Wohl dem, der viel Land hat in der Hinterhand
Land ist kostbar und teuer im Kanton Zug. Umso besser für solche, die schon jetzt ein Stückchen Land in Reserve haben. Dabei gibt es auch Beispiele von Landreserven, die derzeit brachliegen. Drei Beispiele.
Wer von Cham nach Rotkreuz fährt, dem fällt vor dem Forrenkreisel eine riesige Grünfläche auf. Zwischen dem silbernen Porsche-Gebäude, dem mächtigen Euro Business Center und dem Roche-Campus spannt sich eine riesige Wiese auf. Wem bloss gehört dieses Filetstück mitten in der Zuger Boomtown – wo die Hochhäuser in der Suurstoffi wie Pilze aus dem Boden schiessen?
Wer im Grundbuchregister des Kantons Zug recherchiert, wird fündig. Das Land ist im Besitz der Roche Diagnostics International – dem Pharma-Unternehmen und grössten Arbeitgeber im Kanton Zug mit 2’604 Angestellten. Ragen hier also auch bald die Baukräne in die Höhe und wird der bestehende Campus an der Forrenstrasse erweitert?
«Strategisch wichtige Reserve»
«Es gibt derzeit keine konkreten Nutzungspläne, das Land gilt für Roche Diagnostics International AG als strategisch wichtige Reserve», sagt Karin Freyenmuth, Head of RDI Strategy & Communications – wie sich die Roche-Kommunikationsbeauftragte offiziell nennt. Das Bauland der Liegenschaft umfasse 23’828 Quadratmeter und könnte zu einem späteren Zeitpunkt mit dem heutigen Campus durch Personenübergänge und Unterführungen verbunden werden.
Wobei Annette Luther, General Manager RDI, erklärt: «Für uns ist es wichtig, dass wir am Standort Rotkreuz attraktive Rahmenbedingungen und flexible Möglichkeiten zur Expansion bieten. Dies ist die beste Voraussetzung, um hier weitere Geschäftstätigkeiten für Roche anzusiedeln.» Die Zukunft des Pharma-Riesen in Rotkreuz scheint also gesichert.
«Da es sich um Pfrundland handelt, ist dieses Land bereits vor 1890 im Besitz der Kirche.»
Monika Rebhan Blättler, Katholische Kirchgemeinde Cham-Hünenberg
Weniger lukrativ und doch ebenso verlockend ist es um eine Landparzelle in Cham bestellt. «Grossweid» heisst die 56’982 Quadratmeter grosse Wiese im Westen von Cham. Bei dem Eigentümer handelt es sich nicht etwa um einen Bauern – sondern um die Katholische Kirchgemeinde Cham-Hünenberg.
Die Katholische Kirchgemeinde?! Was fängt die Kirche bloss mit so viel Land an und seit wann ist es in ihrem Besitz?
«Da es sich um Pfrundland handelt, ist dieses Land bereits vor 1890 im Besitz der Kirche», sagt Monika Rebhan Blättler von der Geschäftsstelle der Kirchgemeinde Cham-Hünenberg. Der Ertrag des Pfrundlands oder Pfrundguts diente früher dem Pfarrer zur Selbstversorgung oder als Einkommensquelle. Heute haben vor allem die Grundstücke selber einen Wert.
So viel wäre das Kirchenland jetzt wert
Wie gross der Wert der Grossweid ist, kann Rebhan Blättler nicht sagen. Laut dem kantonalen Landwirtschaftsamt ist die Parzelle der katholischen Kirchgemeinde derzeit effektiv 30 Rappen Ertragswert pro Quadratmeter wert. Das macht bei 56’982 Quadratmetern dann nur noch rund 17’000 Franken. Da lohnt sich kein Verkauf.
«Grundsätzlich können nur Bauern und Bäuerinnen mit einer qualifizierten Ausbildung Landwirtschaftsland kaufen.»
Urs Hürlimann, Zuger Baudirektor
Baudirektor Urs Hürlimann relativiert allerdings: «Grundsätzlich können nur Bauern und Bäuerinnen mit einer qualifizierten Ausbildung Landwirtschaftsland kaufen. Der Kanton und die Gemeinden müssen strenge Regeln einhalten und einem konkreten und vor der Realisierung stehenden Projekt einen klaren Bedarf nachweisen.» Auch hier entscheide schlussendlich das Landwirtschaftsamt und erteile oder verweigere die notwendige Erwerbsbewilligung.
Seit jeher als Wiese- und Weideland genutzt
«Die Grossweid wird seit jeher als Wiese und Weideland genutzt. Das Land befindet sich in der Landwirtschaftszone und ist an zwei Landwirtschaftsbetriebe verpachtet», sagt Rebhan Blättler. Für die Kirchgemeinde stehe ein Verkauf zurzeit nicht zur Debatte. «Der amtierende Kirchenrat vertritt die Meinung, dass man kircheneigenes Land dieser Art und Lage grundsätzlich nur im Baurechtszins vergeben sollte.
Bis ein Verkauf der Grossweid anstehen könnte, das sehr weit ausserhalb der heutigen Bauzone liege, so Rebhan Blättler, würden noch viele Jahre vergehen. Dabei seien diverse interne und externe Parameter zu berücksichtigen. Rebhan Blättler: «Was ein zukünftiger Kirchenrat für eine Strategie verfolgen wird, können wir heute nicht sagen.»
Apropos Kirchenland. Auch das Kloster Heiligkreuz in Lindencham hat eine Menge Umschwung in seinem Besitz. Umschwung, den die Schwesterngemeinschaft im Grunde nicht braucht – selbst wenn die Olivetaner Benediktinerinnen derzeit gerade 80 neue Wohnungen auf dem Areal des 150 Jahre alten Klosters bauen.
«Grobenmoos ist an einen Bauern verpachtet. Dieser beliefert uns im Kloster mit Obst und Milch.»
Priorin Schwester Simone Buchs, Kloster Heiligkreuz
Doch das Kloster verfügt grundsätzlich über viel Land in Lindencham. Beispielsweise die Parzelle Grobenmoos mit einer Grösse von 15’556 Quadratmetern. Diese liegt zwischen dem Chamer Ökihof Furenmatt und der BP-Tankstelle an der Sinserstrasse.
So viel Land hat der Kanton Zug noch in Reserve
Wie Priorin Schwester Simone Buchs gegenüber zentralplus erklärt, wird diese Fläche ebenso wie andere Areale als Grünland genutzt. «Grobenmoos ist an einen Bauern verpachtet. Dieser beliefert uns im Kloster mit Obst und Milch.» Ob das Land jemals eingezont und bebaut werde, könne sie nicht sagen. Schwester Simone: «Der Kanton Zug braucht ja auch Freiflächen.»
Der Kanton Zug selbst verfügt laut Baudirektor Urs Hürlimann heute übrigens noch über rund 305 Hektaren unbebaute Bauzonen (Statistik Ende 2017). Dies sind rund 13,4 Prozent der gesamten eingezonten Landfläche. Die grössten Reserven besitzt dabei die Stadt Zug (65 ha). Relativ zur Bauzone gerechnet hat Steinhausen (22,4 Prozent) die grössten unbebauten Bauzonen.
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