Belebtes Zentrum? Senioren ziehen ins Gemeindehaus Kriens
:focal(1000x750:1001x751)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2022/05/KRIENS_Gemeindehaus.jpeg)
Das alte «Herz von Kriens» steht seit drei Jahren leer. Visionen, dass «kreative Denker» und verschiedenste Vereine das Gemeindehaus im Zentrum beleben könnten, sind gescheitert. Es entstehen Alterswohnungen.
Das Haus ist für die Krienser Bevölkerung gebaut worden. Es hat immer als «Herz der Gemeinde» gedient, wie es der Einwohnerrat Räto Camenisch einst formulierte. Der SVP-Politiker hatte 2020 die Idee, das alte Gemeindehaus künftig als ein «Haus der Vereine» zu nutzen. Ihm schwebte vor, dass diese ihre Räume selbst gestalten könnten – damit das «Herz» wiederbelebt wird.
Der Stadtrat hatte andere Pläne. Er hatte im Sinn, Mieteinnahmen zu machen. Dass das ehrwürdige Gebäude irgendeiner Firma als Bürositz dienen sollte, widerstrebte aber auch der Stadtregierung. «Die Zielgruppe liegt (...) in der Richtung der kreativen Denker, der diskreten Berater und bei öffentlichkeitsnahen Betrieben», schrieb sie in ihrer Antwort auf den Vorstoss von Camenisch.
Im Gemeindeblatt «Kriens Info» war noch im Januar 2021 von kreativen und flexiblen Nutzungen wie Co-Working Spaces die Rede (zentralplus berichtete). Nun aber kommt es ganz anders.
Gemeinderatssaal wird zur Stube
Der Krienser Stadtrat schlägt dem Parlament vor, das Gemeindehaus der Genossenschaft Wohnen im Alter Kriens (GWAK) im Baurecht zu überlassen. Diese will das Gebäude sanieren und bis zu zehn 2,5- und 3.5-Zimmer-Wohnungen bauen. Im ersten Obergeschoss sind vier 1-Zimmer-Wohnungen angedacht, denen der frühere Gemeinderatssaal als gemeinsame Stube dienen soll.
Was ist aus der Idee geworden, dass das Gemeindehaus weiter der Krienser Bevölkerung zugänglich sein soll? «Wir haben keinen passenden Mieter gefunden und hätten mehrere 100’000 Franken in den Innenausbau investieren müssen», sagt Finanzdirektor Roger Erni dazu. Noch bevor die Verwaltung ins neue Stadthaus gezogen sei, habe man intensiv nach Interessenten gesucht. «Es hatten sich an die 60 Personen gemeldet, aber die Ideen wurden nie konkret», sagt Erni.
:focal(50x50:51x51)/www.zentralplus.ch/wp-content/uploads/2021/01/gemeinderatssaal.jpg)
Die GWAK habe dann die angrenzende Überbauung Lindenpark bezogen. «Diese Alterswohnungen waren vom ersten Tag an voll», so Erni. Deshalb habe die Genossenschaft nach weiteren Liegenschaften im Zentrum gesucht – und sei so auf das Gemeindehaus gestossen.
Der Vorteil: Das Haus ist bereits barrierefrei zugänglich. Trotzdem kommen auf die Genossenschaft massive Investitionen zu. Gut 4 Millionen Franken wird gemäss Erni der Umbau kosten. Für das Haus soll die GWAK 2 Millionen Franken bezahlen, was dem Marktwert des Hauses im Rohbau entspreche.
2 Millionen – ist das nicht zu wenig?
Moment! 2 Millionen für ein riesiges Haus im «Herzen» von Kriens? Wird hier das Tafelsilber verscherbelt?
«Nein», versichert Roger Erni. Das Haus wird im jetzigen Zustand auf einen Wert von 3,5 bis 4,5 Millionen geschätzt. 1,5 Millionen ist allein das Grundstück wert. Und dieses geht eben nicht in den Besitz der Genossenschaft über.
Vielmehr soll diese dafür der Gemeinde einen jährlichen Baurechtsszins von rund 30’000 Franken bezahlen. Bis ins Jahr 2114 (Ende der Laufzeit des Baurechtsvertrags) kommt so mehr zusammen, als wenn das Grundstück verkauft würde.
«Ein echter Gewinn» für Kriens
«Finanzpolitisch geht das für die Stadt Kriens voll auf», meint Roger Erni. Sie müsse nämlich keinerlei Investitionen mehr machen, um das Haus danach vermieten zu können. «Für uns ist die Genossenschaft ein sehr zuverlässiger Partner – und diese Lösung ist auch alterspolitisch ein echter Gewinn für Kriens».
Die Erfahrung mit den Alterswohnungen im Schweighof habe klar gezeigt, dass es ein Bedürfnis der Senioren sei, im Zentrum zu leben. Erni sieht in dieser Lösung keinen Widerspruch zu den Absichten, die der Stadtrat 2020 in der Antwort auf den Vorstoss von Räto Camenisch darlegte. «Unser Ziel war es, dass das Gemeindehaus auch künftig der Krienser Bevölkerung dient – und das erreichen wir mit den Alterswohnungen.»
Der Einwohnerrat wird am 30. Juni darüber befinden. Stimmt das Parlament zu, muss die Genossenschaft die Seniorenwohnungen bis Ende 2026 bezugsbereit haben.
- Bericht und Antrag betreffend das Gemeindehaus
- Telefonat mit Roger Erni
- Medienmitteilung Stadt Kriens
- «Kriens Info» vom Januar 2021
- Antworten des Stadtrats auf den Vorstoss von Räto Camenisch
- Vorstoss von Räto Camenisch
Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.