Das Hauptgebäude des Luzerner Kantonsspitals vor dem Pilatus. (Bild: Luzerner Kantonsspital)
Das Spitalzentrum, die braun-rote Landmarke des Luzerner Kantonsspitals, abreissen? Ja, sagt die Betreiberin resolut. Doch das letzte Wort hat die Politik.
Im selben Jahr, in dem Steven Spielbergs Filmhit «ET» in die Kinos kam, eröffnete das grösste Zentralschweizer Krankenhaus ein 67 Meter hohes Spitalzentrum, wegen seiner Farbe bekannt als «Schoggiturm». Das war im Jahr 1982.
Nun, 43 Jahre später, fällt ein Entscheid über den Abriss des Bettenhochhauses, das die «Skyline» der Stadt Luzern prägt wie wenig andere Gebäude.
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Hintergrund ist, dass in den nächsten Jahren ein völlig neues Spitalgelände entstehen soll. Der Grund und Boden gehören dem Kanton Luzern. Mit dem Start einer Testplanung im Jahr 2017 hat die Spital-Gruppe einen Prozess begonnen, der inzwischen vor einem Meilenstein steht.
Vier Phasen, um das Luzerner Kantonsspital komplett umzubauen
Diesen Donnerstag kommt der Bebauungsplan Kantonsspital in den Grossen Stadtrat. Darin festgehalten ist der Umbau des Areals in vier Etappen, wobei die erste mit dem derzeitigen Neubau des Kinderspitals und der Frauenklinik 2026 zu Ende geht (zentralplus berichtete).
Nachdem in Phase zwei das alte Kinderspital und Besucherparkhaus einem neuen ambulanten Zentrum Platz machen sollen, plant das Luks in Phase drei ein neues stationäres Zentrum als Ersatz für den «Schoggiturm». Das neue Gebäude liegt östlich vom heutigen Bettenhochhaus, besteht aus mehreren Baukörpern und soll bis 2035 stehen.
Danach ist in Phase vier der Abriss des «Schoggiturms» geplant, dessen Grundfläche zum Park werden soll und als Platzreserve für weitere Ausbauten dient. Diese letzte Phase ist politisch umstritten.
Der Stadtrat erklärt in seinem Bericht, das Hochhaus sei wegen der vielen Stockwerke ineffizient und behindere den Spitalbetrieb. Künftig sollen alle Gebäude unterirdisch verbunden sein. Eine Umnutzung des «Schoggiturms» sei wegen «des Zustandes, des Platzbedarfs, der Anforderungen an Sicherheit, Betriebsvorschriften und des Betriebslärms» allerdings unsinnig.
SP fordert Weiternutzung – Baukommission pflichtet halb bei
Die Sozialdemokraten sehen das anders und haben die Petition «Kein Abriss auf Vorrat» lanciert. Sie fordert, Weiter- oder Zwischennutzungen des Hochhauses nach 2035 zu prüfen. Ausserdem sollen Stadtrat und Grosser Stadtrat grünes Licht für den Abriss geben.
Bis Montag haben 726 Personen unterzeichnet, eine Petition müssen Behörden allerdings nur «zur Kenntnis» nehmen (zentralplus berichtete).
Die Petition ist ein Vorbote für das, was im Stadtparlament am Donnerstag auf den Tisch kommt. Denn auch innerhalb des Rats gibt es Zweifel am aktuellen Plan. Die vorberatende Baukommission hat den Abriss des Turms zwar gutgeheissen, schlägt aber vor, die zeitliche Vorgabe für den Rückbau zu streichen. Das Luks soll selbst entscheiden, ob Zwischennutzungen Sinn ergeben.
Luzerner Kantonsspital: Abriss soll im Bebauungsplan verankert sein
Klingt harmlos – ist es aber nicht. Zumindest für das Spital. In einer Stellungnahme von Dezember lehnt das Luks die Streichung der Passage vehement ab. Das Spital sei auf die Freifläche, die durch den Abriss des Bettenhochhauses entsteht, angewiesen. Die Instandhaltung des Turms sei ausserdem kostspielig und das Gebäude betrieblich und energetisch ineffizient (zentralplus berichtete).
Auch eine Zwischennutzung durch Externe, also Wohnraum, Ateliers oder Gewerbe, lehnt das Spital ab. Das Gelände sei nicht für weitere Zwecke ausgerichtet, spitalfremde Nutzungen seien ein Sicherheitsrisiko und würden die Privatsphäre der Patientinnen stören. Ausserdem beeinflusse der Erhalt des Turms die Einflugschneise für Helikopter.
Helikopter, Einsprache, Referendum: Das ist noch zu erwarten
Diese Helikopterflüge wiederum stehen diese Woche ebenfalls zur Debatte. Denn gegen den Bebauungsplan ist eine Einsprache eingegangen, die ebenfalls ins Stadtparlament kommt. Darin geht es unter anderem um den Lärm der steigenden Anzahl Helikopterflüge. Der Stadtrat empfiehlt die Ablehnung.
Kurzum: Das Spital will den Abriss des 67 Meter hohen Gebäudes im Bebauungsplan verankert wissen, die Baukommission schlägt eine Lockerung vor und die SP fordert per Petition eine Pflicht, eine neue Nutzung des «Schoggiturms» zu prüfen.
Falls der Bebauungsplan im Stadtparlament eine Mehrheit findet, hat die SP bereits angekündigt, ein Referendum zu prüfen – was das Luks in seiner Stellungnahme als Bremsklotz für die Entwicklung des Areals und als Bedrohung für die medizinische Versorgung der Zentralschweiz darstellt. Heisst: Am Donnerstag dürfte es heiter werden.
hat Politikwissenschaften, Philosophie und Wirtschaft studiert und an der Universität Luzern zur Mobilität von Gesetzen geforscht. Seit 2022 bei zentralplus, zuständig für die Ressorts Bauen&Wohnen und Verkehr&Mobilität. Parallel absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern.