Luzern im Vergleich mit anderen Touri-Städten

Wo Cars ab der ersten Stunde 58 Franken bezahlen

Touristen auf dem Luzerner Schwanenplatz. (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Luzern diskutiert über ein neues Carregime – dabei geht es auch um höhere Parkplatzgebühren und Tarife für das Anhalten. Ein Vergleich zeigt: Im Ausland zahlen Reisebusse teils massiv mehr.

Die Stadt Luzern sucht noch immer einen Ausweg aus der festgefahrenen Carsituation. Wohin mit den Cars? Und wie viel Tourismus erträgt Luzern eigentlich?

Um eine zukunftsfähige Lösung zu finden, will der Stadtrat diese Fragen bis 2021 unter Einbezug der Bevölkerung klären. Es laufen derzeit parallel zwei Strategieprozesse (zentralplus berichtete). Das Parlament muss das Vorgehen am 24. Oktober absegnen.

Es geht dabei nicht nur um die Frage, wo die Cars künftig parkieren – sondern auch zu welchem Preis. Denn die Gebühren sind letztlich ein wichtiges Steuerelement für den Massentourismus.

Dazu hat die Stadt die aktuellen Gebühren genauer analysieren lassen und mit anderen Tourismusdestinationen verglichen. Ziel ist die Entwicklung eines umfassenden Konzepts für das Anhalten und Parkieren von Cars in der Stadt. Ein erster Zwischenbericht des Luzerner Mobilitäts-Start-ups Trafiko liegt vor – und dies sind die wichtigsten Erkenntnisse daraus.

Wie viel müssen Cars in Luzern bezahlen?

Das Anhalten der Cars, um etwa am Schwanenplatz Touristengruppen ein- und aussteigen zulassen, ist bisher immer noch gratis. Auf Stadtgebiet gibt es 25 Haltekanten ohne Perrons.

Das Abstellen auf den derzeit 77 öffentlichen Parkplätzen der Reisebusse hingegen kostet. Die Gebühren sind in einem Reglement von 1995 festgehalten – auf 2016 wurden sie verdoppelt und flächendeckend eingeführt. Pro Stunde kostet das Parkieren tagsüber je nach Lage zwischen 3 und 10 Franken pro Stunde, eine Tagespauschale zwischen 30 und 50 Franken. In der Nacht ist das Parkieren immer noch gratis.

Ein Spezialfall ist das Inseli, wo die 26 Carparkplätze und 6 Halteplätze nach einem Abstimmungsentscheid zugunsten einer grösseren Parkfläche verschwinden müssen (zentralplus berichtete). Hier sind die Gebühren degressiv, längeres Parkieren wird belohnt: Ab der zweiten Stunde kostet das Parkieren nur noch die Hälfte. Damit wollte der Stadtrat die gewünschte Auslastung des zentralen Parkplatzes gewährleisten.

So viel zahlen Cars heute auf Luzerner Parkplätzen:

Die heutigen Gebühren seien zwar übersichtlich und einfach, jedoch schlecht aufeinander abgestimmt, so der Bericht. Die dezentralen (und somit günstigeren) Parkplätze Alpenquai und Landenberg liegen nur rund 100 Meter vom deutlich teureren Inseli entfernt. Entsprechend seien diese Parkplätze Alpenquai und Landenberg sehr beliebt.

Kommt nun eine Anhaltegebühr?

Das Stadtparlament will einen Einfahrtspreis für alle Cars und ein Ticketsystem für den Schwanen- und Löwenplatz. Einfahrt, Ein- und Ausstieg sowie Parkieren könnte so als Kombiticket 160 Franken kosten. So würden sich alle Touristen an der Aufwertung der Innenstadt beteiligen. Ein entsprechendes Postulat wurde im August 2018 angenommen.

Am Schwanenplatz etwa – unmittelbar neben vielen touristischen Attraktionen – dürfen Touristen in der Hauptsaison nur ausgeladen werden. Es sei inkonsequent, dass auf dieser Anlage keine Gebühren anfallen, während auf Parkplätzen ab der ersten Minute bezahlt werden muss, hält der Bericht fest.

Darüber, wo die Cars parkieren sollen, herrscht Uneinigkeit: Cars auf dem Parkplatz «Inseli». (Bild: jwy)

Der Stadtrat zeigt sich bereit, das Gebührensystem auf Anhalteplätze auszuweiten. Dies müsste aber in Kombination mit einer dezentralen Parkierungsmöglichkeit geschehen – etwa auf dem Grundstück Hinterschlund in Kriens, wo ein temporärer Carparkplatz entstehen soll (zentralplus berichtete).

Für die tatsächliche Einführung einer Anhaltegebühr und eine Verteuerung der Gebühren müsste zuerst so oder so das Reglement über die Gebühren für das zeitlich beschränkte Parkieren geändert werden. Auch in anderen Schweizer Städten gibt's übrigens meist keine Anhaltegebühren – Ausnahmen sind der Rheinfall und Zürich Flughafen.

Gibt es Vorbilder für Luzern?

Interlaken und Salzburg, die beide auch von Gruppenreisenden mit Cars geprägt sind, haben bereits Lösungen gefunden. Interlaken mit seinen rund 200 Cars pro Tag (Luzern 500) hat 2014 das Carregime angepasst: Weite Teile der Innenstadt wurden für den Carverkehr gesperrt und drei neue Haltekanten für das Ein- und Ausladen gebaut.

Dort dürfen Reisebusse maximal 10 Minuten anhalten, Parksäulen mit Leuchtziffern zeigen die Restzeit an. Zudem wurden Parkplätze ausserhalb geschaffen. «Interlaken verfolgt konsequent das Konzept von getrennter Nutzung der Carhaltekanten und Carparkplätze», heisst es im Bericht.

Vergleich zwischen Luzern und Interlaken:

Die Boomstadt Salzburg hat ähnlich viele Logiernächte wie Luzern, zählt aber weniger Cars. Die Barockstadt hat zwei Busterminals mit 17 Kanten zum Ein- und Ausladen im Norden und Süden, die Altstadt ist für den Busverkehr gesperrt. Zudem gibt es zwei Parkanlagen am Stadtrand mit 99 Plätzen.

In Salzburg kostet schon das Anhalten pauschal 50 Euro, inbegriffen ist ein Parkplatz ausserhalb für drei Tage. Der Slot muss vorgängig via App gebucht werden, sonst droht eine Gebühr von 150 Euro.

Vergleich zwischen Luzern und Salzburg:

Wie teuer ist Luzern im Vergleich?

In der Innenstadt liegen die Parkgebühren für Cars leicht über dem Schweizer Schnitt. Als Referenz wurde der Inseliparkplatz gewählt, der teuerste Luzerner Parkplatz. Andere Schweizer Städte dulden an solch zentralen Lagen keine langfristige Parkierung.

Im internationalen Vergleich gibt es deutlich höhere Tarife, vor allem für die ersten beiden Stunden. So kostet in Nizza das Parkieren in der Innenstadt für eine Stunde stolze 58 Franken. Auch Salzburg ist deutlich teurer als Luzern. Dort gibt es zu besonderen Anlässen eine zusätzliche Lenkung über beschränkte Slots und dynamische Preise. Städte wie Venedig und Rom verlangen zudem eine Art Road Pricing, bis zu 414 Franken für die Fahrt in die Innenstadt.

Auch wenn man den Stadtrand oder die Agglomeration als Vergleich nimmt, parkieren Cars in Luzern zum Teil deutlich günstiger als im Ausland. Hier wurde als Vergleichsparkplatz das Brüelmoos beim Lido gewählt, mit 3 Franken pro Stunde der günstigste in Luzern. In Nizza sind es am Stadtrand 6 Franken. Auffällig: In Nizza ist das Parkieren in der Innenstadt 10-mal teurer als am Stadtrand – in Luzern ist es nur gut das 3-Fache.

Fazit: Im internationalen Vergleich ist Luzern also günstig, im Schweizer Vergleich ist Luzern am Stadtrand günstig. Welches Gebührenmodell für Luzern sinnvoll wäre, wie man die Gelder erheben könnte und welche Massnahmen ergriffen werden könnten – diese Antworten geben die Experten erst im Schlussbericht.

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