Kein Raum für kreative Denker

Belebtes Zentrum? Senioren ziehen ins Gemeindehaus Kriens

Ins alte Gemeindehaus Kriens ziehen Seniorinnen, wenn es nach dem Stadtrat geht. (Bild: Stadt Kriens)

Das alte «Herz von Kriens» steht seit drei Jahren leer. Visionen, dass «kreative Denker» und verschiedenste Vereine das Gemeindehaus im Zentrum beleben könnten, sind gescheitert. Es entstehen Alterswohnungen.

Das Haus ist für die Krienser Bevölkerung gebaut worden. Es hat immer als «Herz der Gemeinde» gedient, wie es der Einwohnerrat Räto Camenisch einst formulierte. Der SVP-Politiker hatte 2020 die Idee, das alte Gemeindehaus künftig als ein «Haus der Vereine» zu nutzen. Ihm schwebte vor, dass diese ihre Räume selbst gestalten könnten – damit das «Herz» wiederbelebt wird.

Der Stadtrat hatte andere Pläne. Er hatte im Sinn, Mieteinnahmen zu machen. Dass das ehrwürdige Gebäude irgendeiner Firma als Bürositz dienen sollte, widerstrebte aber auch der Stadtregierung. «Die Zielgruppe liegt (...) in der Richtung der kreativen Denker, der diskreten Berater und bei öffentlichkeitsnahen Betrieben», schrieb sie in ihrer Antwort auf den Vorstoss von Camenisch.

Im Gemeindeblatt «Kriens Info» war noch im Januar 2021 von kreativen und flexiblen Nutzungen wie Co-Working Spaces die Rede (zentralplus berichtete). Nun aber kommt es ganz anders.

Gemeinderatssaal wird zur Stube

Der Krienser Stadtrat schlägt dem Parlament vor, das Gemeindehaus der Genossenschaft Wohnen im Alter Kriens (GWAK) im Baurecht zu überlassen. Diese will das Gebäude sanieren und bis zu zehn 2,5- und 3.5-Zimmer-Wohnungen bauen. Im ersten Obergeschoss sind vier 1-Zimmer-Wohnungen angedacht, denen der frühere Gemeinderatssaal als gemeinsame Stube dienen soll.

Was ist aus der Idee geworden, dass das Gemeindehaus weiter der Krienser Bevölkerung zugänglich sein soll? «Wir haben keinen passenden Mieter gefunden und hätten mehrere 100’000 Franken in den Innenausbau investieren müssen», sagt Finanzdirektor Roger Erni dazu. Noch bevor die Verwaltung ins neue Stadthaus gezogen sei, habe man intensiv nach Interessenten gesucht. «Es hatten sich an die 60 Personen gemeldet, aber die Ideen wurden nie konkret», sagt Erni.

Aus dem alten Sitzungssaal des Gemeinderats soll eine gemütliche Stube werden. (Bild: Stadt Kriens)

Die GWAK habe dann die angrenzende Überbauung Lindenpark bezogen. «Diese Alterswohnungen waren vom ersten Tag an voll», so Erni. Deshalb habe die Genossenschaft nach weiteren Liegenschaften im Zentrum gesucht – und sei so auf das Gemeindehaus gestossen.

Der Vorteil: Das Haus ist bereits barrierefrei zugänglich. Trotzdem kommen auf die Genossenschaft massive Investitionen zu. Gut 4 Millionen Franken wird gemäss Erni der Umbau kosten. Für das Haus soll die GWAK 2 Millionen Franken bezahlen, was dem Marktwert des Hauses im Rohbau entspreche.

2 Millionen – ist das nicht zu wenig?

Moment! 2 Millionen für ein riesiges Haus im «Herzen» von Kriens? Wird hier das Tafelsilber verscherbelt?

«Nein», versichert Roger Erni. Das Haus wird im jetzigen Zustand auf einen Wert von 3,5 bis 4,5 Millionen geschätzt. 1,5 Millionen ist allein das Grundstück wert. Und dieses geht eben nicht in den Besitz der Genossenschaft über.

Vielmehr soll diese dafür der Gemeinde einen jährlichen Baurechtsszins von rund 30’000 Franken bezahlen. Bis ins Jahr 2114 (Ende der Laufzeit des Baurechtsvertrags) kommt so mehr zusammen, als wenn das Grundstück verkauft würde.

«Ein echter Gewinn» für Kriens

«Finanzpolitisch geht das für die Stadt Kriens voll auf», meint Roger Erni. Sie müsse nämlich keinerlei Investitionen mehr machen, um das Haus danach vermieten zu können. «Für uns ist die Genossenschaft ein sehr zuverlässiger Partner – und diese Lösung ist auch alterspolitisch ein echter Gewinn für Kriens».

Die Erfahrung mit den Alterswohnungen im Schweighof habe klar gezeigt, dass es ein Bedürfnis der Senioren sei, im Zentrum zu leben. Erni sieht in dieser Lösung keinen Widerspruch zu den Absichten, die der Stadtrat 2020 in der Antwort auf den Vorstoss von Räto Camenisch darlegte. «Unser Ziel war es, dass das Gemeindehaus auch künftig der Krienser Bevölkerung dient – und das erreichen wir mit den Alterswohnungen.»

Der Einwohnerrat wird am 30. Juni darüber befinden. Stimmt das Parlament zu, muss die Genossenschaft die Seniorenwohnungen bis Ende 2026 bezugsbereit haben.

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7 Kommentare
  • Profilfoto von schaltjahr
    schaltjahr, 01.06.2022, 14:46 Uhr

    Persönlich habe ich grosse Sympatien für den Vorschlag von R. Camenisch, welcher das alte Gemeindehaus in ein Haus der Vereine umnutzen wollte. Sollch Angebote machen einen Ort atraktiv und bringen ebenfalls Leben in das Quatier.

    Interessant wird sein, zu Erfahren was der Denkmalschutz zur Umnutzung sagt.
    Leider hat sich die Stadt Kriens mit ihren missratenen Projekten und dem Grössenwahn einiger Politike so in die Sackgasse geritten, dass schlussendlich nur noch der Verkauf überigblieb. Wenigstens bleibt das Land im Besitz der Bürger .. Für mich jedoch ein schwacher Trost.

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  • Profilfoto von Kasimir Pfyffer
    Kasimir Pfyffer, 01.06.2022, 11:03 Uhr

    Guter Entscheid. Ältere Menschen sollen nicht in die Peripherie abgeschoben werden, und die finanzielle Lösung überzeugt ebenfalls. Die GWAK scheint es im Griff zu haben, jedenfalls ist der Lindenplatz deutlich anmächeliger und lebendiger als die Asphaltwüste vor dem Stadthaus oder der Migros-Vorplatz. Das «Zentrum» entlang der Hauptstrasse wird noch in 20 Jahren eine Abgaswüste sein, schön, klappt es wenigstens auf der Parallelachse!

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  • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
    Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 01.06.2022, 09:11 Uhr

    Yes. Frischer Wind!

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  • Profilfoto von tonino wir sind cool.org
    tonino wir sind cool.org, 01.06.2022, 06:41 Uhr

    Mein Dankeschön geht an ZENTRALPLUS und die Autorin Lena Berger. Schön, wenn dieser Prachtbau wieder mit aktiven Mitmenschen „strahlen“ könnte, das dachte ich bei meinem letzten Spaziergang vorbei an meiner langjährigen Wirkungsstätte.
    👉 https://flic.kr/p/R5MWdm

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  • Profilfoto von Paul
    Paul, 31.05.2022, 17:41 Uhr

    Das ist doch mal etwas für die kasse. Bravo.
    Bei 4mio. Für den umbau….2mio für kriens und 90jahre nochmals 30‘000.- für kriens
    Somit wird 8.7 mio fix Investiert. Schöne bazze!

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    • Profilfoto von schaltjahr
      schaltjahr, 01.06.2022, 19:38 Uhr

      Genau .. Die Stadt verscherbelt ihr Tafelsilber billigst. Das eingenommene Geld wird jedoch scon bald zum Fenster rausgeschmissen sein. Zuviele Budgetüberschreitungen gilt es unter den Teppich zu wischen und zu vertuschen ( FDP Stadtanzeiger Kriens / Baudepartement ).
      Dieser Verkauf kann wirklich nicht gefeiert werden und ist eine erneute Bankrotterklärung des Stadtrates.

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      • Profilfoto von Paul
        Paul, 02.06.2022, 14:39 Uhr

        Immerhin müssen nicht die familien den umbau bezahlen…..

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