nicht mehr «tragbar»!!

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    • Profilfoto von Elio Wildisen
      Elio Wildisen, 05.05.2023, 11:21 Uhr

      Lieber Herr von Rotz
      Die Absicht des Artikels war es nicht, Druck auf die Eigentümer auszuüben. Wir wollten ein paar Beispiele von Leerständen in Luzern aufzeigen und nachforschen, was dahinter steckt. Den Eigentümern wurde in allen Fällen die Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben, um sicherzustellen, dass der Artikel ausgewogen ist. Letztlich unterstreicht das grosse Interesse der Öffentlichkeit an vergangenen Besetzungen und dem Thema Wohnungsnot das öffentliche Interesse an Leerständen, weshalb wir auch weiterhin darüber berichten werden.
      Freundliche Grüsse, Elio Wildisen

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  • Profilfoto von T. Pfister
    T. Pfister, 04.05.2023, 20:22 Uhr

    Zwar unschön, aber kein wirkliches Problem. Verglichen mit dem Gesamtwohnungsbestand von 47’270 (LUSTAT) sind diese vielleicht 15 Wohnungen kein Eisberg, maximal ein Schneeflöckchen. Viel entscheidender und der eigentliche Grund für die Wohnungsnot ist die tiefe Neubauproduktion bei hoher Zuwanderung und der anhaltende Trend zu mehr kleineren Haushalten (höherer Flächenverbrauch pro Person). Mehr staatliche Eingriffe und Regulatorien schaffen keine Abhilfe, sondern verschlimmern nur. Einzige Lösung wird sein, Bauinvestitionen zu attraktiviern durch den Abbau von Hürden (z.B. lange, beschwerliche Bewilligungsverfahren, verteuernde Bauvorschriften, etc.).

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  • Profilfoto von Hanno Wyss
    Hanno Wyss, 04.05.2023, 17:30 Uhr

    Weitere seit Jahren leerstehende Wohnungen am Kauffmannweg 22 und 24 in 6003 Luzern.
    Herzliche Grüsse
    Hanno Wyss

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  • Profilfoto von Kevin Klak
    Kevin Klak, 04.05.2023, 16:34 Uhr

    Sofern die Miete vom Restaurant (Moosmatt) oder von Salt (Hertensteinstrasse) so hoch ist, dass es oben keine Mieter braucht, ist das natürlich komfortabel und leider auch nachvollziehbar. Die aktuellen Zinsen sind halt auch nicht mehr attraktiv.
    Schade, da es nebst attraktivem Wohnraum, auch immer mehr leere Läden in der Stadt gibt. Hier sollten doch Lösungen durch den Stadtrat und die lokalen Vereine entwickelt werden.

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 04.05.2023, 12:50 Uhr

    Wieso soll noch jemand ein Mehrfamilienhaus bauen, wenn er damit rechnen muss, dass ihm Behörden und Besetzer auf den Hals gehetzt werden, wenn es mal gerade leer steht? Notabene: Der Sinn auch von Renditeobjekten ist niemals der ewige Leerstand.

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    • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
      Kasimir Pfyffer, 04.05.2023, 13:57 Uhr

      «Wenn es gerade mal leer steht» … tja, wo würde dann dieses hypothetische Objekt (leer)stehen? Vielleicht in einem entlegenen Seitental im Napfgebiet? In einer Kaverne unter dem Pilatus, die nur qua Seilbahn erreichbar ist? Wir haben einen historisch tiefen Leerwohnungsbestand. Nie im Leben steht eine ganze Hütte monate- oder jahrelang her, es sei denn, die Vermieterschaft will das genau so.

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      • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
        Marie-Françoise Arouet, 04.05.2023, 17:52 Uhr

        Und was geht Sie das an?

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  • Profilfoto von Marco
    Marco, 04.05.2023, 12:35 Uhr

    Frau Stücke kann ich überhaupt nicht verstehen. Klar sind umbauten teuer und wenn der Staat noch Auflagen macht, allenfalls noch mehr. Aber Wohnungen seit 6 Jahren nicht zu Vermieten ist sicher um vieles teurer…

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