Drei der top five Cyberwährungen sind aus Zug

«Zugs Crypto Valley hat eine starke Sogwirkung»

Crypto-Valley Zug: Bahnt sich von hier eine Revolution auf dem globalen Finanzmarkt an?

(Bild: zvg)

Die Bestrebungen, zum «Crypto Valley» zu avancieren, waren und sind in Zug gross. Ein Blick auf die Top fünf der Kryptowährung zeigt nun, dass sich in der Kolinstadt noch mehr grosse Player niedergelassen haben. Auch, weil hierzulande noch nicht so stark reguliert wird.

In Zug siedeln sich immer mehr Firmen und Stiftungen aus dem Kryptobereich an – auch ganz grosse Vertreter sind hier zu finden. So sind beispielsweise die Ethereum Foundation, die Cardano Stiftung sowie die Firma Bitcoin Suisse AG in Zug domiziliert. Die respektiven Währungen der Stiftungen – Ether und Ada – sind in den Top fünf der wertvollsten Kryptowährungen vertreten.

Besonders Cardano/Ada ist in den vergangenen Wochen förmlich durch die Decke gegangen. Der Marktwert beziehungsweise der sogenannte «Market Cap» liegt momentan bei 21 Milliarden Dollar – die Rede ist oft vom neuen Stern am Kryptohimmel. Und letzte Woche wurde bekannt, dass das chinesische Unternehmen «Bitmain Technologies» nach Zug kommt (zentralplus berichtete).

Entwicklung zur Kryptohochburg läuft

Dass sich generell Firmen in Zug ansiedeln, ist beileibe nicht neu. Mit Ethereum und Cardano sind aber auch zwei Stiftungen ansässig, die nicht nur hier weilen dürften, weil sich Stiftungen leicht von Steuern befreien lassen. Zugegeben: Viel Betrieb herrscht an den Sitzen vermutlich nicht. Die Cardano Stiftung ist an der Gubelstrasse 11 domiziliert. Als Untermieterin der «Sielva Management SA», genauso wie gut 40 weitere Firmen. Und bei Ethereum standen wir bei einer Recherche im letzten Frühjahr vor einem leeren Büro (zentralplus berichtete). Trotzdem liegt die Vermutung nahe, dass sich die Bemühungen des Kantons, sich als «Crypto Valley» zu vermarkten, fruchten.

René Hüsler, Direktor des Departements Informatik an der Hochschule Luzern, ist selber Vorstandsmitglied der Crypto Valley Association (CVA). Diese wurde im Januar 2017 mit dem Ziel gegründet, die weitere Entwicklung des Crypto Valley in der Schweiz zu koordinieren und zu fördern. Zu den Mitgliedern gehören Bitcoin Suisse, PwC und die Hochschule Luzern, auch der Kanton sowie die Stadt Zug sind angegliedert.

Hüsler bestätigt die Entwicklung: «Der Steuerbefreiungsaspekt ist in der Tat nicht relevant, denn diese Stiftungen haben keine gewinnorientierte Ausrichtung. Die Technologie steht in diesem Sinne gratis zur Verfügung.» Die Form sei für den Zweck ideal, weil die gesamten Mittel wieder reinvestiert werden könnten.

Viele Firmen im Kryptobereich würden als Unternehmen starten und sich deshalb dann in Stiftungen umwandeln. In der Tat war es auch bei Ethereum so: Im Februar letzten Jahres wurde die operative Firma liquidiert, die Stiftung blieb – wenn auch Wunderkind Vitalik Buterin in Richtung Asien abzog.

René Hüsler, Direktor des Departements Informatik an der Hochschule Luzern.

René Hüsler, Direktor des Departements Informatik an der Hochschule Luzern.

(Bild: zvg)

«Umfeld erzeugt Sogwirkung»

Ansiedeln liessen sich diese überall in der Schweiz und auch im Ausland – fruchtet die Kampagne von Stadt und Kanton also langsam? «Ich bin absolut dieser Meinung», erklärt Hüsler. «In Zug herrscht ein Umfeld, das im Kryptobereich grosse Sogwirkung ausübt.» Das ganze Ökosystem würde sich rasch entwickeln und weitere Firmen anziehen.

Wo kann Zug besonders punkten? «Die Vorgaben für das sogenannte ‹token generating› – also das Erzeugen der digitalen Wertmarken – sind beispielsweise noch nicht so stark reguliert wie andernorts», erklärt Hüsler. Ausserdem hätten China und Südkorea sogenannte Initial Coin Offerings (ICO) verboten. Die Besonderheit von Zug liege jedoch vor allem im Umfeld. «Durch die Ansiedlung vieler Kryptofirmen entstand eine Community, die sich gegenseitig befruchtet.»

Der Experte relativiert allerdings gleich wieder: Einerseits beobachte die Finma das Geschehen stark. Andererseits habe der in Zug stationierte Branchenverein CVA einen «Code of Conduct» publiziert, der rechtliche, moralische und sicherheitstechnische Verhaltensregeln ICOs vorgebe. «Innerhalb des Vereins sind wir vor allem bestrebt, den Anlegerschutz zu stärken», erklärt Hüsler.

Regulierung durch mehr Firmen

Dass Zug immer attraktiver für Firmen und Organisationen wird, ist so gut wie nicht mehr von der Hand zu weisen. Auch wenn Fakt zu sein scheint, dass längst nicht alle auch aktiv vom Standort aus operieren, sondern aus Prestigegründen lediglich im Kanton domiziliert sind. Dass sich immer mehr Firmen niederlassen, ist auch ein Risiko: Immer wieder gibt es etwa Skandale, welche die Kurse einbrechen lassen. Das Flaggschiff Bitcoin kämpft wegen der exorbitant hohen Stromverbräuche bei Transaktionen um sein Image. Und Fälle von Geldwäscherei zogen auch in Zug ansässige Firmen in Mitleidenschaft (zentralplus berichtete).

Mehr Firmen und Organisationen anzuziehen, ist laut René Hüsler allerdings nicht ein Nachteil, sondern eine mögliche Problemlösung: «Je stärker die Branche wächst, desto stärker nimmt auch die implizite Überwachung zu.»

Kurzes Kryptolexikon

ICO

Initial Coin Offering. Hier werden Coins/Tokens erstmalig verkauft oder verteilt, bevor sie dann eventuell offiziell an Börsen gelistet werden. ICOs sind ähnlich wie das Crowd Funding, allerdings ohne jegliche Sicherheiten und/oder Ansprüche.

Market Cap

Die Marktkapitalisierung beschreibt das gesamte Volumen (Geld), welches sich in einem bestimmten Markt (z. B. Bitcoinmarkt) befindet und somit immer wieder von A nach B transferiert wird (Handel). Um die Marktkapitalisierung (K) eines Coins zu erhalten, nimmt man den aktuellen Wert (w) eines Coins mal die sich aktuell im Umlauf befindenden Coins (N). Also N*w = K
Mit diesem Wert kann man sich ein Bild machen, wie wertvoll ein Coin z. B. im Vergleich zu anderen Coins ist, da natürlich gilt: Je höher die Marktkapitalisierung ist, desto grösser ist die Nachfrage eines Coins. Die Marktkapitalisierung ist ein guter Parameter, um Coins miteinander zu vergleichen, da die Menge und Wert an Coins sich teilweise stark unterscheidet.

Blockchain

Ist die eigentliche Technologie, auf der die Kryptowährungen wie z. B. Bitcoin und Ethereum basieren. Die Blockchain bildet eine Kette von Datensätzen (deshalb Blockchain), in der Einträge unveränderbar dokumentiert und dezentral – also z. B. auf Tausenden Geräten – abgespeichert werden. Zum Beispiel die Bitcoin-Transaktionen. Es existieren verschiedene Formen von Blockchains. Es gibt private, öffentliche und Konsortium-Blockchains. Generell übernimmt eine Blockchain meist die Aufgaben des Mittelsmanns. Immer da, wo der Mittelsmann bisher eine wichtige Rolle spielte, und immer da, wo Vertrauen, Sicherheit, Automatismus und Effizienz eine wichtige Rolle spielen werden.

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