Eine Weihnachtsausstellung sucht die Burg heim

Wo sich Charlie Chaplin und Engel den Baum teilen

Die Bäume sind gut beladen mit Weihnachtsschmuck. Überfüllt wirken sie dennoch nicht. (Bild: Yvonne Zgraggen)

«Obacht – Weihnacht!», warnt das Museum Burg Zug. Und das zu Recht. Mit der neuen Ausstellung erhält der Besucher die geballte Ladung Weihnacht. Aber nicht die unaushaltbare aus Plastik, die derzeit in jedem Shoppingcenter zelebriert wird. Vielmehr erhält man einen Blick in eine Sammlung, wie sie lieblicher, strahlender und skurriler nicht sein könnte.

Jedes Jahr verwandelt der weihnachtsverrückte Alfred Dünnenberger seine Wohnung in Baar in ein wahr gewordenes Weihnachtsmärchen. Alle Räume schmückt er mit Schätzen aus seiner umfangreichen Sammlung. Diese besteht hauptsächlich aus historischem Christbaumschmuck, Adventskalendern und Krippen aus den Jahren 1850 bis 1950.

Dünnenbergers Vorweihnachtstradition sei inzwischen weit über die Nachbarschaft hinaus bekannt, erzählt Christoph Tschanz, der Kurator des Museum Burg Zug, über den Ursprung der Ausstellung «Obacht – Weihnacht!».  Auch die frühere Leiterin des Museums sei einmal während der Adventszeit beim Weihnachts-Fan zu Gast gewesen. Der damalige Besuch gilt als Geburtsstunde der aktuellen Ausstellung.

«Ein Sammler funktioniert anders als ein Museum. Er sammelt möglichst alles und will am liebsten nie mehr aufhören!»

Christoph Tschanz, Kurator im Museum Burg Zug

«Die Zielgruppe unseres Museums sind Familien», erklärt Christoph Tschanz. Als Kurator war es seine Aufgabe, die Sammlung in einer interessanten, zielgruppenorientierten Ausstellung zu präsentieren – das alles natürlich in enger Zusammenarbeit mit dem Sammlungsvater. «Ein Sammler funktioniert anders als ein Museum», beschreibt Tschanz die Schwierigkeit dabei, «er sammelt möglichst alles und will am liebsten nie mehr aufhören!»

Am liebsten alles

«Obacht – Weihnacht!» ist im Museum Burg Zug vom 28. November 2015 bis am 31. Januar 2016 zu bestaunen. Im Rahmen der Ausstellung finden ausserdem verschiedene Veranstaltungen statt:
Sa., 28. 11., und So., 29.11.2015: Verkauf von historischem Weihnachtsschmuck
So., 6.12.2015 Zuger Märlisunntig in der Weihnachtsausstellung
So., 13.12.2015 Familiennachmittag mit Geschenkebasteln
Fr., 18.12.2015 Happy Hour in der Burg
So., 20.12.2015 und So., 17.1.2016 Dialogführung mit dem Sammler und dem Kurator

So interessiert sich ein Sammler eher für die Bandbreite und Vollständigkeit seiner Sammlung, während für das Museum das Ausstellen einzelner, gezielt gewählter Stücke zentral ist. Ein Interessenkonflikt, von dem der Besucher von «Obacht – Weihnacht!» nichts mehr merkt.

Weihnachten wie vor 100 Jahren

Im abgedunkelten Museum führt ein Rundgang vorbei an mehreren Vitrinen. Sie zeigen thematisch gegliedert verschiedene Exponate. Das Licht im Raum ist sanft, die Atmosphäre festlich, passend zur Adventszeit. «Die Ausstellung soll wie ein Spaziergang sein, bei dem jeder sein eigenes Lieblingsstück entdecken kann!», erklärt Tschanz. Man habe bewusst auf detaillierte Nummerierungen und Beschriftungen verzichtet.

Einzig grosse Banner führen bei den Glasschränken kurz ins jeweilige Thema ein. Wer es genauer wissen will, hat die Möglichkeit, auf Flyern nachzulesen. So etwa zur Geschichte des Adventskalenders. Eine weitere Auslage zeigt eine ganze Krippenstadt, mit feinen Schnitzereien und aufklappbaren Kartonkrippen. Letztere machten das Jesuskind und sein Gefolge zum ersten Mal auch für die bürgerlichen Haushalte erschwinglich.

Auch essbare Ausstellungsstücke sind vorhanden: Hängen wir heute höchstens ein paar Schoko-Tannzapfen auf, waren im 19. Jahrhundert Lebkuchen, Oblaten und Zuckergebäcke üblicher Christbaumschmuck.

Weihnachtsschmuck aus einer Zeit, als man noch Lebkuchen an die Bäume hängte.

Weihnachtsschmuck aus einer Zeit, als man noch Lebkuchen an die Bäume hängte.

(Bild: Yvonne Zgraggen)

Schönes und Skurriles

Ein ständiges Funkeln begleitet die grossen und kleinen Weihnachtsfreunde auf ihrem Spaziergang. Im Zentrum der Ausstellung steht ein kleiner Wald mit üppig und bunt geschmückten Weihnachtsbäumen. Alfred Dünnenberger habe diese Bäume selbst mit Einzelstücken aus seiner Sammlung geschmückt, erzählt Christoph Tschanz. Die Bäume bilden wahre Sammelsurien – glitzernd und glänzend.

Ein Einzelner trägt über 1000 Schmuckstücke, sogar das Lametta ist historisch. Die Stücke bieten einen Querschnitt durch alle möglichen Materialien und Herstellungsverfahren. Die meisten Sammlungsstücke stammen ursprünglich aus Deutschland und Tschechien.

Diese waldreichen Gegenden sind die ersten Regionen, die Christbaumschmuck kommerziell herstellten. Der ausgestellte Schmuck entspricht jedoch nur selten dem, was heute den klassischen Christbaum ziert. So hängt Niels Holgersson neben bunten Glaskugeln, Kaiser Wilhelm gibt sich ohne Allüren mit den Engeln aus Watte ab und Charlie Chaplin ist umgeben von Kartonsternen.

«Obacht – Weihnacht!» ist ein willkommenes Kontrastprogramm zur Weihnachtszeit im 21. Jahrhundert: Statt mittels Konsum und Massenware Weihnachtsvorfreude erzwingen zu wollen, bringt die Ausstellung die Museumsbesucher liebevoll in eine besinnliche Stimmung.

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