Zug luchst Luzern Vorzeigefirma ab

Wirtschaftsstandort Luzern: Fehlt das Vertrauen?

Die Flotte reist nach Rotkreuz: Wegen Platzmangel und Umbauarbeiten hat sich Mobility entschieden, gen Zug zu ziehen. (Bild: Mobility Genossenschaft)

Am Freitag hat Mobility angekündigt, den Firmensitz von Luzern nach Rotkreuz zu verlegen. Was die einen freut, reut die anderen. Schuld am Wegzug ist ein bekanntes Problem. Der oberste Luzerner Wirtschaftsförderer spricht aber auch von fehlendem Vertrauen in den Standort.

Mit allen rund 130 Mitarbeitern zieht die Mobility per Anfang 2018 in die Suurstoffi Rotkreuz. Dies, weil laut Angaben der Mobility der Firmensitz in Luzern langsam zu klein geworden sei. Nachdem bei den Büros nun auch noch Sanierungsarbeiten angestanden seien, habe man sich nach einem alternativen Standort umgeschaut. Und auch einen gefunden. Personelle Konsequenzen hat der Umzug aber nicht, beteuert Patrick Eigenmann, Verantwortlicher Kommunikation und Medien der Mobility. Oder wenn, dann nur positive: «In der Suurstoffi haben wir genug Platz – auch für weiteres Mitarbeiterwachstum», sagt Eigenmann.

Ein Versprechen für die Zukunft?

Eines ist jedoch sicher: Der Umzug der Mobility freut Regierungsrat Matthias Michel, Vorsteher der Zuger Volkswirtschaftsdirektion. «Mit der Mobility zieht ein Marktleader mit hoher Reputation und viel Know-how nach Rotkreuz.» Der Zuzug der Firma sei ein wichtiger Beitrag zur Diversifizierung und eine gute Ergänzung für den Wirtschaftsstandort Zug.

Die Mobility schreibt in ihrer Mitteilung, dass das überzeugende Gesamtkonzept der Büroräumlichkeiten mit einem CO2-freien Betrieb sowie die zentrale Lage nahe des Bahnhofs den Ausschlag für den Wegzug aus Luzern gegeben hätten. «Aber auch die geografische Nähe zum geplanten Campus Informatik der Hochschule Luzern könnte für die Mobility spannend sein», mutmasst Michel.

Die sogenannte intelligente Mobilität sei ein zukunftsträchtiges Modell. Die Verknüpfung von Wissen und Forschung mache deswegen umso mehr Sinn. «So bietet sich vielleicht auch die Chance für Praktikanten oder eine Zusammenarbeit bei Bachelor-Arbeiten – also eine Win-win-Situation», sagt Michel. Das stimmt teilweise: «Das professionelle Umfeld in der Suurstoffi ist natürlich interessant und vielfältig, aber es war definitiv kein Faktor, den wir in die Entscheidung miteinbezogen haben», sagt Patrick Eisenmann.

In Rotkreuz ist der Anschluss garantiert

«Wir sind natürlich erfreut, dass Mobility den Weg nach Rotkreuz findet. Das zeigt uns auch, dass das Konzept der Suurstoffi als CO2-freier Betrieb durchaus funktioniert», erklärt der Gemeindeschreiber von Risch-Rotkreuz, Ivo Krummenacher. Zudem passe der Zuzug der Mobility auch zum Gemeinde-Slogan: «Anschluss garantiert». «Das spricht für die Erreichbarkeit des Standorts Rotkreuz», so Krummenacher.

«Unter dem Strich hat Rotkreuz das beste Gesamtpaket geboten.»
Patrick Eigenmann, Verantwortlicher Kommunikation & Medien, Mobility

Luzern hätte Mobility gerne behalten

«Wir verlassen Luzern mit einem weinenden Auge», so Patrick Eigenmann von der Mobility. Diese war von Beginn weg in Luzern zu Hause. Er fügt jedoch an: «Mobility hat 30 Objekte evaluiert und dabei stets den Fokus auf die Stadt Luzern und die Zentralschweiz gelegt. Unter dem Strich hat Rotkreuz das beste Gesamtpaket geboten und das Rennen gemacht.»

«Natürlich hätten wir die Mobility gerne in Luzern behalten.»
Walter Stalder, Direktor Wirtschaftsförderung Luzern

Dass die Mobility wegzieht, findet Walter Stalder, Direktor der Wirtschaftsförderung des Kantons Luzern, sehr schade. «Natürlich hätten wir die Mobility als traditionelles Luzerner Unternehmen gerne in Luzern behalten», sagt Stalder. Über zwei Jahre hätte die Wirtschaftsförderung des Kantons Luzern zusammen mit der Mobility verschiedenste Standorte in und um Luzern geprüft. Gescheitert sei es seinen Einschätzungen zufolge vor allem daran, dass die Stadt auf die Schnelle keine genügend grossen Büroräume zur Verfügung stellen konnte, so Stalder.

Investoren fehlt das Vertrauen

Fehlende Büroflächen sind ein bekanntes Problem in Luzern: «In Zürich und Zug, überall werden Büroräume gebaut, nur in Luzern nicht», gibt Stalder zu bedenken. Investoren seien nicht bereit zu bauen, bevor nicht ein grosser Teil der Flächen vermietet sei. «Wenn eine Firma umziehen will, muss es meistens schnell gehen. Dann werden die Büros nicht auf das gewünschte Datum fertig.»

Fehlt den Investoren das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Luzern? «Es macht den Anschein», sagt Stalder. Klar sei jedenfalls, dass es fast keine attraktiven 1000 Quadratmeter grossen Büroräume am Stück gebe. Dies sei wohl ausschlaggebend gewesen für den Wegzug der Mobility, so Stalder.

«Kanton und Stadt Luzern verfügen über sehr gute Rahmenbedingungen für Firmen.»
Peter Bucher, Beauftragter für Wirtschaftsfragen im Kanton Luzern

Etwas weniger dramatisch sieht die Situation Peter Bucher, Beauftragter für Wirtschaftsfragen im Kanton Luzern: «Kanton und Stadt Luzern verfügen über sehr gute Rahmenbedingungen für Firmen.» Die Gründe für den Umzug können laut Bucher jedenfalls nicht bei steuerlichen Motiven liegen. Wahrscheinlich sei es schlicht ein attraktives Flächenangebot gewesen, das den Entscheid ausgelöst habe, so Bucher.

Für die Zukunft wird vorgesorgt: «Die Stadt ist daran, in ihren Entwicklungsarealen zusätzliche Arbeits- und Dienstleistungsflächen zu schaffen.» Leider werde an manchen Standorten die Entwicklung politisch blockiert, so beispielsweise am Pilatusplatz, sagt Bucher.

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