Baustart im März ist unrealistisch

Altes Bahnhöfli in Oberägeri: Einsprachen blockieren Umbau

Verbrettert und verrammelt: Das alte Bahnhöfli in Oberägeri, das 1894 gebaut wurde.

(Bild: woz)

Es gibt Widerstand gegen die Bebauung des Grundstücks, auf dem das alte Bahnhöfli in Oberägeri steht. Nicht zum ersten Mal stehen die neuen Eigentümer im Gegenwind.

Von aussen und auf den ersten Blick ist es nicht viel mehr als eine lottrige Bretterbude. Das alte Bahnhöfli in Oberägeri. 1894 erbaut, diente es jahrzehntelang als Stationsgebäude für die Tramverbindung zwischen dem Ägerital und Zug.

Doch das ist lange her. 1955 hatte das Gebäude als Tramstation ausgedient. Seither nagt der Zahn der Zeit daran und hinterlässt deutliche Spuren. Erst vor wenigen Jahren wurde die Zukunft des alten Bahnhöflis geklärt. Die Gemeinde Oberägeri verkaufte das Gebäude an die STC Steel Construction Technology AG aus Unterägeri für 2,35 Millionen Franken (zentralplus berichtete). Das Haus wurde unter Schutz gestellt und die Firma verpflichtete sich mit dem Kauf, das alte Bahnhöfli zu sanieren.

Im April des vergangenen Jahres präsentierte die STC AG die Baupläne (zentralplus berichtete). Seither ist es ruhig geworden um das Haus. Wie geht es weiter?

Zwei Verbände erheben Einsprache

SCT-Verwaltungsratspräsident Claude M. Pirson erklärt, dass die Bewilligung des Baugesuchs stockt: «Das Verfahren ist aufgrund eines Einspruchs noch nicht beendet.» Mehr könne er aufgrund des laufenden Verfahrens nicht dazu sagen.

Das Baugespann steht, doch eine Baubewilligung für das alte Bahnhöfli ist noch nicht in Sicht. (Bild: Gemeinde Oberägeri)

Etwas ausführlicher wird Beat Strebel, Vorsteher des Bauressorts der Gemeinde Oberägeri. Er bestätigt: «Aktuell sind zwei Beschwerden hängig – eine bei der Regierung zum einfachen Bebauungsplan, eine beim Verwaltungsgericht zum Baugesuch.» Bei den beiden Beschwerdeparteien handle es sich um zwei Verbände. Mehr Details verrät auch er nicht.

Klar ist damit nur, dass der ursprüngliche Zeitplan arg in Bedrängnis gerät. Denn gemäss Baugesuch sollte der Baustart bereits im März dieses Jahres erfolgen. Angesichts der zwei hängigen Einsprachen verzögert sich der Baustart mit grosser Wahrscheinlichkeit.

Bahnhöfli wurde zum Fall für die Staatsanwaltschaft

Dass es zu Verzögerungen kommt, passt irgendwie zum alten Bahnhöfli, das turbulente Jahre hinter sich hat und sogar zum Gegenstand einer Ermittlung der Zuger Staatsanwaltschaft wurde.

Doch der Reihe nach. Lange Zeit war unklar, wie es mit dem altehrwürdigen, aber in die Jahre gekommenen Gebäude weitergehen soll. Die Gemeinde stellte gar die historische Bedeutung des Gebäudes infrage. Sie wollte das alte Bahnhöfli aus dem Bauinventar entfernen lassen, um ungehinderter auf dem Areal an der Morgartenstrasse planen zu können (zentralplus berichtete). Doch das Zuger Verwaltungsgericht schob den Plänen einen Riegel und bekräftigte damit die Schutzwürdigkeit des Hauses.

Das Tram zwischen dem Ägerital und Zug wurde 1955 eingestellt. (Bild: eingestellte-bahnen.ch)

Mit dem Entscheid fielen gleichzeitig die Würfel, an wen die Gemeinde das Grundstück verkauft. Die SCT setzte sich in diesem Verfahren gegen sechs Mitbewerber durch. Doch der Entscheid der Gemeinde zugunsten der Stahlfirma wirbelte in den Folgejahren mächtig Staub auf. Die Staatsanwaltschaft schaltete sich ein, weil der Verdacht auf Amtsgeheimnisverletzung bestand.

Gleicher Kaufpreis weckte Verdacht auf Korruption

Aufgedeckt hat die Sache die «Luzerner Zeitung». Auslöser war, dass das Zuger Immobilienunternehmen Famo-Group das Grundstück an der Morgartenstrasse ebenfalls kaufen wollte – und exakt den gleichen Kaufpreis offerierte wie die SCT. Einen Zufall schloss die Famo-Gruppe aus und witterte Korruption. Sie vermutete, dass jemand im Gemeinderat oder der Verwaltung der SCT das Angebot mitteilte, worauf diese ihr Angebot entsprechend nach oben korrigieren konnte.

«Die zukünftigen Gebäude werden zum Teil als Büroräume benutzt und mindestens 22 Beschäftigte beherbergen.»

Claude M. Pirson, Verwaltunsgratspräsident SCT AG

Der Verdacht liess sich jedoch nicht erhärten. Die Staatsanwaltschaft stellte ihre Untersuchungen im Sommer 2019 ein. Hätte tatsächlich eine Verletzung des Amtsgeheimnisses vorgelegen, hätte die SCT kaum denselben Preis wie die Famo-Gruppe gemacht, lautete die Begründung.

Was ist mit den Arbeitsplätzen der SCT?

Dieses Kapitel in der über 120 Jahre alten Geschichte des alten Bahnhöflis ist somit abgeschlossen. Das neuste Kapitel aber erst noch in Entstehung. Bis im Herbst 2024 sollen die zwei geplanten Neubauten sowie die Sanierung des Stationsgebäudes abgeschlossen sein. 22 Millionen Franken investiert die SCT in das Projekt, bei dem 20 neue Mietwohnungen sowie Büros und gar eine Kunstgalerie gebaut werden.

Unklar sind nebst dem Zeitplan auch die Firmenpläne der SCT. Beim Kauf des Grundstücks sprach die Firma davon, sich selbst dort niederzulassen. 22 neue Arbeitsplätze würden so in Oberägeri geschaffen, was offenbar auch ein Grund war, wieso die SCT den Zuschlag erhielt. Im Baugesuch war davon aber nichts mehr zu lesen. Die Büroräume sollen Start-Ups zur Verfügung stehen, das Management der SCT möchte diese kostenlos beraten.

Auf Anfrage antwortet SCT-Verwaltungsratspräsident Claude M. Pirson, dass sich an den ursprünglichen Plänen nichts geändert habe: «Die zukünftigen Gebäude werden zum Teil als Büroräume benutzt und mindestens 22 Beschäftigte beherbergen.» Ob diese zur SCT-Gruppe gehören, geht aus der Antwort jedoch nicht hervor.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit der Gemeinde Oberägeri
  • Artikel in der «Luzerner Zeitung»
  • Information der Gemeinde Oberägeri
  • Schriftlicher Austausch mit Claude M. Pirson
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