Unternehmen der zweitgrössten russischen Bank

Zwei russische Firmen in Zug sind nicht mehr auffindbar

Verwaist: Der angebliche Sitz der beiden Handelsgesellschaften der russischen VTB. (Bild: mik)

Die russische Grossbank VTB ist mit mindestens drei Unternehmen im Kanton Zug vertreten – zumindest laut Handelsregister. Denn zwei scheinen spurlos verschwunden. Auf Anfrage von zentralplus hat das Handelsregisteramt zwei Verfahren eingeleitet.

VTB ist die zweitgrösste russische Bank und seit den Sanktionen gegen Russland stark unter Druck. Mit VTB Capital betreibt das Unternehmen in Zug Rohstoffhandel. Gleich dreifach ist es im Kanton vertreten. Neben einer Zweigniederlassung in Zug auch mit zwei Handelsunternehmen in Baar. Zumindest laut Handelsregister.

Denn dort sind sie an der Industriestrasse 4 angemeldet. Doch bei einem Besuch an der Industriestrasse zeigt sich schnell, dass keines der beiden Unternehmen hier angesiedelt zu sein scheint: Keine Klingel, kein Briefkasten geben einen Hinweis auf die beiden Firmen.

Sicherheitshalber kurzes Nachprüfen bei der Hintertür: Tatsächlich, hier wird auch gearbeitet. Aber in einer Arztpraxis. Keine Spur von den russischen Handelsunternehmen. Schriftliche Anfragen bei VTB Capital in Moskau und in Zug bleiben unbeantwortet. Also versucht es zentralplus mit einem Besuch in der Zuger Zweigniederlassung.

Dort vor der Tür wird der Reporter von einem Finanzspezialisten des Unternehmens freundlich in den zweiten Stock geschickt. Doch dort endet der Besuch dann auch schon vor der gesicherten Glastür. Auf das Klingeln hin wollen zwei junge Mitarbeiter den Reporter noch einlassen, doch die älteren Semester scheuchen sie schnell hinter die nächsten rettenden Türen. Laut einem weiteren Medienbericht sind es für die Mitarbeiter die letzten Tage in diesem Büro, aber dazu später mehr.

Verschlossene Türen: Blick in die Zuger Niederlassung von VTB Capital.

Die Unternehmen drohen aufgelöst zu werden

Zuerst melden wir uns beim Handelsregisteramt. Nach einer kurzen Abklärung teilt das Amt mit, dass es auf die Anfrage von zentralplus hin in beiden Fällen sogenannte Aufforderungsverfahren eingeleitet hat.

Sie haben nun eine gesetzte Frist erhalten, in der sie Gelegenheit haben, um ihre Einträge im Handelsregister zu korrigieren. Kommen sie dem nicht nach, hat das Handelsregisteramt mehrere Möglichkeiten für das weitere Vorgehen. Üblicherweise führt das dazu, dass die Unternehmen aufgelöst und die Verantwortlichen gebüsst werden.

Verwaltungsrat der beiden Unternehmen war bis im September 2021 einer der eben noch mächtigsten Banker Europas, Yury Solovyov. Er führte lange den Investmentarm der VTB-Gruppe, zu dem die beiden verschwundenen Unternehmen gehören. Solovyov steht auf der Sanktionsliste der USA gegen Russland und hat den Verwaltungsrat der beiden Unternehmen im vergangenen September verlassen.

Im Verwaltungsrat verblieben sind die Finanzchefin von VTB Capital und ein Schweizer, der online seine Dienste als Steuerberater anbietet. Solovyov ist vergangenen September aus dem Verwaltungsrat zurückgetreten.

Chef wurde wegen UBS-Geschäften zu Gefängnis verurteilt

So ganz genau nimmt es VTB Capital womöglich auch in Zug nicht. Zumindest prangt auf dem dortigen Briefkasten noch der Name eines Kaders, das das Unternehmen laut seinem Linkedin-Profil längst verlassen hat. Wäre die Anschrift des Briefkastens aktuell gehalten, dürfte an dessen Stelle wohl der Name des aktuellen Filialleiters prangen: Peter Ghavami.

Der belgische Staatsbürger ist in Finanzkreisen ein Begriff. Denn 2012 wurde er in den USA wegen seiner Beteiligung an Marktmanipulationen zu 18 Monaten und einer Busse in Höhe von einer Million Dollar verurteilt. Als UBS-Banker hatte er in den USA Gemeinden betrogen. Sein Anwalt zeigte sich damals glücklich über das Urteil - die Staatsanwaltschaft hatte mindestens 17,5 Jahre gefordert.

Dass das Handelsregisteramt von VTB eine Antwort erhält, ist übrigens zumindest unsicher. Denn wie die «Financial Times» berichtet, will die VTB-Bank ihr Geschäft in Zug mit 60 Mitarbeitern schliessen. Wegen der verhängten Sanktionen gegen das Unternehmen wolle es sich aus Europa zurückziehen, so die Zeitung.

Hinweis: Dieser Artikel wurde nach seiner Publikation mit zusätzlichen Abschnitten ergänzt, etwa zu Peter Ghavami.

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