Noch kaum Public Viewings angemeldet

Wo lässt sich in Zug Fussball gucken?

Trübe Aussichten für Zuger EM-Fans: In der Stadt werden kaum Public Viewings angeboten. Wie hier auf dem Landsgemeindeplatz. (Bild: pbu)

Die Fussball-EM rückt näher. Bald sind Bierkübel, Fähnchen an Autos und Tippspiele angesagt. In Zug ist es allerdings nicht ganz einfach, das Spektakel in der Öffentlichkeit mitzuverfolgen. Denn in der Stadt sind Public Viewings äusserst spärlich gesät. Wir haben sie trotzdem gefunden.

Die Suche gleicht jener nach der bekannten Nadel im Heuhaufen. Da läuft man durch die Stadt Zug, vorbei an unzähligen Bars, Restaurants und ähnlichen Gastronomiebetrieben, und bekommt eine Abfuhr nach der anderen: «Wir werden dieses Mal kein Public Viewing durchführen.» «Das haben wir nie gemacht. Und wir planen auch nicht, jetzt damit anzufangen.» «Nein, bei uns gibt es das nicht.» «Bei uns kann man die Fussballspiele auf Fernsehgeräten verfolgen, aber ein eigentliches Public Viewing ist nicht geplant.»

Ist doch erstaunlich. Da findet mit der Fussball-Europameisterschaft kommenden Sommer ein Grossereignis statt, an dem immerhin auch die Schweizer Nationalmannschaft beteiligt sein wird, aber in Zug will man davon scheinbar nichts wissen. Dabei sollte die EM gerade auf Gastrobetriebe mit der Möglichkeit zur Aussenbestuhlung einen unwiderstehlichen ökonomischen Reiz ausüben. Jubel- und Frustschreie machen bekanntlich durstig – und durstige Gäste füllen die Kassen.

Ängste und schlechte Erfahrungen

Die Gründe für die ausbleibende Euphorie sind vielfältig: Während sich einige nicht trauen, etwas Neues auszuprobieren («wir haben das noch nie gemacht»), oder ihr Gastrokonzept sie daran hindert («das passt nicht zu unserem Betrieb»), spielen bei anderen ganz konkrete Ängste eine Rolle. Zum Beispiel die Angst davor, zu stark in die Abhängigkeit des Wetters zu geraten. Davor, Misswirtschaft zu betreiben. Und letztlich davor, den Unmut lärmbeklagender Nachbarn auf sich zu ziehen.

Daneben gibt es auch solche, die schlechte Erfahrungen mit Public Viewings gemacht haben. Die Badi Seeliken beispielsweise. Dort hat man in der Vergangenheit die Spiele gezeigt, womit allerdings nicht alle Badegäste zufrieden waren: «Diejenigen Gäste, die sich die Spiele ansehen wollten, fühlten sich durch badende Gäste gestört – und umgekehrt», erzählt Barbara Gilardoni, die Besitzerin des Seebistros Seeliken. Es habe eine Kollision der beiden Gruppen gegeben, weshalb man sich dieses Jahr für eine EM-freie Zone entschloss.

«Das Public Viewing an der Euro 2008 wurde lediglich mittelgut besucht.»

Urs Raschle, Zuger Stadtrat

Politische Steilvorlage

Dabei bekämen die Beizer und Bistrobetreiber sogar Schützenhilfe von der Politik. Mit einer toleranten Ausnahmeregelung wird den Gastwirten nämlich das temporäre Aufstellen von Fernsehgeräten mit Tonwiedergabe in den Aussenbereichen ermöglicht, teilte der Zuger Stadtrat kürzlich mit (zentralplus berichtete). Und weiter: «Die Bevölkerung schätzt das Angebot und es gab während der Fussball-WM 2014 keine nennenswerten Vorfälle. Die Gastwirte waren kooperativ und die Auflagen wurden eingehalten. Dies hat den Stadtrat bestärkt, erneut eine Ausnahmeregelung zu gewähren.»

Spielregeln neben dem Platz

Wie schon anlässlich der Fussball-WM 2014 in Brasilien gelten für die Zuger Gartenrestaurants auch heuer einige Spielregeln: Es dürfen ausschliesslich Fernseher mit einer Bildschirmdiagonalen von maximal drei Metern aufgestellt werden. Beamer, Verstärker, Home-Cinema-Systeme und dergleichen sind nicht erlaubt. Ebenso ist eine Erweiterung der Gartenrestaurants nicht gestattet.

Gemäss Spielplan beginnen die letzten Spiele um 21 Uhr. Spätestens 15 Minuten nach Spielende sind die TV-Geräte auszuschalten. Die Gastwirte werden angehalten, mit einer moderaten Lautstärke ihrer Fernseher Rücksicht auf die Nachtruhe zu nehmen. Das Polizeiamt der Stadt Zug und die Zuger Polizei kontrollieren das Einhalten der Regeln.

Das hat durchaus taktische Gründe. Denn ein Public Viewing auf einem öffentlichen Platz ist dieses Jahr ebenfalls nicht geplant. Stadtrat Raschle erläutert: «Das letzte grosse Angebot war an der Uefa Euro 2008 in der Schweiz und Österreich auf dem Stierenmarkt-Areal. Dieses wurde jedoch – abgesehen von den Matches der Schweizer – lediglich mittelgut besucht. Deshalb sind wir der Meinung, dass wir besser die Möglichkeit den Gastronomiebetrieben geben und sie so ihren Gästen ein ‹kleines Spektakel› ermöglichen können.»

Nun ja, offenbar hat nicht nur die Schweizer Nationalmannschaft noch nicht zu ihrer Bestform gefunden. Vielleicht ist es aber auch schlicht zu früh, um sich bereits jetzt zu Frühlingsbeginn auf die Suche nach Fussball-Hot-Spots zu machen. Wie dem auch sei, ganz leer ging unsere Suche letztlich nicht aus, wie die nachfolgende Auflistung zeigt. Es gibt ein paar Lokale, die fast schon aus Tradition ein Public Viewing anbieten. Und es gibt Frischlinge, die heuer das erste Mal die Fussballspiele in ihren Betrieben live zeigen werden.

Pier 41

Wer es beim Mitfiebern gern zentral hat, ist im Pier 41 genau richtig. Das Restaurant direkt am Bahnhof Zug wird insgesamt gut 100 Menschen einen Aussenplatz bieten und zwei TV-Bildschirme zur Verfügung stellen. «Es wird sicher einige Fussball-Packages geben. Ausserdem werden wir Apéro-Häppchen zur Verfügung stellen», sagt Geschäftsführer Giedo Veenstra. So ganz bis ins Detail habe man noch nicht geplant, schliesslich sei ja noch genügend Zeit bis zum Grossanlass. Jedenfalls könne man auf Erfahrungswerte zurückgreifen, denn auch vergangene Fussball-Grossanlässe liessen sich im Pier 41 im Kollektiv mitverfolgen.

Das Pier 41 beim Bahnhof.

Das Pier 41 beim Bahnhof.

(Bild: pbu)

Plaza

Auch im Plaza präferiert man das Mitfiebern unter freiem Himmel. Geschäftsführer Michael Stehle betont, dass die Übertragungen der Spiele bei jeder Witterung stattfinden. «Die Terrasse bietet ungefähr 100 Sitzplätze. Drinnen haben wir 40. Ein paar Stühle mehr lassen sich allerdings immer noch irgendwo unterkriegen. So schätze ich unser Platz-Total auf gut 150 Plätze.» Stehle kann nicht verstehen, weshalb viele Gastrobetriebe auf das Übertragen der Spiele verzichten: «Für uns waren die Meisterschaften immer ein grosser Gewinnbringer. Das sind Publikumsmagnete, die dafür sorgen, dass stets viel los ist.»

Im Plaza werden drei TV-Bildschirme zur Verfügung gestellt. Auch sonntags, sonst eigentlich Ruhetag, hat das Bistro zu Spielzeiten geöffnet. «Es wird sicher spezielle Angebote geben», sagt Stehle. «Zum Beispiel Currywurst, wenn die Deutschen spielen. Das Ganze ist aber noch nicht spruchreif.» Und was wird sonst noch geboten, was es andernorts nicht gibt? «Wir haben unglaublich nettes Personal», meint der Geschäftsführer und lacht. Extrem durstigen Gästen biete man darüber hinaus Bier aus Fünf-Liter-Fässern.

Das Plaza an der Bahnhofstrasse.

Das Plaza an der Bahnhofstrasse.

(Bild: pbu)

Grand Café Zug

Für die Inhaberin des Grand Café Zug, Judith Huber, seien Welt- und Europameisterschaften «die geilste Zeit im Jahr». Auch bei ihr an der Bahnhofstrasse kann man die Spiele in- und outdoor mitverfolgen. Fünf Bildschirme für weit über 100 Gäste werden geboten. Nebst dem Üblichen werde es eine spezielle EM-Speisekarte geben, verrät die Gastronomin, ohne weiter ins Detail zu gehen. «Es ist für mich unverständlich, wie man dabei nicht mitmachen kann. Es ist jedesmal eine super Zeit, sowohl für mich persönlich als auch fürs Geschäft.»

Das Grand Café an der Bahnhofstrasse.

Das Grand Café an der Bahnhofstrasse.

(Bild: zvg)

Platzhirsch

Von der EM profitieren möchte man auch beim erst kürzlich eröffneten Platzhirsch am Hirschenplatz. «Wir wollen definitiv etwas machen», sagt Inhaber Christoph Schmid. «Solche Anlässe machen im Verbund mit anderen deutlich mehr Spass. Zudem gibt es nicht wirklich viele Public Viewings in Zug. Wir denken, dass die Nachfrage da ist und somit ein lukratives Geschäft vorliegt.»

Platzmässig ist der Platzhirsch allerdings etwas beschränkt. Zurzeit werden deshalb die nötigen Anträge für eine temporäre Erweiterung gestellt. Denn Schmid möchte die Spiele drinnen und draussen zeigen. Mindestens zwei TV-Geräte sollen draussen für gut 80 Leute zur Verfügung stehen. Zudem wolle man alle Spiele zeigen. Das Konzept stehe aber noch nicht ganz.

Auch Christoph Schmid reagiert mit Stirnrunzeln auf die Zurückhaltung anderer Gastrobetriebe. Er kann dem allerdings auch etwas Gutes abgewinnen: «Die Tatsache, dass es in der gesamten Zuger Altstadt nicht möglich sein wird, sich die Fussballspiele in einem Lokal anzusehen, ist natürlich ein Plus für uns», sagt er schmunzelnd.

Der Platzhirsch beim Hirschenplatz.

Der Platzhirsch beim Hirschenplatz.

(Bild: zvg)

Ennet der Gemeindegrenze

Ob noch weitere Beizer auf den EM-Zug aufspringen werden, wird sich zeigen. Noch ist nicht aller Tage Abend. Denn die Gastwirte haben bis zum 18. Mai Zeit, sich eine entsprechende Ausnahmebewilligung zu holen. All jene, die den Sommer aber bereits jetzt planen und die EM-Spiele am liebsten mit mehreren Hundert Mitguckern verfolgen wollen, werden wohl nach Baar pilgern müssen.

Denn der FC Baar bietet das – soweit bekannt – grösste Public Viewing im Kanton an. Gut 500 Menschen finden im Lättich auf dem Clubgelände um das Clubhaus und das Clubzelt Platz. Es werden allerdings nicht alle Spiele gezeigt: «Unter der Woche, also Montag bis Freitag, werden nur die Abendspiele ab 17 Uhr übertragen», erklärt Club-Präsident Martin Pulver. «Über das Wochenende werden alle Spiele gezeigt.»

Dafür werde jeweils am Freitag- und am Samstagabend nach den Spielen ein musikalisches Programm geboten, manchmal mit Live-Musik oder DJ, fügt Pulver an. Dies sei jedoch noch in Feinplanung und werde kurzfristig bekannt gegeben, um den Überraschungseffekt nicht zu verderben. Ein weiteres Plus: Die Öffnungszeiten an den Wochenenden sind bis 2.30 Uhr angesetzt – denn Lärmklagen habe man draussen im Lättich keine zu befürchten.

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