Verein Istanbuluzern vergibt Kulturstipendium

Wo Lyrik und Literatur einen ganz anderen Stellenwert haben als hier

Selin Dettwiler aus Luzern bekam den Zuschlag.

(Bild: Michael Baumann)

Auf einen Luzerner Fotografen und einen Istanbuler Architekten folgt eine Luzerner Editorin. Der Verein Istanbuluzern hat zum dritten Mal ein Stipendium ausgeschrieben. Den Zuschlag bekam Selin Dettwiler. Sie widmet sich einem ganz besonderen Gefühl – eines, das sie lange nicht benennen konnte.

Zum dritten Mal schrieb der Verein Istanbuluzern ein Stipendium für einen Aufenthalt aus. Nachdem 2017 der Luzerner Fotograf Fabian Biasio mit dem Kulturstipendium Armin Meienberg ein Projekt in der türkischen Millionenmetropole verwirklichte, 2018 der Istanbuler Architekt Onur Atay sein Projekt in Luzern umsetzte (zentralplus berichtete), wird heuer Selin Dettwiler aus Luzern mit ihrem Film-Lyrik-Projekt «Hüzün» unterstützt. Das Stipendium beinhaltet einen zehnwöchigen Aufenthalt in Istanbul, sowie einen Lebens- und Reisekostenzuschuss von 5’300 Franken.

Selin Dettwiler (*1990) ist im Kanton Solothurn aufgewachsen und lebt in Luzern. Nach der Berufsmatura studierte sie Video an der Hochschule Luzern – Design und Kunst, wo sie 2017 den Bachelor mit Fokus Schnitt abschloss. Heute arbeitet sie als Editorin und besucht Teilzeit ein Studium der Philosophie und Islamwissenschaft.

Das Gefühl bekommt einen Namen

Der Verein Istanbuluzern erhielt insgesamt acht Bewerbungen für die Istanbul-Residency 2019 von Luzerner Kulturschaffenden. Nach zwei Sitzungen der externen Fachjury fiel die Wahl auf Dettwiler. Sie wird das Projekt im Herbst 2019 gemeinsam mit Michael Baumann, Drehbuchentwickler und Lyriker, während zehn Wochen in Istanbul verfolgen und umsetzen.

«Das vertraute Gefühl bekommt plötzlich einen Namen», schreibt Selin Dettwiler und meint damit Hüzün, dieses Gefühl der Melancholie und Sehnsucht, welches die in der Schweiz aufgewachsene Tochter einer Kurdin aus der Türkei und eines Schweizers auch hierzulande zuweilen verspüre, dafür aber lange keinen Namen gehabt habe.

Der Stellenwert von Lyrik

Hüzün ist auch Ausgangspunkt der visuellen und literarischen Recherche von Dettwiler. An unterschiedlichen Orten in Istanbul macht sie sich, zusammen mit Michael Baumann, auf die Suche nach Bildern, Texten, Gedichten, und Liedern über Hüzün.

Während früherer Aufenthalte in Istanbul machten sie die Erfahrung, dass Lyrik und Literatur bei der Bevölkerung einen viel grösseren Stellenwert haben als in der Schweiz und ganz selbstverständlich zum Leben dazugehören.

Die gebürtige Solothurnerin will den unterschiedlichen Bedeutungen und Wahrnehmungen von Hüzün, sowie den eigenen, biographisch geprägten Sichtweisen nachgehen und diese wiederum in Beziehung setzen mit den Perspektiven ihres Projektpartners.

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