Warum es zwei Jahre Stillstand gab

Baarer Waldsteg steht (ausser Bäumen) nichts mehr im Weg

So dürfte der Turm beim Buebegunte vor den Spinnereihäusern künftig aussehen. (Bild: zvg)

Vor kurzem hat die Gemeinde der Korporation Baar-Dorf die Baubewilligung für den Schlaufensteg erteilt. Nach über zwei Jahren Stillstand kann der luftige Waldweg inklusive Aussichtsplattform und Turm umgesetzt werden. Es ist zwar nicht das erste Projekt dieser Art. Für Baar aber ein besonderes.

Mehrere Meter über dem Boden zwischen Baumstämmen hindurch schlendern und dabei auch noch fit werden: Das soll im Jahr 2024 in Baar möglich werden. Die Korporation Baar-Dorf plant dazu einen riesigen Holzturm beim schattigen Höllwald. Via Treppe geht's rund 22 Meter hoch, von dort aus mittels Steg im Zickzack durch den Baarer Wald. Dies immer mindestens drei Meter über dem Waldboden (zentralplus berichtete).

Beim Vogelwinkel, wo derzeit eine Überbauung entsteht, endet der Steg bei einer Aussichtsplattform. «Diese gab den Ausschlag für das Projekt», erklärt Korporationspräsident Walter W. Andermatt. Denn aktuell wird im Vogelwinkel, südöstlich der Burgmatt ein neues Quartier gebaut. Wenn dieses steht, sehen Spaziergängerinnen vom Fussweg nicht mehr bis zum See. «Die Gemeinde Baar wünschte sich das jedoch explizit. Mit der Idee einer Aussichtsplattform konnten wir dieses Dilemma lösen.»

Wenn schon, denn schon, befand die Korporation Baar-Dorf, griff die von einem Baarer Kardiologen stammende Idee eines Treppenprojekts im Wald auf und plante gleich eine ganze Fussverbindung durch den Wald. Für die Realisierung des Schlaufenstegs hat die Korporation im Jahr 2019 1,6 Millionen Franken genehmigt.

Drei Jahre des Stillstands

Umgesetzt hätte das Stegprojekt im Winter 2020 werden sollen. Nur: So leicht ging das nicht. Mehrere Naturschutzorganisationen, darunter Pro Natura und WWF, äusserten Bedenken. Mitunter empfanden sie den geplanten Holzturm als überdimensioniert. Sie erhoben Einsprachen gegen das Projekt.

Waldweg und Schlaufensteg sollen sich nicht in die Quere kommen, sondern vielmehr ergänzen. (Bild: zvg)

Nun – fast drei Jahre später – gibt die Gemeinde Baar grünes Licht. Die Einsprachen wurden abgewiesen oder zurückgezogen, die Entscheide wurden von den Kritikern nicht an die nächsthöhere Instanz weitergezogen. Darüber freut sich Andermatt. «Wir sind sehr froh, dass die Einsprecher den Entscheid nicht weitergezogen haben, denn das Projekt stösst bei der Baarer Bevölkerung auf reges Interesse.»

«Der Schlaufensteg ist ein Geschenk der Korporation für die Bevölkerung.»

Walter W. Andermatt, Korporationspräsident Baar-Dorf

Auf die Frage, ob der Korporationspräsident je den Mut verloren habe, ob das Projekt je umgesetzt werden könne, sagt er: «Grundsätzlich war ich stets zuversichtlich. Gerade weil so viele Baarerinnen und Baarer darin eine tolle Sache sehen und der Standort ja auch im Erholungswald gemäss kantonalem Richtplan liegt.» Und weiter: «Der Schlaufensteg ist ein Geschenk der Korporation für die erholungsuchende Bevölkerung.»

Bald soll ein hölzerner Steg mitten durch den Baarer Wald führen. (Bild: zvg)

Nun geht's in die Detailplanung

Nun gehe es in die Detailplanung, welche während des ganzen Einspracheprozesses «on hold» war. «Der Steg soll so ausgeführt werden, dass die jährlichen Unterhaltsarbeiten gering ausfallen», sagt Andermatt. «Wir werden den Steg so planen, dass wir ihn schliessen können, falls etwa zu viel Schnee liegt oder Unterhalts- und Wartungsarbeiten gemacht werden müssen.»

Geplant ist, dass die Korporation im Herbst 2023 mit dem Bau des Schlaufenstegs loslegen kann. Die Eröffnung ist fürs Jahr 2024 vorgesehen.

Bei der Planung des Schlaufenstegs in Baar habe man sich explizit nicht an anderen bestehenden Projekten orientiert, sagt Andermatt.

In luftigen Höhen über Holz gehen? Hier ist's möglich

Trotzdem möchten wir von Baar «rauszoomen» und uns anderen aufregenden Stegprojekten in der Schweiz widmen. Von denen gibt es nämlich einige. Auch, wenn diese oft nicht gratis sind. Im Toggenburg mäandert ein Baumwipfelpfad auf 500 Metern Länge durchs Neckertal. Beim höchsten Punkt befindet man sich 50 Meter über dem Boden. Das Angebot richtet sich insbesondere an Familien und ist gesäumt mit 40 Lern- und Erlebnisstationen. In der Nähe gibt es einen Spielplatz sowie Brötelstellen. Gratis ist die Sache nicht. Ein Einzelticket für Erwachsene kostet 15 Franken.

Mit dem Senda dil Dragun hat die Gemeinde Laax vor kurzem den Baumwipfelpfad der Superlative auf die Beine gestellt. Der Steg ist rund 1'500 Meter lang und führt auf einer Höhe von zwei bis 28 Metern im Zickzack durch den Wald nahe des Laaxersees. Den Anfang und das Ende des Pfads bilden zwei Türme, welche dank Lift barrierefrei sind. Highlight des Pfads: Von einem der Türme führt eine 73 Meter lange Rutschbahn hinunter auf die Erde. 100'000 Eintritte konnten seit der Eröffnung im Juli 2020 verzeichnet werden. Eine sehr erfreuliche Zahl, findet man bei der Medienstelle Laax.

Auch in Laax gab es kritische Stimmen

Auch in Laax gab es im Vorfeld kritische Stimmen, welche sich gegen das Projekt wehrten. Aus diesem Grund sei der zuständige Revierförster bei der Planung und Umsetzung des Baumwipfelpfades in die Projektgruppe miteinbezogen worden, heisst es auf Anfrage. Um die Sicherheit auf dem Pfad zu gewährleisten, habe man diverse Vorkehrungen getroffen, so die Medienstelle. So mitunter sei das Geländer überall erhöht, auch gebe es Notausgänge. Auch dieser Pfad hat seinen Preis. 16 Franken kosten zwei Eintritte sowie zwei Austritte vom Pfad, inklusive Rutschen.

Der Baumwipfelpfad in Laax wurde 2021 eröffnet. (Bild: zvg)

Ein ebenfalls besonderes Erlebnis bietet der Gäggersteg im Naturpark Gantrisch. Dieser wurde im Juni 2020 neu eröffnet und führt im Zickzackkurs über den Wald, respektive über eine Landschaft, die beim Sturm Lothar 1999 fast komplett zerstört wurde. Interessierte sehen hier deutlich, wie sich die Natur von den Sturmschäden erholt. Der Zutritt ist gratis.

Auf morschem Holz über den Zürichsee

Einen beeindruckenden Steg gibt's auch am Zürichsee zu bestaunen. Ein malerischer Holzsteg führt über dem Wasser von Rapperswil nach Hurden. Der 2001 eingeweihte Weg ist rund 840 Meter lang. Zusätzlicher Abenteuer-Faktor: Mittlerweile ist das Holz aufgrund eines Pilzes ziemlich morsch. Vermutlich wird er bald neu gebaut.

Und wer weiss, vielleicht gibt's zwischen Ober- und Unterägeri in wenigen Jahren ebenfalls einen Weg, der über Holzstege führt. Obwohl sich bereits Widerstand gegen das Projekt geregt hat (zentralplus berichtete).

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