Abgebranntes Baarer Bauernhaus soll neu aufgebaut werden
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Vor knapp einem Jahr brannte im Deibüel oberhalb von Baar ein frisch renoviertes, geschütztes Wohnhaus ab. Die Brandursache ist mittlerweile geklärt. Und auch die Grundeigentümer wollen nun in die Zukunft schauen.
In der Nacht auf den 12. April 2024 erschütterte ein Brand die Gemeinde Baar. Ein Bauernhaus im Gebiet Deibüel, nahe der Zürcher Kantonsgrenze, brannte bis auf die Grundmauern ab (zentralplus berichtete). Trotz eines Grosseinsatzes mit über 100 Feuerwehrleuten konnten sie den Holzbau nicht retten. Glück im Unglück: Beim Brand wurde niemand verletzt, da das Haus zu jener Zeit nicht bewohnt war.
Lange Zeit wurde darüber gewerweisst, was den Brand im Bauernhaus Deibüel ausgelöst hatte. Mittlerweile ist dies geklärt. Frank Kleiner, Zuger Polizeisprecher, äussert sich auf Anfrage wie folgt: «Gemäss den Untersuchungen der Zuger Polizei wurde das Feuer in der Nacht auf den 12. April 2024 durch ein fahrlässiges Verhalten eines Handwerkers ausgelöst.» Kleiner weiter: «Aufgrund des laufenden Verfahrens seitens der Staatsanwaltschaft des Kantons Zug können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Aussagen tätigen.»
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Umfangreiche Renovationen für die Katz
Der Verlust des historischen Hauses ist tragisch. Das Bauernhaus Deibüel, das aus dem Jahr 1716 stammte, war just davor gründlich renoviert worden. Dies nicht zuletzt wegen eines Hagelschadens, aufgrund dessen das Gebäude seit 2021 leer stand. Im Zuge der Renovationen waren unter anderem das Dach und die Schindelfassade renoviert worden, zudem wurden aus einer Wohneinheit zwei gemacht.
Auch ein barockes Stubenbuffet aus der Bauzeit sollte erhalten bleiben. Weil das Gebäude unter Denkmalschutz stand, bedurfte die Renovation grossen Fingerspitzengefühls. Die Architekten arbeiteten eng mit dem Amt für Denkmalpflege und Archäologie zusammen.
Nicht nur für die Bauernfamilie eine Tragödie
Karin Artho, die Leiterin des Amtes für Denkmalpflege und Archäologie, äusserte sich nach dem Brand in der Zeitschrift «Tugium» wie folgt: «Ein mit äusserster Sorgfalt und viel Herzblut renoviertes Baudenkmal ist verloren gegangen.» Und weiter: «Eine grosse Tragödie für die Besitzerfamilie, aber auch für das beteiligte Architekturbüro, für die Handwerkerinnen und Handwerker und für die Fachleute des Amtes, die mit grossem Engagement mitgewirkt hatten.» Besonders bitter: Das Haus war fixfertig. Nur wenig später wären die ersten Mieter eingezogen. Aber vielleicht ist genau das als grosses Glück zu verbuchen.
Grundeigentümer wollen Neubau bauen
Nach dem ersten Schock scheinen sich die Grundeigentümer nun wieder aufgerappelt zu haben. Wie einem aktuell aufliegenden Baugesuch zu entnehmen ist, wollen sie das Gebäude wiederaufbauen. Auffallend: Das geplante Gebäude wird sehr ähnlich wie das frühere.
Mit einer Ausnahme: Der Fachwerkanbau, der im 19. Jahrhundert zur Unterbringung einer Trotte gebaut wurde, wird nicht ersetzt. Der Neubau soll dreigeschossig werden und über drei Wohnungen verfügen. Weiter ist eine naturrote Bedachung angedacht, wie bereits beim alten Haus sollen Schindeln die Fassade zieren. Als voraussichtlichen Baubeginn gibt die Bauherrschaft April 2025 an.
Interessant: Dasselbe Architekturbüro wie bei der Renovation des historischen Baus übernimmt auch den Wiederaufbau. Es handelt sich um Röösli Architekten aus Zug. Das Architekturbüro ist sich die Arbeit mit historischer Bausubstanz gewohnt. So etwa auch bei der Sanierung des Gebäudes am Kolinplatz 19, in dem heute das Café Speck – Bistro zum Pfauen liegt (zentralplus berichtete). Auch die danebenliegenden Gebäude an der Kirchengasse 3 und 5 haben Röösli Architekten instand gesetzt.
Neubau nach historischer Bauweise
Patrick Röösli äussert sich zum geplanten Neubau wie folgt: «Aus architektonischer Sicht ist es interessant, eine Adaption des abgebrannten Hauses zu planen, ohne dieses rekonstruieren zu wollen.» Heisst: Der geplante Bau sieht zwar ähnlich aus, hat aber nicht die exakt gleichen Masse wie sein Vorgänger. Für den Neubau planen die Architekten beispielsweise höhere und kleinere Räume als zuvor. «Es war früher üblich, 20 Quadratmeter grosse Zimmer zu bauen. Heute sind eher 14 Quadratmeter üblich, die Wohnungen werden kompakter», sagt der Architekt.
Besonders am neuen Projekt sei auch die Bauweise: «Diese übernehmen wir vom historischen Haus. Das heisst, es handelt sich um eine Bohlenständerkonstruktion mit einer Kantholzfüllung.» Der Architekt weiter: «Sowohl mir als auch der Bauherrschaft ist es wichtig, dass der Neubau nicht einfach eine Scheinfassade aufweist und sich nur optisch am abgebrannten Haus orientiert. Auch die inneren Werte des Gebäudes werden stimmig.»
Die Geschichte des ehemaligen Bauernhauses reicht rund 300 Jahre zurück. «Auch beim Neubau möchten wir nachhaltig sein. Sie sollen nicht nur Jahrzehnte, sondern ebenfalls Jahrhunderte überdauern, wir denken in ganz anderen Zeithorizonten», so Röösli.
- Eintrag zur Renovation des Bauernhauses Deibüel im «Tugium»
- Schriftlicher Austausch mit dem Amt für Denkmalpflege
- Schriftliche Anfrage bei der Grundeigentümerschaft
- Persönliches Gespräch mit Patrick Röösli von Röösli Architekten
- Augenschein vor Ort
- Baugesuch zum Wiederaufbau des Bauernhauses
- Schriftlicher Austausch mit der Zuger Polizei