Abgespeckte Promenade am Ägerisee

Laura Dittli will keine Stege im See, auch keine kürzeren

Laura Dittli hält nichts vom Steg-Projekt zwischen Ober- und Unterägeri. (Bild: zvg)

Die Seepromenade zwischen Unter- und Oberägeri soll mit vier ausgiebigen Fussgängerstegen ergänzt werden. Mittlerweile ist das Projekt ziemlich geschrumpft. Dennoch bekämpfen die Gegner um Neo-Regierungsrätin Laura Dittli dieses weiter. Für sie geht es um Grundsätzliches.

Wer dem See entlang mit dem Velo von Unter- nach Oberägeri gelangen möchte, der braucht, gerade an schönen Wochenenden, Nerven. Die Sonntagsfahrer brausen einem mit dem alten Fiat 500 um die Ohren, auf dem Trottoir tummeln sich massenhaft Flaneure. Auch für sie könnte der Spaziergang, direkt an der Hauptstrasse, prickelnder respektive ruhiger verlaufen.

Die beiden Gemeinden im Ägerital sehen das auch so. Weil sie die Seepromenade freundlicher und gleichzeitig sicherer gestalten möchten, haben sie ein reizendes, wenn auch verwegenes Projekt geplant. Verwegen, denn: Gemäss der ursprünglichen Planung sollen zwischen Unter- und Oberägeri insgesamt vier Stege übers Wasser führen, welche den Landweg ergänzen.

An gewissen Stellen sollen sie angehoben werden, damit Boote darunter durchfahren können. Zudem wird für Velofahrerinnen landseitig eine durchgehende Veloroute entstehen, welche abgetrennt vom Autoverkehr verläuft. Der Rad- und Gehweg soll dreieinhalb bis vier Meter breit und mittels Trennstreifen von der Strasse abgeschottet werden.

Ursprungsidee behagte nicht allen

Die Gesamtidee stammt aus der Feder des Landschaftsarchitekturbüros Studio Vulkan aus Zürich. Und sie behagt längst nicht allen. Insbesondere Liegenschaftsbesitzer, die direkt am See leben, dürften nicht darauf erpicht sein, dass ihre Seesicht von einem Steg durchkreuzt und ihre Privatsphäre durch gwundrige Spaziergänger eingeschränkt wird (zentralplus berichtete).

Im Sommer letzten Jahres schrieb Laura Dittli zusammen mit FDP-Kantonsrat Peter Letter in einem Leserbrief von einer «grössenwahnsinnige Vision». Nach Ansicht der «Interessengemeinschaft Seepromenade mit Mass» soll der Seezugang zwar – insbesondere für die Einwohnerinnen des Ägeritals – vereinfacht, vergrössert und verschönert werden.

Doch dies hauptsächlich in Bereichen, in welchen keine private Grundstücke an den See anstossen. Viel eher solle eine Light-Variante für die öffentliche Seepromenade erarbeitet werden.

IG will Nutzung der Alten Landstrasse stärken

Der Gemeinderat Oberägeri solle ausserdem prüfen, ob ein schwimmender Steg entlang des Ufers, respektive eine Badeplattform, Sinn macht. Ebenfalls fordert die IG den Gemeinderat auf, zu prüfen, ob die Alte Landstrasse als Fussweg zwischen Unter- und Oberägeri genutzt werden könne. Damit könne die Sicherheit von Fussgängern und Velofahrerinnen erhöht werden.

Seit der ursprünglichen Planung sind eineinhalb Jahre ins Land gegangen. In dieser Zeit sei einiges gegangen, wie der Oberägerer Gemeindepräsident Marcel Güntert erklärt. «Wir haben die Linienführung des Projektes weiterentwickelt, statische Themen angeschaut, auch wurden die topografischen und geologischen Begebenheiten vor Ort abgeklärt.»

Zudem seien im Zuge von ökologischen Abklärungen Tauchgänge unternommen worden. «Dies insbesondere, da es aufgrund der Bauten ökologische Ausgleichsmassnahmen braucht. Nun haben wir erste Ideen, wo und wie diese Kompensation passieren könnte.»

Gemeinderat hat eingelenkt

Betreffend der Forderung der IG, die Alte Landstrasse als Langsamverkehrs-Achse zu stärken, sagt Güntert: «Auf der besagten Strasse führt aktuell bereits die kantonale Radroute durch. Das ist wichtig und soll auch weiterhin so bleiben. Viele Freizeitvelofahrer und Spaziergängerinnen wählen jedoch bewusst die Strecke dem See entlang, aufgrund ihrer Lage.»

«Unsere aktuelle Planung geht in Richtung der von der IG geforderten Light-Version.»

Marcel Güntert, Oberägerer Gemeindepräsident

Was die Projektgegner freuen dürfte: Gemäss Gemeindepräsident sei man im Zuge der Vorbereitungen in den letzten eineinhalb Jahren vom anfänglich reinen Seesteg-Projekt abgewichen.

Marcel Güntert, Gemeindepräsident von Oberägeri, verteidigt das Steg-Projekt. (Bild: Oberägeri)

«Konkret reduzieren wir die Steg-Etappen, sodass wir diese nur dort realisieren, wo keine privaten Grundstücke an den See anstossen – vorausgesetzt, dass wir landseitig das benötigte Land erwerben können», sagt Güntert. Will heissen: «Das Ganze geht also bereits in Richtung der von der IG geforderten Light-Version.»

Motionäre bleiben unzufrieden

Doch auch diese Anpassungen des Projekts genügen den Kritikerinnen nicht. Laura Dittli, inzwischen Mitte-Regierungsrätin in spe sowie Mitglied der IG Seepromenade mit Mass, bleibt skeptisch. Denn: «Unser Hauptanliegen ist es, dass gar kein Steg im See entsteht. Es soll eine sichere und attraktive Fuss- und Veloverbindung zwischen den Dörfern entstehen.» Entsprechend sei die IG auch mit dem angepassten Projekt nicht einverstanden.

«Das Hauptproblem liegt für mich in der Optik und beim Eingriff in das Eigentum der Anstösser.»

Laura Dittli, Gegnerin des Steg-Projektes

Es gebe für sie einige Gründe, warum die geplanten See-Stege ungeeignet seien, sagt Dittli. «Der Hauptgrund ist für mich die Optik und der Eingriff in das Eigentum der Anstösser. Ausserdem habe ich Bedenken in Bezug auf die Sicherheit. Im Ägerital liegt im Winter monatelang Schnee. Ich kann mir vorstellen, dass die Unfallgefahr auf den Holzstegen nicht zu unterschätzen wäre.»

Auch glaubt Dittli, dass der Unterhalt solcher Stege aufwendig wäre und dass das Projekt grundsätzlich unverhältnismässig hohe Kosten verursachen würde. «Das Ziel, eine schönere Verbindung zwischen Ober- und Unterägeri zu schaffen, wäre auch anders erreichbar», ist die Mitte-Politikerin sicher. Wie, bleibt offen.

Man darf sie durchwegs als unsexy bezeichnen, die Fussgängerstrecke zwischen Ober- und Unterägeri. (Bild: wia)

Zeitplan hängt von geplantem Kantonsprojekt ab

Aktuell ist geplant, dass das Projekt Ende 2026 respektive Anfang 2027 umgesetzt werden soll. Auch wenn es äussere Faktoren schwer machen würden, einen genauen Zeitplan zu definieren, so der Oberägerer Gemeindepräsident Marcel Güntert.

«Wir sind im Gespräch mit den Vertretern des Kantons.»

Marcel Güntert, Gemeindepräsident von Oberägeri

«Der Kanton plant aktuell ein kantonales Strassenprojekt vom Seminarhotel in Unterägeri bis zur Abzweigung Seestrasse in Oberägeri. Erst wenn dieses vorliegt haben wir ein Gesamtbild dessen, wie die Umsetzung aussehen könnte respektive, wann diese Umsetzung realistisch wird», so Güntert. «Wir sind im Gespräch mit den Vertretern des Kantons und versuchen, unsere Anliegen einzubringen.»

Die weiteren kantonalen Strassenprojekte im Ägerital sind etappiert und sollen bis 2032 ausgeführt werden. «Wir hoffen, dass der Kanton den Abschnitt zwischen Unter- und Oberägeri priorisiert behandelt, damit wir mit der Seeuferaufwertung vorwärts machen können», so Güntert.

Umsetzung des Stegs frühestens Anfang 2027

Sollte dies klappen, bleibt eine Umsetzung anfangs 2027 realistisch. Zunächst sind jedoch noch einige Hürden zu nehmen. So wird im ersten Quartal 2023 die Vorprüfung durch den Kanton Zug gemacht. Voraussichtlich im Herbst 2023 folgen Volksabstimmungen in den betroffenen Gemeinden Unter- und Oberägeri. Die darauffolgenden Planungs- und Bewilligungsverfahren dürften bis 2026 andauern.

Das Seepromenaden-Projekt wird am 28. November im Zentrum Meienmatt in Oberägeri vorgestellt. Am 29. November findet die Infoveranstaltung in der Ägerihalle in Unterägeri statt. Dies jeweils um 19.30 Uhr.

Dort werden auch die Vertreter der «IG Seepromenade mit Mass» dabei sein. «Nach der Veranstaltung werden wir uns intern darüber beraten, wie wir weiterfahren, respektive, ob wir je nachdem an der Gemeindeversammlung im Dezember einen entsprechenden Antrag stellen», so Laura Dittli.

Verwendete Quellen
  • Augenschein vor Ort
  • Telefongespräch mit Marcel Güntert
  • Telefongespräch mit Laura Dittli
  • Website zum Projekt
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