Verschiebung des CSS-Gebäudes

Wo der Glaube schon Zentralschweizer Häuser versetzt hat

Wurde 2015 verschoben: Das Tramhüsli in Emmen – hier auf einer Aufnahme aus den 60er Jahren. (Bild: zvg)

Eine Interpellation fordert die Verschiebung des alten CSS-Gebäudes in der Tribschenstrasse. Aber ist das überhaupt möglich? Es wäre zumindest nicht der erste Fall eines Hausumzugs in der Zentralschweiz.

Das ehemalige Gewerbegebäude in der Tribschenstrasse sorgt für Kopfzerbrechen. Während ursprüngliche Pläne vorsahen, den Bau einzureissen und Platz für eine neue Liegenschaft der CSS zu schaffen, wurden Gegenstimmen laut, die sich für einen Erhalt des Hauses einsetzten.

Der Luzerner Anwalt Jost Schumacher gab im August bekannt, das Gebäude zu verschieben – auf eigene Kosten. Vertreter der FDP begrüssen diesen Vorschlag und fordern die Stadt in einer Interpellation auf, diesen auf seine Machbarkeit zu prüfen (zentralplus berichtete).

Es wäre nicht die erste Verschiebung eines Gebäudes in der Zentralschweiz. zentralplus hat ein paar der Beispiele von Häusern zusammengetragen, die in den vergangenen Jahren umgezogen sind.

Das umstrittene Gewerbegebäude auf dem Grundstück der CSS in Luzern. (Bild: jal)

«Tramhüsli» in Emmenbrücke

Das Tramhüsli in Emmen ist einer der wenigen Zeitzeugen der 1961 eingestellten Luzerner Trambetriebe. Gebaut wurde es 1927. Gerade weil die frühere «Tramwartehalle mit Transformatorenstation», wie das Häuschen in der damaligen Baubewilligung genannt wurde, von historischem Wert ist, entschied man sich für die Erhaltung des Gebäudes.

Eigentlich hätte es nämlich abgerissen werden sollen, weil man Platz für eine Neugestaltung der Gerliswilerstrasse brauchte. Durch eine Spende von rund 300’000 Franken, finanziert durch private und öffentliche Hand, konnte es schliesslich gerettet werden (zentralplus berichtete).

Die Verschiebung des Tramhüsli fand am 23. Juni 2015 statt und dauerte rund 2,5 Stunden. Durchgeführt wurden die Arbeiten von der Zuger Firma Iten. Das Gebäude wog beim Umzug rund 250 Tonnen, wie die Stiftung Tramhüsli schreibt. Das Haus wurde aber nicht nur verschoben, es wurde zeitgleich auch noch leicht gedreht – um 4,2 Meter auf einer und 4,8 Meter auf der anderen Seite. Um es zu verschieben, wurde, vereinfacht gesagt, eine Betonplatte unter das Haus geschoben und dann auf einem leicht gebogenen Schienensystem bewegt.

Seit April 2019 ist das Tramhüsli ein Treffpunkt mit Café-Bar und einem Buffet.

Bootshaus Zug

Die Stadt Zug kaufte 2019 die Oeschwiese am Zuger Seeufer für 4,7 Millionen Franken. Sie plant, diese in das bestehende Strandbad einzugliedern. Auf der Wiese steht jedoch noch ein altes Bootshaus, das den bisherigen Eigentümern gehört. Deren Wunsch: Der Holzbau soll erhalten bleiben. Um diesem Wunsch nachzukommen, wurde beschlossen, das Gebäude um rund 70 Meter an den Rand des Grundstücks zu verschieben (zentralplus berichtete).

Dafür wurde die Staubli, Kurath und Partner AG beauftragt, die sich auf Verschiebungen im Wasserbereich spezialisiert hat. Beim Bootshaus sollen Stahlträger unter das Gebäude geschoben werden, die dann von einem Kran hochgehoben und mitsamt dem Bootshaus neu platziert werden können. Satte 503’000 Franken würde diese Umplatzierung kosten. Das Projekt soll bis 2023 realisiert werden.

Das Bootshaus auf der Oeschwiese soll bis 2023 an den Rand des Grundstücks weichen, damit die Badi mehr Platz hat. (Bild: wia) (Bild: wia)

Wohnhäuser in Rain

Im luzernischen Rain wurden im Dezember 2019 zwei Wohnhäuser verschoben. Eines um 25 und das zweite um 50 Meter. Die Verschiebung erfolgte, weil die Firma Jenny Science auf dem Gelände einen neuen Hauptsitz baute. Dieser soll im Frühjahr 2021 eröffnet werden (zentralplus berichtete).

Oerlikon, Zürich

Das bisher grösste Gebäude der Schweiz wurde jedoch nicht in der Zentralschweiz, sondern in Zürich Oerlikon verschoben. Es war gar die grösste Hausverschiebung in ganz Europa. 6’200 Tonnen wiegt der ehemalige Direktionssitz der Maschinenfabrik Oerlikon. 60 Meter weit wurde er versetzt, um Platz für zwei zusätzliche Gleise zu schaffen. Transportiert wurde der 123-jährige Koloss auf rund 500 Rollen. Auch hier war die Firma Iten am Projekt beteiligt. Der Umzug dauerte zwei Tage und kostete 12 Millionen Franken.

Technische Meisterleistung: die Verschiebung des Oerlikon-Baus. (Bild: SRF)

Ob das alte CSS-Gebäude an der Tribschenstrasse in Luzern nun in den Pantheon der umgezogenen Liegenschaften einziehen darf, ist noch nicht entschieden. Machbar wäre es theoretisch aber allemal.

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