Gebäude ist in schlechtem Zustand

100 statt 70 Millionen: Sanierung der Kanti Zug wird teurer

Die Kantonsschule Zug soll für 100 Millionen Franken saniert werden. (Bild: Sylvia Wübbens - Architekturbibliothek)

Die Regierung will die Kantonsschule Zug aufwändig sanieren. Zwei Themen werden dabei noch zu reden geben: Die Kosten und der Denkmalschutz.

Bei der Bildung soll man nicht sparen. Diese Meinung ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Und insbesondere im Kanton Zug scheint man sich diese Haltung sehr zu Herzen zu nehmen.

Die Sanierung des Schulhauses Herti kostet die Stadt Zug rund 100 Millionen Franken. Ende Januar stimmen die Zugerinnen über den entsprechenden Kredit ab (zentralplus berichtete). Noch bevor diese Abstimmung über die Bühne geht, gelangt bereits die nächste aufwändige Schulhaus-Sanierung aufs politische Tapet. Die Zuger Regierung hat einen Bericht und Antrag zur Sanierung der Kantonsschule Zug veröffentlicht. Auch dieses Projekt wird voraussichtlich rund 100 Millionen Franken kosten. 6,3 Millionen Franken davon beantragt die Kantonsregierung jetzt für die weitere Planung.

Sanierung wird viel teurer

Überraschend ist, dass die Sanierung gemäss einer ersten Kostenschätzung wesentlich günstiger war. In einer ersten Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2016 ging die Zuger Regierung von Kosten in der Höhe von 70 Millionen Franken aus. Woher kommen die jetzigen Mehrkosten?

Die Regierung rechtfertigt, dass die Kosten 2016 nur grob und zum Vergleich verschiedener Varianten berechnet wurden. Nun sei die Kostenfrage detaillierter geprüft worden. Die vertiefte Prüfung zeigt allgemeine Mehrkosten von rund elf Millionen Franken. Weiter argumentiert die Regierung: «Andererseits kamen in der Zwischenzeit sowohl ein fortgeschrittener Unterhaltsbedarf als auch veränderte gesetzliche und technische Rahmenbedingungen hinzu.»

«Besser bestehende Bauten erhalten und optimieren, anstatt diese abzubrechen und neu zu bauen.»

Zuger Regierung im Bericht und Antrag

So müssen beispielsweise die WC-Anlagen, die Heizung und die Lüftung komplett ersetzt werden. Dieser zusätzliche Sanierungsbedarf und die «energetische Ertüchtigung» kosten je weitere zehn Millionen Franken.

Kanti ist in schlechtem Zustand

Die stolze Summe von 100 Millionen Franken wird in die gesamte Schulanlage investiert. Nur der im Jahr 2003 gebaute Trakt 9 bleibt verschont, alle anderen Gebäude erhalten eine ordentliche Auffrischung. Zudem plant der Kanton einen neuen Verbindungstrakt und die Aufstockung vom Trakt 7.

Die Gebäudeteile aus den 70er-Jahren sind in einem schlechten Zustand. (Bild: Sylvia Wübbens – Architekturbibliothek)

Die Auffrischung hat das Schulhaus gemäss Regierung auch bitter nötig. Das Hochbauamt hat den Zustand der Anlage untersucht und kam zum Schluss, dass die ältesten Gebäude aus dem Jahr 1975 in einem «schlechten» Zustand seien. Die Trakte 6 und 7 aus dem Jahr 1991 befinden sich demnach in einem «mässigen» Zustand.

Doch die Regierung warnt: «Ohne Instandsetzungsmassnahmen verschlechtert sich der Zustand bereits innerhalb von fünf Jahren noch einmal markant.» Als Notfallmassnahme musste der Kanton in den letzten Jahren bereits mehrere undichte Dächer ersetzen.

Noch ist eine Beschwerde zur Kantonsschule hängig

Darum will die Regierung nun vorwärts machen mit der Sanierung. Dabei kann sie auch ein laufender Rechtsstreit zur Luegeten-Kanti nicht aufhalten. Denn Kanton und der Zuger Heimatschutz liegen sich in den Haaren, seit die Regierung 2020 beschlossen hat, die Kantonsschule nicht unter Denkmalschutz zu stellen. Gemäss Regierung habe die Schule weder einen hohen wissenschaftlichen noch kulturellen oder heimatkundlichen Wert. Den Entscheid hat der Zuger Heimatschutz erst vor dem Zuger Verwaltungs- und dann vor Bundesgericht angefochten (zentralplus berichtete). Der Entscheid des Bundesgerichts ist hängig.

«Wichtig für den Zuger Heimatschutz ist, dass die aus den 70er-Jahren stammenden Bauten der Kantonsschule Zug wegen ihrer bauhistorischen Bedeutung erhalten bleiben.»

Paul Baumgartner, Vorstandsmitglied Zuger Heimatschutz

Die Regierung findet aber: «Um bei diesem dringenden Geschäft nicht noch mehr Zeit zu
verlieren, sollen die weiteren Arbeiten im Hinblick auf die Gesamtinstandsetzung der KSZ trotz
dem laufenden Beschwerdeverfahren mittels des vorliegenden Projektierungskredits zügig an
die Hand genommen werden.»

Ganz ausser Acht lässt sie das hängige Verfahren dabei aber nicht. Sollte die Schule doch noch unter Schutz gestellt werden, ist der Kanton vorbereitet. Der neue Denkmalschutz-Status würde eine aufwändigere Sanierung der Fassaden nach sich ziehen. Die entsprechenden Mehrkosten von 800'000 Franken sind bei den Projektkosten bereits mitberechnet.

Neubau ist definitiv kein Thema

Obwohl die Regierung bei der Planung nun vorgreift, hat der Zuger Heimatschutz nichts gegen das Vorgehen einzuwenden. Im Gegenteil: Er begrüsst es gar. So sagt Paul Baumgartner, Vorstandsmitglied beim Zuger Heimatschutz: «Mit diesem Vorgehen kann Zeit gewonnen werden, bis das Urteil des Bundesgerichts zur Unterschutzstellungsfrage der Kantonsschule Zug vorliegt.» Bis der Umsetzungskredit zur Debatte steht, dürfte auch das Urteil des Bundesgerichts vorliegen und somit Klarheit über den Status der Schule herrschen. Baumgartner ordnet ein: «Die denkmalpflegerischen Mehrkosten sind im Vergleich zu den Gesamtkosten für die Sanierunng der Schule vernachlässigbar.»

Und er führt weiter aus: «Wichtig für den Zuger Heimatschutz ist, dass die aus den 70er-Jahren stammenden Bauten der Kantonsschule Zug wegen ihrer bauhistorischen Bedeutung erhalten bleiben.» Und in diesem Punkt überschneiden sich die Interessen des Heimatschutzes und der Regierung.

Denn diese hat auch einen kompletten Neubau der Schule geprüft. Ein solcher würde rund 200 Millionen Franken kosten, weshalb die Regierung die Idee wieder verworfen hat. Zudem haben hier auch ökologische Überlegungen mitgespielt: «Besser bestehende Bauten erhalten und optimieren, anstatt diese abzubrechen und neu zu bauen», heisst es im Bericht und Antrag.

Läuft alles im Sinne der Regierung, finden die Sanierungsarbeiten bei laufendem Schulbetrieb zwischen 2028 und 2032 statt. Bleibt zu hoffen, dass den Schülern bis dann noch nicht das Wasser von der Decke auf den Kopf tropft.

Verwendete Quellen
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