Doppelt so viele Babys in Zuger Kitas

Wo Kinderköpfe gedeihen

(Bild: kibiz-zug.ch)

Es braucht mehr Kita-Plätze in der Stadt Zug. Besonders die subventionierten Plätze sind heissbegehrt, die Wartelisten entsprechend lang. zentral+ hat mit der Geschäftsführerin der Kinderbetreuung Zug über die Wichtigkeit der Frühförderung und den unterschätzten Kinderkopf geredet.

Die Zahl der Kinder, die in der Stadt Zug auf der Warteliste für einen Betreuungsplatz stehen, ist hoch. Gerade ist der Jahresbericht der Kinderbetreuung Zug (Kibiz) erschienen. zentral+ hat mit der Geschäftsführerin Esther Krucker über die Wichtigkeit der Frühförderung, Betreuungsgutscheine und fehlende Krippenplätze gesprochen.

zentral+: Viele Zuger Eltern und vor allem deren Kinder warten auf Plätze in den subventionierten Kindertagesstätten. Und es scheinen immer mehr zu werden.

Esther Krucker: Ja, derzeit sind es etwa 210 Kinder, die auf der Warteliste sind. Wir haben aber nur 134 Plätze zu vergeben. Wir wissen es nicht genau, warum die Zunahme so stark ist. Aber tatsächlich steigt der Druck auf subventionierte Plätze, wie wir sie anbieten. Davon bietet die Stadt Zug viel zu wenige an.

zentral+: Auffallend dabei: Die Zahl der Babies, welche bei einer Kibiz-Kindertagesstätte voraus angemeldet sind, stieg im Jahr 2014 um fast das Doppelte, verglichen mit dem Vorjahr. Nämlich von 51 auf 98 Kinder. Zumindest die Kantonale Statistik zeigt aber, dass die Geburtenrate praktisch identisch ist in den beiden Jahren. Warum also diese Zunahme?

Krucker: Uns verwundert schon auch, dass sich so viele Familien eine Wohnung in der Stadt Zug leisten können. Aber naja, es hat wohl mit dem gesellschaftlichen Wandel zu tun, dass mehr Frauen nach der Geburt wieder arbeitstätig sind und auch immer früher in den Beruf einsteigen. Häufig sind die Firmen darauf angewiesen, dass diese Frauen wieder zurückkommen.

«Die günstigsten Plätze kosten 10 Franken pro Tag. Gutverdienende Familien zahlen aber bis zu 118 Franken.»

zentral+: Ihre Kitas sind subventioniert. Was heisst das konkret im Vergleich zu nicht-subventionierten Plätzen?

Krucker: Das ist sehr stark abhängig vom Einkommen. Bei uns kosten die günstigsten Plätze für Familien mit unterdurchschnittlich hohem Lohn 10 Franken pro Tag. Gutverdienende Familien zahlen bis zu 118 Franken, was dann schon wieder einer Kita entspricht, die nicht subventioniert ist.

zentral+: Ist die lange Wartezeit auf einen Kita-Platz ein Zuger Phänomen?

Krucker: Genau kann ich das nicht beurteilen. Ich weiss, dass beispielsweise in Zürich erst kürzlich fast zu viele Plätze vorhanden waren. Vermutlich ist der Markt irgendwann gesättigt. Doch nicht nur deshalb nimmt die Nachfrage ab, sondern auch, wenn eine Kita zu teuer ist. Dann überlegt man sich vielleicht eher, ob man das Kind der Nachbarin oder den Grosseltern zur Betreuung gibt. Ich weiss, dass die Subvention in Zürich relativ bald aufhört im Gegensatz zu Zug, wo auch Familien im Mittelstand noch in den Genuss von Subventionen kommen. Wir haben ein grosszügiges Modell.

zentral+: Gerade ist der Jahresbericht 2014 herausgekommen. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Arbeit?

Krucker: Ja, durchaus. Klar kann man immer noch viel machen, aber das kann man ja immer. Es wird wohl noch eine Weile dauern bis ich sagen kann, ja jetzt haben wir’s. Trotzdem finde ich, sind wir Vorreiter in Sachen qualitativ gute Kinderbetreuung.

zentral+: Vorreiter? In welchem Sinne?

Krucker: Wir arbeiten seit unserer Gründung vor 40 Jahren nach pädagogischen Konzepten und haben Kitaleiterinnen, die bereits Jahrzehnte bei uns sind. Wir haben immer schon viel investiert in Qualität, Weiterbildung und Pädagogik.

zentral+: Sie sind seit 2005 die Geschäftsleiterin bei Kibiz. Was hat sich in den letzten zehn Jahren verändert?

Krucker: Generell ist in der Kinderbetreuung wahnsinnig viel gegangen. Damals hatten wir zwei Kitas mit insgesamt etwa 60 Plätzen, jetzt sind es vier Kitas mit insgesamt 134 Plätzen. Bald wird eine Kita um eine Gruppe ergänzt, womit wir schlussendlich fast 150 Kinder betreuen können.

zentral+: Vielleicht könnte man auch etwas ketzerisch sein und sagen, dass es doch reichen würde, wenn Kinder in der Kita regelmässig an die frische Luft kommen, gut betreut werden und miteinander spielen können. Ohne dass dahinter ein speziell pädagogischer Ansatz sitzt.

Krucker: Es gibt klare Untersuchungen, die zeigen, dass die ersten Jahre eines Kindes die prägendsten und wichtigsten sind. Wir haben in der Schweiz wenige Ressourcen ausser dem, was in unseren Köpfen steckt. Kibiz Kitas sind Bildungskrippen und wir möchten, dass sich das Potenzial der Kinder angemessen entfalten kann. Wir bieten den Kindern täglich die Möglichkeit, sich gemäss ihren Interessen zu betätigen. Kinder aus bildungsnahen Familien brauchen dieses Angebot vielleicht weniger. Doch für jene aus bildungsfernen Familien kann eine gute Früh- und Sprachförderung sehr hilfreich sein. Da kann man vieles prophylaktisch erreichen. Es ist deutlich schwieriger, ein Defizit im Nachhinein beispielsweise mit Nachhilfe im Schulalter aufzufangen.

 

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