Wohnen & Bauen
Luzerner Unfallversicherer ist Eigentümer

Die Suva kündigt Dutzenden Mietern ihre Wohnungen

Aus diesen Gebäuden in Sarnen müssen die Mieter raus. (Bild: Leserreporter)

Die in Luzern ansässige Suva ist Eigentümerin von Tausenden Mietobjekten. Nun hat sie in Sarnen 59 Mietparteien gekündigt. Anwohner sind konsterniert.

Seit Jahren lebt das Ehepaar Peter und Barbara Steiner, das in Wirklichkeit einen anderen Namen hat, in einer Mietwohnung an der Marktstrasse in Sarnen. Beide sind über 70-jährig und fühlen sich in ihrem Zuhause wohl. Doch bald muss das Paar ausziehen – wie 58 andere Mietparteien in den zwei Gebäuden auch. Der Grund: Die Häuser, die 1990 und 1993 fertiggestellt wurden, werden saniert. Sämtlichen Mietern flattern dieser Tage die Kündigungen ins Haus. Dabei gibt es zwei Termine: 39 Mietparteien müssen per Ende März 2025 raus, die restlichen 20 per Ende April 2026.

Hinter dem Entscheid steckt die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt, besser bekannt als Suva. Die öffentlich-rechtliche Anstalt mit Sitz in Luzern ist Eigentümerin der Gebäude. Zusammen mit der Verwaltungsfirma teilte sie den Mietern die Hiobsbotschaft diese Woche mit.

Jetzt wird alles anders

«Wir wussten, dass es hier irgendwann zu einer Renovation kommt», sagt Peter Steiner auf Anfrage. «Aber wir hätten nie gedacht, dass es einen derart grossen Umbau gibt und wir raus müssen. Es werden ja sogar Wände herausgerissen.» Jetzt werde für sie alles anders. Und in ihrem Alter sei so ein Umzug kein Zuckerschlecken. Ausserdem sei es aufgrund des Wohnungsmangels schwierig, eine neue Wohnung zu finden. «Es beschäftigt uns und viele Nachbarn stark.»

Die Suva begründet den Entscheid: «Aufgrund der hohen Eingriffstiefe ist ein Verbleib der Wohnungsmieter leider nicht möglich. Mit der geplanten Sanierung werden die Gebäude in einen gebrauchstauglichen Zustand für die nächsten 30 Jahre überführt», sagt Arabelle Frey von der Unternehmenskommunikation. Es würden diverse Arbeiten in den Häusern ausgeführt, beispielsweise wird der Grundriss geändert, Erdbebensicherungsmassnahmen eingebaut und auch die Haustechnik, die Küchen, Nasszellen und Fenster ersetzt.

Die Unfallversicherung betont, es sei wichtig, frühzeitig und transparent zu kommunizieren. «Die Mieter werden von der für die Bewirtschaftung der Liegenschaft zuständigen Verwaltung durch einen persönlichen Ansprechpartner intensiv unterstützt», sagt die Suva-Sprecherin. In einem Dokument, das den Betroffenen abgegeben wurde und zentralplus vorliegt, erklärt das Unternehmen, die neuen Wohnungen würden dereinst zuerst den bisherigen Mietern angeboten, es bestehe allerdings kein rechtlicher Anspruch auf eine Rückkehr in die Wohnung.

«Aufgabe der Suva ist es, die Substanz der Gebäude nachhaltig zu erhalten.»

Arabelle Frey, Sprecherin der Suva

Neue Mietpreise werden zu einem späteren Zeitpunkt berechnet

Ob die Mietpreise nach der Sanierung angepasst werden, lässt die Suva derzeit noch offen: «Diese werden wir erst neu berechnen können, wenn wir die genaue Berechnungsgrundlage kennen. Dies wird erst zu einem späteren Zeitpunkt während der Bauphase bekannt sein.» Man werde sicher weiterhin gefragte Wohnungen zu einem «marktkonformen Preis» anbieten können.

Oft steht bei ähnlichen Projekten der Profitgedanke im Vordergrund. Sprich: Die Mieten werden erhöht. Die Suva betont indes: Ihre Aufgabe sei es, die Substanz der Gebäude nachhaltig zu erhalten. Dies sei nur möglich, wenn «Sanierungen erfolgen und so die Wohnobjekte langfristig für die bestehende und künftige Mieterschaft erhalten bleiben beziehungsweise garantiert werden können». Die Sanierung erfolge primär aufgrund des langfristigen Substanzerhalts, auch für die nachfolgenden Generationen.

Weitere Kündigungen «unumgänglich»

Die Suva besitzt Immobilien in der ganzen Schweiz. Sie investiert laut eigenen Angaben einen «wesentlichen Teil des Anlagekapitals in Immobilien», wie es auf ihrer Homepage heisst. Sie baut neue Gebäude, akquiriert bestehende Liegenschaften und vergibt Hypotheken. Diese Anlagen belaufen sich auf einen Wert von über sechs Milliarden Franken. 25’000 Mietverträge unterhält der Unfallversicherer. Gegenüber zentralplus sagt Sprecherin Arabelle Frey: «Aufgrund der Grösse des Immobilienbestandes und der Notwendigkeit der grosszyklischen Sanierungen für die langfristige Substanzerhaltung werden leider auch zukünftig Kündigungen von Mietverhältnissen unumgänglich sein.»

Das Ehepaar Peter und Barbara Steiner versucht derweil, das Beste aus der Situation zu machen. «Gleich nach der Informationsveranstaltung haben wir mit unseren Nachbarn angestossen und gesagt, dass wir bis zum Ende hierbleiben möchten.»

Verwendete Quellen
  • Telefongespräch mit dem Ehepaar Steiner
  • Dokumente der Informationsveranstaltung
  • Schriftlicher Austausch mit der Suva-Kommunikationsabteilung
  • Website der Suva
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